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Sägehornbienen · Melitta
· Artenportraits:  Melitta  haemorrhoidalis ·  leporina ·  nigricans ·  tricincta

Die – mit dem bekannten Kaffeefilter namensgleiche – Bienengattung Melitta ist mit bescheidenen sechs Arten in Deutschland verbreitet, in der Schweiz und Österreich gar nur mit fünf. Der deutsche Name Sägehornbienen bezieht sich auf die – bei genauem Hinsehen erkennbaren – perlenschnurartigen, quasi 'gesägten' Fühler der Männchen: Abgesehen von Melitta dimidiata haben alle Drohnen dieser Gattung mehr oder weniger verdickte Antennen-Glieder. Das Foto rechts zeigt die 13 Antennenglieder eines Melitta-leporina-Männchens.
    Die Honigbienen-großen Weibchen sind – auch wegen ihrer ungezähnten Fühler – leicht mit Andrena-Weibchen zu verwechseln; ihnen fehlen aber die für Sandbienen charakteristischen Filzflecken (Foveae) an den Innenseiten der Komplexaugen und die Haarlocke (Flocculus) an den Hinterbeinen. Außerdem kann der normalerweise gelbbraune Thorax-Pelz regional sehr dunkel sein (v. a. bei M. haemorrhoidalis + M. leporina).
  Melitta leporina, M
Die englische Bezeichnung "Blunt-Horn(ed) Bees" für die Sägehornbienen bedeutet 'Stumpfhorn-Bienen' und nimmt Bezug auf die am Ende stumpfen (quasi abgehackten) Antennen der männlichen "Sägehörner"; als "Blunt-Horn" wird aber auch Nomada flavopicta bezeichnet, also jene Wespenbiene (nomad bee), die als Kuckuck Melitta-Arten parasitiert. Das niederländische "Dikpootbijen" ('Dickpfotenbienen') hingegen bezieht sich auf die Krallenglieder, die breiter sind als das Fußglied davor. ("Dikpootbijen danken hun naam aan het laatste deel van de voet (tars), die is sterk verdikt." Quelle: www.wildebijen.nl/dikpootbijen.html)

Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis   Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis
Die Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis Weibchen an Campanula   Oberhausen, 10.07.2005 (jac)

Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis, M   Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis, W
Melitta haemorrhoidalis, schlafendes Männchen · Gruga, Essen, 03.06.2007 (jac)   Melitta haemorrhoidalis Weibchen an Campanula · Lippe bei Hünxe, 01.08.2007 (jac)

Sägehornbienen fliegen als typische Sommerbienen in einer Generation von Juni bis September und zeigen eine ausgeprägte Proterandrie: Die Drohnen erscheinen bis zu drei Wochen vor den Weibchen und schwärmen dann zwischen den Blütenständen der artspezifischen Trachtpflanzen mit hoher Geschwindigkeit auf festen Flugbahnen auf der Suche nach Weibchen. Männchen schlafen nicht nur einzeln, sondern auch in Schlafgemeinschaften dichtgedrängt an/in Blüten oder anderen Pflanzenteilen. Alle Sägehornbienen sind auf bestimmte Pflanzengattungen oder -familien spezialisiert, also oligolektisch. Die Weibchen speichern und transportieren den Pollen ihrer jeweiligen Trachtpflanze feucht in der Schienenbürste (Scopa) und Behaarung des Fersengliedes (Metatarsus) des hinteren Beinpaares.

Sägehornbiene Melitta tricincta   Sägehornbiene Melitta tricincta
Die Sägehornbiene Melitta tricincta an Odontites rubra   Wuppertal-Osterholz, 25.08.2007

Sägehornbienen nisten solitär und einzeln in selbstgegrabenen Nestern in ebenem bis leicht geneigtem Sand- oder Lehmboden. Von einem senkrechten (ca. 10 cm) kurzen Hauptgang zweigen noch kürzere Seitentunnel ab, die in einer eiförmigen Brutzelle enden. Deren Innenwände werden mit einer dünnen hellgrauen wachsartigen Schicht überzogen. Die Larven spinnen einen Kokon, alle Arten überwintern als Ruhelarve. Melitta-Arten werden von mindestens zwei Nomada-Arten parasitiert; Wespenbienen sind ansonsten die Kuckucke der Sandbienen (Andrena spec.).

MelittaFlugmonateKuckuck(e)Trachtpflanzen
M. dimidiataV/VI–VII?Esparsette (Onobrychis)
M. haemorrhoidalisVII–IXNomada emarginata & Nomada flavopictaGlockenblumen (Campanulaceae)
M. leporinaVII–IXNomada flavopictaSchmetterlingsblütler (Fabaceae), vor allem Luzerne (Medicago)
M. melanuraVi/VII–IX?Glockenblumen (Campanulaceae)
M. nigricansVII–VIIINomada flavopictaBlutweiderich (Lythrum)
M. tricinctaVII–VIII/IXNomada flavopictaZahntrost (Odontitis)

Melitta ist ausnahmsweise in Deutschland artenreicher vertreten als in den Nachbarländern Schweiz und Österreich, wo jeweils nur fünf Arten gefunden wurden:

Melitta Kirby 1802 nach Schwarz et al. (1996), Westrich & Dathe (1997 & 1998), Westrich (2019).
M. dimidiata Morawitz 1876
M. haemorrhoidalis* (Fabricius 1775)
M. leporina (Panzer 1799)
M. melanura (Nylander 1852)
M. nigricans Alfken 1905
M. tricincta Kirby 1802

6 Arten
*Synonyma: nach Müller et al. (1997), Westrich (1990) sowie Westrich & Dathe (1997 & 1998):
  • Melitta haemorrhoidalis friesica Zimmermann 1935 → Melitta haemorrhoidalis (Fabricius 1775)
  • Melitta wankowiczi (Radoszkowski 1891) → Melitta melanura (Nylander 1852)
  • Bestimmungsliteratur:

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