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Wildbienen-Parasiten: Erzwespen
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Artname: Leucospis dorsigera Fabricius 1775 · weitere Arten: Leucospis gigas Fabricius 1793, Leucospis intermedia Illiger, 1807.
Taxonomie: Ordnung: Hymenoptera ('Hautflügler') > Unterordnung: Apocrita (Taillenwespen) > Legimmen (Terebrantia) > Überfamilie: Chalcidoidea (Erzwespen) > Familie: Leucospidae
Merkmale:Bis 11 mm lang (für Erzwespen untypisch groß) mit wespentypischer Gelbstreifung und längsgefalteten Flügeln; Legebohrer (Ovipositor) nach oben umgeschlagen auf dem Hinterleib (Abdomen), so lang wie dieser; gelbe Beine, Hinterschenkel (Femora des dritten Beinpaars) geschwollen und überwiegend schwarz.
Verbreitung:Mitteleuropa (ganz Deutschland)
Lebensraum:Habitate der Wirtsarten (Hymenoptera: Anthidium, Osmia)
Fortpflanzung:Parasitoid; Ernährung von und Entwicklung auf Wirtslarven bzw. in deren Kokons.
Wirte:Mauerbienen (Osmia): Osmia adunca, Osmia bicornis, Osmia tridentata etc.; Woll- & Harzbienen (Anthidium): Anthidium strigatum etc.; offenbar auch Schlupfwespen (Ichneumonidae) – dann ist Leucospis ein Hyperparasitoid.
Nahrung:karnivor: Wirtslarven.
Flugzeit:1 Generation (univoltin): Mai–August.
Status:verbreitet, aber nur selten beobachtet.
Erzwespen: Leucospis dorsigera
Die Erzwespe Leucospis dorsigera Weibchen an einer Nisthilfe · Wuppertal, 21.07.2020

Unter den Erzwespen (Überfamilie Chalcidoidea) nimmt die Gattung Leucospis morphologisch wie biologisch eine Sonderstellung ein: Ihre für Erzwespen ungewöhnlich großen Arten sind dem klassischen Bild einer Wespe entsprechend schwarz mit gelben (manchmal roten) Streifen oder Flecken; die Vorderflügel sind wie bei Faltenwepspen (Vespidae) längsgefaltet, der Legebohrer (Ovipositor) ruht, nach oben umgeschlagen, auf dem Hinterleib (Abdomen). Die Flügeläderung ist wie bei allen Erzwespen stark reduziert: Beide Flügel haben nur je eine Ader (Marginalader) am vorderen Rand (diese verzweigt sich auf dem Vorderflügel in zwei kurze Äste), es gibt keine von Adern umrandeten Zellen. In Deutschland kommen drei Arten vor: Die häufigste (wenn auch selten beobachtete) Art ist Leucospis dorsigera, daneben sind Leucospis gigas und Leucospis intermedia bekannt.

Leucospis dorsigera parasitiert offenbar vor allem Mauerbienen (Osmia): Natterkopf-Mauerbiene (Osmia adunca), Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis), Dreizahn-Mauerbiene (Osmia tridentata) etc., außerdem Woll- & Harzbienen (Anthidium): (Anthidium strigatum) etc. Im Iran wurde Leucospis dorsigera auch als Hyperparasitoid bekannt: Die Aprikosenbäume dort werden von einem auf Rosaceae spezialisierten Bockkäfer (Coleoptera: Cerambycidae) heimgesucht: Osphranteria coerulescens Redtenbacher, 1850. Dieser wird von der Schlupfwespe Xorides corcyrensis genutzt. In einem befallenen Aprikosenast wurde neben Kokons dieses Parasitoiden auch eine einzelne Larve von Leucospis dorsigera gefunden, die sich verpuppte und schließlich diesen Hyperparasitoiden freigab.

Leucospis dorsigera wählt zur Eiablage nicht den Nesteingang der Wirtsbiene, sondern bohrt die Brutzelle des Wirts durch das Holz bzw. die Stengelwand neben dem Nesteingang an. Dazu krümmt sie das Ende ihres Hinterleibs stark nach unten und treibt den aus seiner Scheide gerutschten Legebohrer unter ihrem Körper ins Holz. Wenn diese zeitraubende (bis 20 min dauernde) Prozedeur geschafft ist, legt die Erzwespe ein sehr schmales Ei in den Kokon der (schon weit entwickelten) Wirtslarve. Die geschlüpfte Erzwespen-Larve tötet zunächst eventuell vorhandene konkurrierende Artgenossen und saugt dann die Wirtslarve vollständig aus. Sie spinnt keinen eigenen Kokon und überwintert als Ruhelarve.

Erzwespen: Leucospis dorsigera   Erzwespen: Leucospis dorsigera
Leucospis dorsigera Weibchen an einer Nisthilfe (blu)   Leucospis dorsigera Weibchen · Solingen, Juli 2015 (blu)

Quellen zu Leucospis dorsigera:

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