Artnamen: |
verschiedene aus verschiedenen Gattungen |
Gattungen: |
z. B. Chaetodactylus, Parasitus, Tyrophagus, Scutacarus, Cheyletus, Varroa |
Taxonomie: |
Klasse: Spinnentiere (Arachnida) > Unterklasse: Milben (Acari) |
Merkmale: | 0,1–30 mm; an Bienen ca. 1–2 mm. |
Verbreitung: | weltweit; ganz Deutschland. |
Lebensraum: | ubiquitär |
Fortpflanzung: | teilweise als Ektoparasiten |
Nahrung: | Ektoparasiten oder Kommensalen |
Imago: | angepaßt an die jeweiligen Wirte |
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Osmia cornuta , mit Milben · 01.04.2006 (jan) |
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Die Spinnentiere (Arachnida) sind eine alte Tierklasse, die neben den Krebstieren, Tausendfüß(l)ern und Insekten zu den Gliederfüßern (Arthropoda) gehören. Das charakteristische Merkmal der Spinnentiere stellen die vier Laufbeinpaare dar, die sie von den (sechsbeinigen) Insekten unterscheiden. Zu den Spinnentieren zählen u. a. die vielen Menschen bekannten Webspinnen, Weberknechte, Skorpione und Milben. Während Spinnen trotz unterschiedlicher Größen und Formen als solche auch von Laien gut erkennbar sind, unterscheiden sich Milben untereinander deutlich: Die kleinsten sind nur etwa 0,1 mm groß, die größten, nämlich Zecken, bis zu 3 cm, wenn man an ein vollgesogenes Zecken-Weibchen denkt. Spinnen sind zudem immer Beutegreifer (Predatoren), Milben sind Predatoren, Aasfresser oder Parasiten. Auch dem Menschen sind sie bekannt:
- Hausstaubmilben (Gattung Dermatophagoides, etwa Dermatophagoides pteronyssinus, D. farinae oder D. microceras) können durch ihren Kot Hausstauballergien auslösen, die oft zu Asthma führen.
- Grabmilben graben sich in die Haut ihres Wirts und legen dort ihre Eier ab, was starken Juckreiz verursacht. Die geschlüpften Larven verursachen ein Krankheitsbild, das bei Menschen als Krätze, bei Tieren als Räude bezeichnet wird.
- Zecken (Ixodida) gehören ebenfalls zu den Milben und sind als Übeträger etwa der Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) berüchtigt.
- Viele Arten sind zwar sehr verbreitet, aber meist harmlos: Praktisch jeder Mensch beherbergt z. B. zwei Gesichtsmilbenarten: Demodex folliculorum an den Follikeln der Augenwimpern und Demodex brevis in den Talgdrüsen des Gesichts. Das Immunsystem gesunder Menschen hält diese Milben in Schach, an Menschen mit geschwächter Immunabwehr aber können sie sich zu stark vermehren und eine Demodikose auslösen. In Haushalten können außerdem die Mehlmilbe (Acarus siro) und Modermilbe (Tyrophagus putrescentiae) vorkommen.
Auch an Bienen lassen sich immer wieder Milben beobachten, vor allem und an Mauerbienen (Osmia inklusive Chelostoma und Heriades) und Nisthilfen für diese Solitärbienen sowie an Hummeln und in ihren Nestern; berüchtigt ist die an Honigbienen parasitierende Varroa-Milbe:
- Bienenfreunde beobachten im Frühjahr an ihren Nisthölzern immer wieder große Mengen kleiner Milben, die an Nesteingängen auf ausfliegende Bienen warten, um sich an ihnen festzuklammern und zu einem anderen Nistort transportieren zu lassen. Wenn die befallene Biene Glück hat, wird sie von den Parasiten nur kurzzeitig angezapft und als Transportmittel genutzt, um eine Entfernung zu überwinden, die Milben aufgrund ihrer geringen Mobilität eigenständig nicht überwinden könnten. (Dieses Verhalten nennt der Biologe Phoresie.) Einige Milbenarten sind Ektoparasiten, die die Bienenbrut in den Brutzellen schädigen, andere sind lediglich Kommensalen, also "Mitesser", die einseitig von der Nahrung einer anderen Art profitieren, aber in mäßiger Anzahl harmlos sind. Die in und an Mauerbienen-Nestern festgestellten Arten gehören zu den Gattungen Chaetodactylus und Tyrophagus.
- Besonders auffällig sind Milben auf Hummeln: Schon manche Jungköniginnen im zeitigen Frühjahr sind mit einer Ladung braunroter Milben unterwegs, die sich bereits im Spätsommer des Vorjahres im Geburtsnest des Wirts an diesem festgeklammert haben, um mit ihm in sein Winterquartier und im Frühling ins frisch gegründete Hummelnest zu gelangen. Dort ernähren sich einige Milbenarten (Gattung Parasitus) von Nematoden, Fliegenlarven und/oder als Raubmilben von anderen Milbenarten; weitere Milbenarten leben vom Futter der Hummeln, nämlich Pollen (Kommensalismus) und/oder Pilzen. Schädlich werden Milben den Hummeln dann, wenn sie diese in großer Menge ganz bedecken und so am Fliegen und der Nahrungsaufnahme hindern.
- Die in der Öffentlichkeit bekannteste Milbe ist Varroa destructor. Die nur ca. 1,6 Millimeter große Milbe entwickelt sich in den verdeckelten Zellen der Honigbiene und beißt sich im Winterhalbjahr, wenn es keine Bienenbrut gibt, an erwachsenen Honigbienen fest. Dort durchstechen sie die Intersegmentalhäute und saugen von der Haemolymphe. Varroa destructor ist eigentlich ein Parasit nur der ostasiatischen Honigbiene Apis cerana, er ging jedoch auf die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) über, die von Imkern importiert worden war, und wurde dann durch den Handel mit Königinnen und ganzen Völkern in Europa und weltweit verbreitet. Anders als die asiatische Gattungsgenossin sind die europäische Zuchtbienenrassen diesem Milbenbefall schutzlos ausgeliefert, befallene Völker haben ohne Hilfe des Imkers keine Überlebenschance.
Mitleid mit den Imkern ist kaum angebracht, da diese nicht nur für die Verbreitung der Varroa-Milbe verantwortlich sind, sondern auch maßgeblich an der Ausrottung der heimischen Dunklen Europäischen Honigbiene (Apis mellifera mellifera) beteiligt waren. Deren möglicher Befall ist aus Naturschutzsicht das eigentliche Problem, da er die Wiederansiedlung der heimischen Unterart in der Natur erschweren kann. Erfahrungen mit Völkern in Schottland und Frankreich geben allerdings Anlaß zur Hoffnung: Es gibt immer wieder Völker der Dunklen Honigbiene, die die Varoose überleben. Ihre größere Robustheit hilft der Naturform vermutlich auch, Abwehrmechanismen gegen Varroa destructor zu entwickeln.
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3 Milben auf Erdhummel · Wesel, 25.03.2007 |
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Milben an B. pratorum · Solingen, 14.04.2013 |
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