Goldwespen (Chrysididae) sind kleine bis mittelgroße äußerst farbenprächtige Wespen: Kopf, Thorax und Abdomen sind grün, grünblau, blau, rot, kupferrot etc. metallisch-schimmernd gefärbt. Wer eine Nisthilfe für Solitärbienen hat, kann über kurz oder lang die häufigste Art entdecken und bewundern: Chrysis ignita, die "Feuer-Goldwespe". Sie läßt sich an Hartholz-Nistblöcken und hohlen Stengeln gut beobachten und auch fotografieren, weil sie nicht unruhig umher- und wegfliegt, sondern sich lange sonnt oder geduldig in der Nähe der Wirtsnester wartet und auf die Aktivitäten der Wirte nicht fliegend, sondern durch schnelles Vorwärts- und Rückwärtskrabbeln reagiert.
Eine weitere und mindestens ebenso farbenprächtige Goldwespe ist Hedychrum nobile, die an Bodennestern zu entdecken ist dort "Knotenwespen" (Cerceris spec.) parasitiert. Auch viele andere Arten sind an den Nistplätzen verschiedener Solitärwespenarten und an Blüten in der Nähe zu finden. Eine Recherche in Wespenbüchern und im Internet ergab diese Arten:
Goldwespen (Chrysididae) | Wirte |
Chrysis austriaca | Osmia adunca und Osmia anthocopides |
Chrysis ignata "Gemeine oder Feuer-Goldwespe" | Ancistrocerus spec., angeblich auch Osmia & Anthophora |
Chrysis inaequalis "Kupfer-Goldwespe" | Gattung Osmia + Töpferwespe Eumenes coarctatus |
Chrysis trimaculata "Schneckenhaus-Goldwespe" | Schneckenhaus-Mauerbienen, vor allem Osmia aurulenta |
Chrysura cuprea "Kupfer-Goldwespe" | Schneckenhaus-Mauerbiene Osmia rufohirta |
Chrysura viridula "Bunte Goldwespe" | Schornsteinwespe Odynerus spinipes |
Cleptes nitidulus | Pflanzenwespen der Gattungen Nematus und Calirosa |
Hedychridium ardens "Bunte Goldwespe" | Grabwespen: Tachysphex, Oxybelus, wohl auch Diodontus tristis |
Hedychridium roseum "Rosa Goldwespe" | Grabwespen der Gattungen Astata + Tachysphex |
Hedychrum nobile "Sand-Goldwespe" | Knotenwespen: Cerceris; angeblich (unbewiesen!) auch Bienen |
Hedychrum rutilans | "Bienenwolf": Philanthus (Eiablage an die Beute: Honigbiene) |
Trichrysis cyanea (auch: Chrysis cyanea) "Blaue Goldwespe" | Grabwespen: Trypoxylon figulus- + Trypoxylon attenuatum-Gruppe |
Alle Goldwespen leben parasitisch, die meisten bei verschiedenen Wespen-Familien und -Gattungen. Nur wenige entwickeln sich auch in den Nestern einiger Mauerbienen-Arten (Osmia), Blattschneiderbienen (Megachile) oder Schmalbienen (Lasioglossum) und evtl. auch Pelzbienen (Anthophora). Die Schmarotzer-Wirts-Beziehungen sind noch längst nicht vollständig erforscht:
- Die Goldwespe Chrysis austriaca parasitiert die beiden Mauerbienenarten Osmia adunca ("Natterkopfmauerbiene") und Osmia anthocopides. Die größte Chance, diesen Parasit zu sehen, hat man an Nisthilfen in der Nähe von Natterkopfbeständen (Echium). Kopf und Thorax sind grünlichblau, das Abdomen dunkelrot metallisch schimmernd. Eine ähnliche Goldwespe, die angeblich auch die Gattung Osmia parasitiert, ist Chrysis inaequalis, die "Kupfer-Goldwespe".
- Chrysis ignata ist die häufigste Goldwespe und oft an Totholz-Nisthilfen zu beobachten. Zugleich ist sie aber auch die schwierigste: Experten vermuten, daß sich hinter dem bekannten grünblau-roten Phänotyp mehrere unterschiedlich große Arten mit mehreren Wirten "verstecken", die sich augenscheinlich nicht unterscheiden lassen. Die Hauptwirte sind solitäre Faltenwespen der Gattung Ancistrocerus, aber auch von Mauerbienen (Osmia spec.) und sogar Pelzbienen (Anthophora spec.) als Wirten wird berichtet. Wer Zeit hat, seine Nisthilfen und ihre Bewohner über Stunden zu beobachten, sollte darauf achten, in welche Nistgänge eine Goldwespe immer wieder schlüpft: Handelt es sich sicher um ein Mauerbienen-Nest, dann ist die Mauerbiene auch der Wirt der Goldwespe.
- Chrysura cuprea parasitiert die seltene und gefährdete Schneckenhaus-Mauerbiene Osmia rufohirta; Chrysis trimaculata legt ihre Eier in Schneckenhäuser mehrerer Mauerbienen, vor allem von Osmia aurulenta. Bevor eine Schneckenhaus-Mauerbiene eine Brutzelle verproviantiert, baut sie einen Teil des Nestverschlusses. Hinter diese Teilwand legt die Schneckenhaus-Goldwespe ihr Ei. Die Goldwespen-Larve klammert sich an der Bienenlarve fest und saugt immer wieder an ihr, was den Wirt nicht an seiner Entwicklung hindert. Sobald sich dieser aber zur Verpuppung eingesponnen hat, frißt die Wespenlarve ihn auf und verpuppt sich im Inneren des Bienenkokons. Die Schneckenhaus-Goldwespe schlüpft schon im Herbst, überwintert also als Imago, um zeitig im Frühjahr ausfliegen zu können.
- Hedychrum nobile, die "Sand-Goldwespe", ähnelt im männlichen Geschlecht auf den ersten Blick Chrysis ignata. Die Art parasitiert Knotenwespen (Cerceris spec.); die Literaturangabe, sie schmarotze auch bei Solitärbienen der Gattungen Megachile, Osmia und Lasioglossum, ist bislang weder für diese noch andere Hedychrum-Arten belegt.
Chrysis ignita
Artname: |
Chrysis ignita (Linnaeus 1791) |
Synonym: |
deutsch: "Feuer-Goldwespe", "Gemeine Goldwespe" |
Taxonomie: |
Ordnung: Hymenoptera ('Hautflügler') > Apocrita (Taillenwespen) > Familie: Chrysididae (Goldwespen) |
Merkmale: | 6–13 mm (sehr variabel); Kopf und Thorax metallisch grünblau schimmernd; Abdomen rot bis kupferrot metallisch glänzend, letzter Tergit sehr fein punktiert und mit vier Zähnchen am Endrand. Die variable Größe resultiert aus den unterschiedlichen Größen der Wirte, möglich sind aber auch mehrere unterschiedlich große und schwer identifizierbare Chrysis-Arten. |
Verbreitung: | Nordafrika, Eurasien; ganz Deutschland. |
Lebensraum: | Habitate der Wirtsarten |
Fortpflanzung: | Parasitoid; Überwinterung je nach Wirt als Puppe oder Imago. |
Wirte: | Solitäre Faltenwespen (Ancistrocerus spec.), angeblich auch Mauerbienen (Osmia spec.) & Pelzbienen (Anthophora spec.). |
Nahrung: | Imago: Nektar; Larve: erst karnivor (Wirtseier oder -larven), dann karnivor oder vegetarisch. |
Flugzeit: | 1 Generation (univoltin), bei Ancistrocerus auch 2 (bivoltin): MaiSeptember. |
Status: | an Nisthilfen häufig, insgesamt häufigste Goldwespe, Artstatus aber ungeklärt. |
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Chrysis ignita · Solingen, 21.04.2012 |
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Goldwespe Chrysis ignita auf einer Totholz-Nisthilfe |
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Solingen, 24.03.2012 |
Hedychrum nobile
Artname: |
Hedychrum nobile Scopoli 1763 |
Synonym: |
deutsch: "Sand-Goldwespe" |
Taxonomie: |
Ordnung: Hymenoptera ('Hautflügler') > Apocrita (Taillenwespen) > Familie: Chrysididae (Goldwespen) |
Merkmale: | 7–10 mm; W.: Kopf und Thorax metallisch blaugrün schimmernd, dunkel behaart; Pronotum & Mesonotum sowie Abdomen bordeauxrot metallisch glänzend; mittlere Tibien mit undeutlicher Grube. M. mit deutlichem Geschlechtsdimorphismus: Pronotum & Mesonotum blaugrün, Abdomen gefärbt wie W., aber mit Lamelle auf dem Endrand des 2. Sternits. |
Verbreitung: | Nordafrika, Eurasien, bis 2000 m ü NN; ganz Deutschland. |
Lebensraum: | Habitate der Wirtsarten: trockenwarme Sand- & Lößbiotope mit offener Vegetation. |
Fortpflanzung: | Parasitoid; Überwinterung je nach Wirt als Puppe oder Imago. |
Wirte: | Knotenwespen (Cerceris spec.); angeblich (unbewiesen!) auch einige Solitärbienenarten. |
Nahrung: | Imago: Nektar; Larve: karnivor. |
Flugzeit: | 1 Generation (univoltin): JuniSeptember. |
Status: | verbreitet, eine der häufigeren Goldwespen. |
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Die Goldwespe Hedychrum nobile · Westruper Heide, 07.09.2014 |
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Hedychrum nobile zeigt einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus (bzw. Dichromatismus): Während das Weibchen durch seinen bordeauxroten Vorder-Thorax auffällig farbenprächtig, nämlich abwechselnd blaugrün-bordeauxrot-blaugrün-bordeauxrot gefärbt ist, reicht das Blaugrün des Männchens vom Kopf bis zum Thorax-Ende; das Abdomen beider Geschlechter ist bordeauxrot. Diese Goldwespe prasitiert vor allem die Grabwespen-Gattung Cerceris, u. a. die häufige "Bienenjagende Knotenwespe" (Cerceris rybyensis). Nach Witt (2009) sollen zu ihren Wirten auch Bienen der Gattungen Megachile, Osmia und Lasioglossum gehören; diese Aussage ist jedoch bislang nicht belegt. Dennoch hat diese hübsche Goldwespe eine Beziehung auch zu Bienen: Jede parasitierte Cerceris-rybyensis-Brutzelle bedeutet ein Knotenwespen-Weibchen weniger, und jedes nicht geschlüpfte Cerceris-Weibchen schont ein wenig die lokale Bienenpopulation.
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Hedychrum nobile · Westruper Heide, 07.09.2014 |
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Hedychrum nobile · Oberbergen, 09.07.2016 |
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Hedychrum nobile auf Besenheide (Calluna vulgaris) · Solingen, NSG Ohligser Heide, 26.07.2017 (blu) |
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