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Wildbienen-Parasiten: Erzwespen
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Artname: Monodontomerus aeneus (Fonscolombe 1832) · weitere & ähnliche Art: Monodontomerus obscurus Westwood, 1833
Synonym: Monodontomerus obsoletus Fabricius 1798
Taxonomie: Ordnung: Hymenoptera ('Hautflügler') > Unterordnung: Apocrita (Taillenwespen) > Legimmen (Terebrantia) > Überfamilie: Chalcidoidea (Erzwespen) > Familie: Torymidae
Merkmale:W: 3,1–4,6 mm lang, Legebohrer 1–1,7 mm lang; M: 2,1–3,1 mm lang. Dunkelrote Augen, unbehaarter Körper metallisch glänzend: Kopf und Pronotum grünlich, Mesonotum, Scutellum und Abdomen schwärzlich bzw. schwarzviolett, der erste Tergit aber blaugrünlich oder grünbläulich; hintere Tibien dunkel.
Verbreitung:Europa (ganz Deutschland); ?.
Lebensraum:Habitate der Wirtsarten (Hymenoptera, Lepidoptera)
Fortpflanzung:Parasitoid; Ernährung durch die Körperflüssigkeit gelähmter Wirte, Entwicklung der Larven auf Wirtslarven bzw. in deren Kokons.
Wirte:Mauerbienen (Osmia spec.): Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis), Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta); Schmetterlinge.
Nahrung:karnivor: Wirtslarven & Imagines; offenbar auch vegetarisch: Proviant der Bienenlarve.
Flugzeit:1–2 Generationen (univoltin/bivoltin): Juni, evtl. auch im Spätsommer
Status:in dünnwandigen Nistgängen (etwa in Nisthilfen mit Schilfstengeln oder Pappröhrchen) teilweise häufig
Erzwespen: Monodontomerus aeneus
Die winzige Erzwespe Monodontomerus aeneus Weibchen (tot) · Solingen, Mai 2015

Erzwespen sind Parasitoide, also "Raubparasiten", da sie ihre Wirte töten; einige Arten werden daher erfolgreich als "biologische Schädlingsbekämpfer" eingesetzt. Die Art Monodontomerus aeneus (bzw. Monodontomerus obsoletus) wurde in Nestern von Mauerbienen und in Schmetterlingen gefunden und ist daher auch an Nisthilfen zu beobachten, wo sie im Frühsommer versucht, ihre Eier in die Nester von Osmia bicornis und Osmia cornuta einzubringen. Der schwärzlich bis grünlich metallisch glänzende Chitinpanzer der kaum einen halben Zentimeter langen Wespen ist typisch für die Chalcidoidea und war Anlaß für ihren deutschen Namen "Erzwespen".

Gustav Mayr beschrieb Monodontomerus obsoletus 1874 in seiner Arbeit "Die europäischen Torymiden biologisch und systematisch bearbeitet"¹ so:

Dunkel violett oder mehr blau, der Kopf mit dem Schafte und das Pronotum grün, selten blau, das erste Abdominal-Segment grünblau oder blaugrün, die Tibien braun, die vier vorderen oft mehr oder weniger braungelb oder gelb, die Tarsen gelb oder gelbbraun. Die Flügel gebräunt, am Ramus stigmaticus mit einem braunen Flecke. Die mittleren Geisselglieder sind etwas kürzer als dick oder ebenso lang als dick. Der Abschnitt des Scutellum ist wie bei M. dentipes. Das Metanotum ist ziemlich scharf netz- oder fingerhutartig punktirt und hat in der Mitte einen verkehrt trapezförmigen Eindruck, welcher durch einen Längskiel halbirt und durch scharfe Querkielchen in mehrere Gruben getheilt ist, wodurch sich diese Art von M. dentipes besonders unterscheidet, indem bei dieser Art der Eindruck hinten ziemlich spitzig endet und dadurch die Form eines Dreieckes erhält, während derselbe bei Mon. obsoletus hinten abgestutzt oder mindestens breit abgerundet und überhaupt hinten viel breiter ist. Der 1—1′7 Mm. lange Bohrer misst 2/3 der Länge des Hinterleibes. Die Körperlänge beträgt beim Weibchen 3′1—4′6, beim Männchen 2′1 bis 3′1 Mm.

Erzwespen der Gattung Monodontomerus erscheinen meist erst im Juni. Sie sind zwar recht klein, aber immerhin ähnlich lang wie die "Mauerbienen-Taufliege" Cacoxenus indagator und daher an Nisthilfen leicht zu entdecken, wo sie mehr laufen als fliegen. Die Weibchen suchen nach der Paarung nach Bienenlarven, deren Position sie mit ihrem Geruchssinn ermitteln. Bienenlarven sind besonders dann leicht zu erreichen, wenn diese z. B. in einem Schilfstengel leben, und auch die praktischen Pappröhrchen, die in machen Nisthilfen verwendet werden, sind offenbar dünnwandig genüg für Monodontomerus obsoletus: Mit seinem langen Legebohrer sticht das Weibchen seitlich durch den Stengelwand und legt seine Eier in die Bienenlarve. Etwas schwieriger ist die Situation in alten Pelzbienen-Nestern (Gattung Anthophora), die Mauerbienen gerne besiedeln: Weiches und nicht allzu dickes Substrat an der einen oder anderen Stelle läßt sich aber mit etwas Aufwand durchdringen. Nistblöcke hingegen sind eine Herausforderung: Dort können die Erzbienen nur in Bienennester eindringen, wenn deren gemauerte Verschlüsse allzu dünn bzw. defekt sind. Gelingt es einem Erzwespenweibchen, Eier in eine Bienen-Larve oder -Puppe zu legen, so entwickeln sich dort zahlreiche kleine Wespenlarven, die die Larve bzw. Puppe von innen ausfressen: Da die lebensnotwendigen Organe zunächst verschont werden, lebt und wächst eine Bienenlarve noch längere Zeit und kann meist auch noch einen Kokon spinnen. Spätestens dann erliegt sie den Wespenlarven (Parasitoiden), die die Wirtslarve völlig auffressen und dann je nach Umgebungsklima kürzer oder länger in ihrem Kokon liegen: In warmen Gebieten verpuppen sich die vollgefressenen Wespenlarven sofort und schlüpfen noch im selben Sommer aus, um weitere Bienenlarven zu parasitieren – es gibt also einen zweite Generation im Jahr. In kühleren Regionen (etwa in Nord- und Ostdeutschland) hingegen ist nur eine Generation möglich: Dort bleiben die Larven bis zum nächsten Frühjahr im Kokon liegen, verpuppen sich in den warmen Frühlingswochen und schlüpfen dann ca. im Juni.

Erzwespe (Torymidae) Monodontomerus aeneus
Makro-Foto: Larven (ca. 3 mm lang) der Erzwespe Monodontomerus aeneus (bzw. M. obsoletus) in einem aufgeschnittenen Kokon (13 mm lang) der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) · Solingen, 30.03.2015

Puppen der Erzwespe Monodontomerus aeneus</I>
Puppen der Erzwespe Monodontomerus aeneus aus dem Kokon der Rostroten Mauerbiene · 30.04.2015

Imagines von Monodontomerus aeneus</I>
Tote Imagines der Erzwespe Monodontomerus aeneus (bzw. M. obsoletus) · Solingen, Mai 2015

Monodontomerus aeneus, W   Monodontomerus aeneus, W
Monodontomerus aeneus Weibchen auf einem Niststein   Monodontomerus aeneus Weibchen · Solingen, 08.06.2021

Quellen zu Monodontomerus aeneus bzw. M. obsoletus:

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