Pelzbiene (Anthophora plumipes ) |
Die deutsche Gattungsbezeichnung Pelzbienen verweist auf den dichten, hochflorigen Pelz dieser Hummel-ähnlichen Bienen, und in ähnlicher Weise bezieht sich das niederländische Wort Sachembijen ('Häuptlingsbienen') auf die typischen Fransen indianischer Kleidung. Die wissenschaftliche Bezeichnung Anthophora ('Blütenträger') nennt hingegen die Nahrungsquelle aller Bienen, und daran orientiert sich auch die englische Bezeichnung Flower-Bees. 20 Arten gibt es im deutschsprachigen Raum, 12 in Deutschland, 15 in Österreich und 19 (!) in der Schweiz. Pelzbienen besiedeln viele verschiedene Lebensräume, was mit ihrem unspezialisierten Blütenbesuch (Pollen-Polylektie) korrespondiert. Ihre Flugzeiten reichen insgesamt von März bis September; jeder Monat wird quasi von einigen Anthophora-Arten "bedient". Typisch ist ihre Proterandrie: Die Männchen erscheinen bis zu drei Wochen früher als die Weibchen.
Erscheinungsbild: Diese 818 mm großen gedrungenen und pelzigen Einsiedlerbienen haben das typische Erscheinungsbild einer Hummel, und besonders die einfarbig bräunlichen Arten (z. B. die häufige Anthophora plumipes, A. furcata, A. plagiata in der hellen Variante) verwechselt der Anfänger gerne mit der Ackerhummel (Bombus pascuorum). Das Flugverhalten unterscheidet sich jedoch deutlich von dem der "dicken Brummer" und ist sehr interessant zu beobachten, aber schwierig zu fotografieren:
Obwohl man es ihnen eigentlich nicht so recht zutrauen möchte, fliegen Pelzbienen bemerkenswert schnell und unterbrechen den Flug immer wieder abrupt durch kurze Schwebephasen und Drehungen. Was zunächst chaotisch wirken mag, ist tatsächlich Teil einer durchaus zweckmäßigen Futterplatz-Flugbahn, die immer wieder abgeflogen wird. Die Männchen der in Mitteleuropa häufigsten und am besten untersuchten Art, Anthophora plumipes, durchfliegen dieselbe geschlossene Runde immer nur in einer Richtung mit oder gegen den Uhrzeigersinn und behalten sie für Wochen bei.
Nahrungssuche: Bis auf A. furcata (spezialisiert auf Lippenblütler) scheinen alle Pelzbienen polylektisch zu sein. Blütenpollen sammeln sie mit einer Haarbürste auf der Hinterschiene und -ferse (Tibia und Metatarsus). Viele Anthophora-Arten sammeln schon frühmorgens und noch spät abends, wenn es noch oder schon kühl ist und sie Konkurrenz nur durch Hummeln haben. Der Grund dafür ist ihre Fähigkeit, wie die Hummeln ihre Körpertemperatur vor dem Abflug durch Muskelzittern über die Umgebungstemperatur hinaus zu erhöhen.
Fortpflanzung: Pelzbienen nisten in kleinen bis großen Aggregationen in selbstgegrabenen Nestern in Steilwänden, lehmverfugten Mauern oder vegetationsfreien Bodenstellen, A. furcata sogar in Totholz und Stengeln. Mehrere Arten weichen den Boden mit Wasser auf, um besser Graben zu können. In Steilwänden verlaufen die Niströhren horizontal, in ebenem Boden vertikal nach unten. Die Gänge verzweigen sich meist an ihren Enden fingerförmig in Seitengänge, an deren Enden einzeln oder hintereinander die Brutzellen liegen. A. fulvitarsis baut zunächst einen horizontalen Hauptgang und schachtet von diesem ausgehend einzelne vertikale Seitengänge aus, die in je einer Brutzelle enden. Von anderen Arten ist eine Brutzelle bekannt, die von außen als erste erreicht wird und nur wenig Pollen und Nektar und kein Ei enthält; diese wird als "Täuschzelle" zur Irreführung von Brutparasiten interpretiert, die dort ein Ei ablegen sollen. Die Larven spinnen keinen Kokon.
Brutparasiten: Pelzbienen sind Wirte von Kuckucksbienen der Gattungen Melecta (M. albifrons, M. luctuosa), Thyreus (T. histrionicus, T. orbatus) und Coelioxys (C. rufescens, C. quadridentata, C. alata).
In dunklen Scheunen sind Pelzbienen-Aggregationen heute selten. Im Lehm des Flechtwerks gräbt Anthophora plumipes ihre Nistgänge. | Von der Leiter auf dem Tisch aus waren die Nester zu fotografieren. |
Lehmige Steilwand am Rand von Bad Bodendorf (Ahrtal) mit ... | ... Pelzbienen-Nestern · 20.03.2005 |
Anthophora plumipes befördert im Rückwärtsgang Lehmkrümel und Sandkörner aus ihrer Niströhre |
Die folgende Tabelle sortiert die Anthophora-Arten nach Untergattungen. Um nach einer Gattung auch eine Untergattung zu nennen, wird diese mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben und eingeklammert; Beispiel: Anthophora (Amegilla) salviae. Wenn der Name der Untergattung den Gattungsnamen wiederholt, ist er sensu stricto (s. str. = 'im engeren Sinne') zu verstehen; Beispiel: Anthophora (Anthophora) plumipes.
Die Gattung Anthophora
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Anthophora Latreille 1803 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997), Westrich & Dathe (1997 & 1998) etc. | ||
A. aestivalis (Panzer 1801) A. balneorum Lepeletier 1841 A. biciliata Lepeletier 1841 A. bimaculata (Panzer 1798) A. borealis Morawitz 1864 A. canescens Brullé 1832 |
A. crassipes Lepeletier 1841 A. crinipes Smith 1854 A. fulvitarsis Brullé 1832 A. furcata (Panzer 1798) A. mucida Gribodo 1873 A. plagiata (Illiger 1806) |
A. plumipes* (Pallas 1772) A. pubescens (Fabricius 1781) A. quadrifasciata (Villers 1789) A. quadrimaculata (Panzer 1798) A. retusa (Linnaeus 1758) 17 Arten (pro Spalte bis 6) |
*Synonyma: nach Müller et al. (1997), Westrich (1990) sowie Westrich & Dathe (1997 & 1998): |
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