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Spiralhornbienen · Systropha
Artenportraits:  Systropha  curvicornis ·  planidens

Die Gattung Systropha beschränkt sich auf die Alte Welt, also Europa, Asien und Afrika, und umfaßt nur wenige Arten, von denen zwei in Europa und im deutschsprachigen Raum vorkommen: S. curvicornis und S. planidens.
    "Spiralhornbienen" sind 8–11 mm lange Solitärbienen mit (im Verhältnis zum Thorax) auffällig kleinem Kopf und schwarzem, überwiegend kurz behaarten Abdomen ohne (helle) Haarbinden. Thorax und Beine der schlanken Drohnen sind schütter grau behaart, aber dichter als bei den kräftigeren Weibchen, die allerdings an den Abdomen-Seiten über lange und dichte Haarbüschel verfügen, mit denen sie Pollen transportieren. Bei Männchen ist der Hinterleib auffällig profiliert (geringt), bei sammelnden Weibchen aber fast völlig mit weißem Pollen bedeckt, so daß die hellgraue Behaarung des vorderen Hinterleibs von S. curvicornis-Weibchen – ein kleines Merkmal zur Unterscheidung von S. planidens – nicht auffällt.
    Der interessante deutsche Gattungsname bezieht sich auf die zweifach, also in Form eines Dreiecks abgeknickten letzten fünf Fühlerglieder der Männchen; die Fühler der Weibchen sind hingegen keulenförmig. Die Drohnen von S. curvicornis weisen auf beiden Seiten des zweiten und dritten Sternits (= Panzerrings auf der Abdomen-Unterseite) je einen "Zahn" auf, während Sytropha-planidens-Männchen auf dem zweiten Sternit jeweils einen großen, an der Spitze abgeflachten "Zahn" besitzen und darunter noch einen weiteren, kleineren Dorn. Männchen und Weibchen sind also im Feld unschwer ihrer Gattung zuzuordnen, die beiden Arten jedoch kaum zu unterscheiden, wenn sie in einem Gebiet zusammen vorkommen, erst im direkten Vergleich erscheint S. planidens deutlich größer als S. curvicornis.

Unsere beiden europäischen Systropha-Arten sind oligolektisch, sie sammeln Pollen ausschließlich an Winden (Convolvulus), in Mitteleuropa vor allem C. arvensis, die typischerweise in Acker- und Weinbaugebieten vorkommen. Ihre Methode, Pollen zu transportieren, ist unter den Bienen einzigartig: Nur Spiralhornbienen verfügen über eine umlaufende spezielle Abdomen-Behaarung, die seitlich besonders dicht und lang ist, und sammelnde Weibchen sind schon daran zu erkennen, daß fast ihr gesamter Hinterleib mit dem weißen Winden-Pollen bedeckt ist. Nektar nehmen beide Geschlechter auch an der Wegwarte (Cichorium intybus) auf. Die Drohnen patrouillieren an den Trachtblüten, in denen sie wie die Weibchen auch schlafen, wenn sie sich nicht an Halmen festbeißen.

Convolvulus arvensis   Systropha curvicornis
Ackerwinde (Convolvulus arvensis) an einem Feldweg bei Apetlon, Neusiedler See   Systropha curvicornis mit den typischen dreieckigen Fühlerspitzen · Apetlon, 6.8.2005

Spiralhornbienen fliegen von Juni bis August in nur einer Generation (univoltin). Sie nisten solitär und oft in Aggregationen in ebenen bis schrägen vegetationslosen bis schütter bewachsenen sandigen bis sandiglehmigen Flächen in bis zu 50 cm tiefen selbstgegrabenen Bodennestern. Der Hauptgang verläuft unter der Erdoberfläche zunächst schräg und dann senkrecht nach unten. Die 5–8 horizontalen und ovalen Brutzellen liegen einzeln am Ende bis 10 mm langer Seitengänge, die rechtwinklig in den Hauptgang münden und nach dem Verschließen der Zellen verfüllt werden. Das Füllmaterial gewinnt die Biene durch die Vertiefung des Hauptganges, um weitere, tiefere Seitengänge und Brutzellen anzulegen. Das Ei wird auf einer orangen mäßig feuchten Pollenkugel abgelegt. Die Larve spinnt einen Kokon und kotet und überwintert darin. Der braune Kokon besteht aus zwei Schichten, die durch ein dünnes lockeres Gespinst getrennt sind.
    Parasitiert werden Spiralhornbienen wie Duforea und Rophites von einer Kraftbienen-Art, und zwar Biastes brevicornis.

Beide Systropha-Arten sind hochgradig durch menschlichen Egoismus gefährdet: Solange Feldwege und andere "unbefestigte" vegetationsfreie Flächen aufgeschottert oder asphaltiert und solange Ackerwinden als "Unkraut" angesehen und vernichtet werden, geht der Prozeß der Ausrottung weiter. Rettung verspricht nicht die heute übliche intensive Landwirtschaft bei gleichzeitiger Flächenstillegung, sondern eine extensive Landwirtschaft, die die Ackerrandflora schont. In Deutschland sind Spiralhornbienen nur in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt und vielleicht noch am Kaiserstuhl zu finden.

Systropha Illiger 1805 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997), Westrich & Dathe (1997 & 1998) etc.
S. curvicornis (Scopoli 1770) S. planidens Giraud 1861
2 Arten

Bestimmungsliteratur:

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