Die Gattung Melitturga ist auf die Alte Welt beschränkt, wo die wenigen (ca. 17) Arten überwiegend südliche Steppen besiedeln: Vier Arten wurden im südlichen Afrika gefunden, die übrigen sind von Nordafrika über die Iberische Halbinsel und Mitteleuropa bis nach Ostasien (Pazifik) verbreitet. Mit der Gattung Melitta (Sägehornbienen) ist Melitturga nicht näher verwandt. Im deutschsprachigen Raum leben zwei Arten, in Deutschland und der Schweiz nur eine: Melitturga clavicornis. Die mit 13–16 mm recht stattlichen "Schwebebienen" ähneln zwar großen Sandbienen (Andrena), lassen sich von diesen dennoch gut unterscheiden durch den gelben Kopfschild (Clypeus) und die kurzen, an Baseball-Schläger erinnernden Fühler, die schwach entwickelte Behaarung der weiblichen Hinterschienen (Tibiae) und deren besondere Art des Pollentransports (s. unten) sowie die großen, an Schwebfliegen erinnernden Augen der Drohnen und ihre Flugweise, die der Gattung ihren deutschen Namen gab.
Unsere Melitturga-Art ist spezialisiert auf Schmetterlingsblütler (Fabaceae), also oligolektisch; vor allem auf Luzernefeldern (Medicago sativa) ist sie zu finden, aber auch an Klee (Trifolium), Vogel-Wicke (Vicia cracca) und Wald-Platterbse (Lathyrus sylvestris), wo sie auch den zum Anfeuchten des Pollens nötigen Nektar aufnimmt. Da eine gut entwickelte Hinterschienen-Bürste (Scopa) fehlt, transportieren Schwebebienen den Pollen ringförmig um die Hinterschiene (Tibia), was sonst nur von den Scheinlappenbienen (Panurginus) bekannt ist.
Wie Sandbienen (Andrena) nisten Schwebebienen in selbstgegrabenen Bodennestern in meist ebenen, schütter bewachsenen Flächen und meist in Aggregationen. Ein Melitturga-Weibchen gräbt zunächst einen bis ca. 30 cm tiefen Hauptgang und dann mehrere horizontale oder schräge kurze Seitengänge, die jeweils eine Brutzelle erhalten und nach deren Verschluß mit Erde verfüllt werden. Die Zellen von M. clavicornis sind mit einem Sekret ausgekleidet. Die Nistweise ist in der Regel solitär, gelegentlich aber kommunal, wenn zwei Weibchen im Nest zusammenarbeiten.
Die Drohnen überwachen mit ihren auffällig weil für Bienen ungewöhnlich großen Augen schwebend den Luftraum über den Nestaggregationen und Trachtpflanzen, um sich bei passender Gelegenheit auf vorbeifliegende Weibchen zu stürzen; man könnte sie jetzt leicht für große Schwebfliegen halten. Zum Schlafen beißen sie sich an Pflanzenhalmen fest – oft in Gruppen.
Die Larven spinnen keinen Kokon und überwintern wohl als Ruhelarve. Parasitiert wird Melitturga clavicornis durch Ammobatoides abdominalis, eine Steppenglanzbiene, und Sphecodes albilabris, eine große Blutbiene.
Schwebebienen fliegen in einer Generation erst im Sommer, nämlich von Juni bis August. In Deutschland ist die einzige Art, Melitta clavicornis, seit 1968 ausgestorben; Vorkommen waren bekannt aus Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen. In der Schweiz und im Burgenland und Niederösterreich kann und sollte man auf Binnendünen und Brachen sowie Luzernekulturen nach ihnen suchen.
Melitturga Latreille 1809 nach Schwarz et al. (1996), Müller, sowie Westrich & Dathe (1997 & 1998) etc. | ||
M. claivicornis (Latreille 1806) | M. praestans Giraud 1861 | 2 Arten |
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