Sägehornbienen · Melitta
· Artenportraits:  Melitta  haemorrhoidalis ·  leporina ·  nigricans ·  tricincta

Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis   Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis
Die Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis an Campanula   Oberhausen, 10.07.2005 (jac)

Die keineswegs nach dem bekannten Kaffeefilter benannte Bienengattung Melitta ist mit bescheidenen sechs Arten in Deutschland verbreitet, in der Schweiz und Österreich gar nur mit fünf. Der deutsche Name Sägehornbienen bezieht sich auf die – nur bei genauem Hinsehen erkennbaren – perlenschnurartigen, 'gesägten' Fühler: Abgesehen von Melitta dimidiata haben alle Drohnen dieser Gattung mehr oder weniger verdickte Antennen-Glieder. Die Honigbienen-großen Weibchen sind – auch wegen ihrer ungezähnten Fühler – leicht mit Andrena-Weibchen zu verwechseln; ihnen fehlt aber die bei den Sandbienen vorhandene Haarlocke (Flocculus) am Schenkelring (Trochanter). Außerdem kann die üblicherweise gelbbraune Behaarung – besonders der Thorax-Pelz – regional sehr dunkel sein, vor allem bei Melitta leporina und M. haemorrhoidalis, die in den Alpen rein schwarz mit rotbrauner Endfranse vorkommt. Die englische Bezeichnung "Blunth-Horn(ed) Bees" für die Sägehornbienen bedeutet 'Stumpfhorn-Bienen' und nimmt Bezug auf die die Antennen der männlichen "Sägehörner"; als "Blunt-Horn" wird aber auch Nomada flavopicta bezeichnet, also jene Wespenbiene (nomad bee), die als Kuckuck Melitta-Arten parasitiert.

Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis, M   Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis, W
Melitta haemorrhoidalis, schlafendes · Gruga, Essen, 03.06.2007 (jac)   Melitta haemorrhoidalis an Campanula · Lippe bei Hünxe, 01.08.2007 (jac)

Sägehornbienen fliegen als typische Sommerbienen in einer Generation von Juni bis September und zeigen eine ausgeprägte Proterandrie: Die Drohnen erscheinen bis zu drei Wochen vor den Weibchen und schwärmen dann zwischen den Blütenständen der artspezifischen Trachtpflanzen mit hoher Geschwindigkeit auf festen Flugbahnen auf der Suche nach Weibchen. Männchen schlafen nicht nur einzeln, sondern auch in Schlafgemeinschaften dichtgedrängt an Blüten oder anderen Pflanzenteilen. Alle Sägehornbienen sind auf bestimmte Pflanzengattungen oder -familien spezialisiert, also oligolektisch. Melitta haemorrhoidalis, M. nigricans und M. tricincta speichern den Pollen ihrer jeweiligen Trachtpflanze feucht in ihrer Schienenbürste (Scopa) und Behaarung des Fersengliedes (Metatarsus).

Sägehornbiene Melitta tricincta   Sägehornbiene Melitta tricincta
Die Sägehornbiene Melitta tricincta an Odontites rubra   Wuppertal-Osterholz, 25.08.2007

Sägehornbienen nisten solitär und einzeln in selbstgegrabenen Nestern in ebenem bis leicht geneigtem Sand- oder Lehmboden. Von einem senkrechten (ca. 10 cm) kurzen Hauptgang zweigen noch kürzere Seitentunnel ab, die in einer eiförmigen Brutzelle enden. Deren Innenwände werden mit einer dünnen hellgrauen wachsartigen Schicht überzogen. Die Larven spinnen einen Kokon, alle Arten überwintern als Ruhelarve.
    Melitta-Arten werden von mindestens zwei Wespenbienen (Nomada spec.) parasitiert; Nomada-Arten sind ansonsten die Kuckucke der Erdbienen (Andrena spec.).

MelittaFlugmonateKuckuck(e)Trachtpflanzen
M. dimidiataV/VI–VII?Esparsette (Onobrychis)
M. haemorrhoidalisVII–IXNomada emarginata & Nomada flavopictaGlockenblumen (Campanula)
M. leporinaVII–IXNomada flavopictaSchmetterlingsblütler (Fabaceae), vor allem Luzerne (Medicago)
M. nigricansVII–VIIINomada flavopictaBlutweiderich (Lythrum)
M. tricinctaVII–VIII/IXNomada flavopictaZahntrost (Odontitis)
M. wankowiczi?–VII–??vermutlich Blutweiderich (Lythrum)

Melitta ist ausnahmsweise in Deutschland artenreicher vertreten als in den Nachbarländern Schweiz und Österreich, wo jeweils nur fünf Arten gefunden wurden:

Melitta Kirby 1802 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997), Westrich & Dathe (1997 & 1998)
M. dimidiata Morawitz 1876
M. haemorrhoidalis* (Fabricius 1775)
M. leporina (Panzer 1799)
M. nigricans Alfken 1905
M. tricincta Kirby 1802
M. wankowiczi (Radoszkowski 1891)

6 Arten
*Synonyma: nach Müller et al. (1997), Westrich (1990) sowie Westrich & Dathe (1997 & 1998):
  • Melitta haemorrhoidalis friesica Zimmermann 1935 → Melitta haemorrhoidalis (Fabricius 1775)
  • Bestimmungsliteratur:

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      Portrait: M. haemorrhoidalis nächste Gattung