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Was sind Bienen bzw. Wildbienen?

Apis mellifera
Die Honigbiene (Apis mellifera Weibchen) kennt jeder dem Namen nach. So sieht sie aus.

Solitärbienen, Hummeln, Kuckucksbienen, wilde Honigbienen: Alle diese Wildbienen – und auch gezüchtete Honigbienen – sind Bienen. Doch was sind Bienen eigentlich – und wie sehen sie aus, wie erkennt man sie?

Bienen gehören zu den Hautflüglern (Hymenoptera): kleinen bis mittelgroßen Insekten mit zwei häutigen Flügelpaaren. Man unterscheidet zwei Unterordnungen: die "Pflanzenwespen" (Symphyta) und die "Taillenwespen" (Apocrita). Zu den Taillenwespen gehören die Stechimmen (Aculeata), die über einen Wehr- bzw. Giftstachel verfügen, der sich aus einem ursprünglichen Legebohrer (Ovipositor) entwickelt hat und daher nur bei Weibchen zu finden ist. Zu den Stechimmen schließlich gehören u. a. die Bienen (Apoidea bzw. Apidae), deren Drohnen bekanntlich nicht stechen können, und die eng mit ihnen verwandten Grabwespen (Spheciformes). Was macht nun eine Biene bzw. Wildbiene aus?

  1. Anders als Grabwespen und andere Wespen sind Bienen reine Vegetarier: sie ernähren ihren Nachwuchs mit eiweißreichen Blütenpollen. Da sich Männchen am Brutgeschäft nicht beteiligen, sind nur weibliche Bienen mit Pollenpaketen an den Hinterbeinen, unterm Bauch etc. zu beobachten. Zwar sind Bienen oft kompakter gebaut und behaarter als Wespen, ansonsten aber in Form und Farbe sehr unterschiedlich: Winzige Arten (etwa Maskenbienen) sind ebenso zu finden wie riesige Holzbienen und Hummelköniginnen, schwarze und braune ebenso wie bunte, manche ähneln der (domestizierten) Honigbiene , andere überhaupt nicht. Das trifft aber auch auf andere Insekten zu:
  2. Zu den Stechimmen gehören auch die sog. Wespen (Vespoidea), die ebenfalls in Größe, Form und Färbung stark variieren und zu denen man auch die Ameisen (Formicidae) zählt. Verwechslungen sind also erwarten: Die schwarz-gelbe Zeichnung jener zwei Faltenwespen-Arten etwa, die im Hochsommer am Kaffeetisch lästig werden, ist auch unter den vielen Bienenarten zu finden (siehe unten). Immerhin sind "Wespen" meist schlanker gebaut als Bienen (ihre "Wespentaille" ist sprichwörtlich), und ihre Fortbewegung zu Fuß ist auffällig anders.
  3. Nicht zu den Stechimmen (Aculeata) bzw. Taillenwespen (Apocrita) gehören die "Pflanzenwespen" (Symphyta), deren Nachwuchs sich vegetarisch ernährt. Verwechslungen sind sowohl mit Wespen (Vespoidea) als auch mit Bienen (Apidae bzw. Apoidea) möglich .
  4. Fliegen (Brachycera) werden wie die Mücken (Nematocera) der großen Ordnung der Zweiflügler (Diptera) zugerechnet: Sie besitzen nur ein Flügelpaar, das zweite wurde zu winzigen Schwingkolben (Halteren) reduziert. Auch Fliegen sind sehr vielgestaltig – so sehr, daß einige der Honigbiene oder bestimmten Wildbienen (u. a. Hummeln) recht ähnlich sehen.
  5. Käfer (Coleoptera) werden schon aufgrund ihrer verdickten bzw. sklerotisierten Deckflügel (Elytren) im allgemeinen nicht mit Bienen verwechselt – doch es gibt Ausnahmen .
  6. Schmetterlinge (Lepidoptera) scheinen aufgrund ihrer typischen Anatomie (Habitus) am wenigsten Anlaß zu einer Verwechslung mit Bienen zu geben, und dennoch können Arten mit kleinen Flügeln – etwa Glasflügler (Sesiidae) – durchaus für Stechimmen gehalten werden .

Die folgenden Aufnahmen sollen den Blick schärfen: Sind diese Insekten Wildbienen?

Nein!

Weibchen und (fliegendes) Männchen sind zwar "honigbienenbraun", aber Schwebfliegen der Gattung Eristalis.
    Daß Fliegen nur ein Flügelpaar haben, ist nur bei ruhenden Tieren zu erkennen, die großen Komplexaugen aber sind es auch im Flug. Der Name "Mistbiene" für die Art Eristalis tenax zeigt übrigens, daß schon frühere Generationen Bienen und Fliegen schlecht auseinanderhalten konnten.
  Schwebfliege Eristalis spec.

Nein!

Was Bienenfreunde an manche Solitärbienen mit kaum behaartem, schwarzem Hinterleib (etwa die Sandbiene Andrena haemorrhoa) erinnert, ist eine große Waffenfliege: Stratiomys longicornis.
  Waffenfliege: Stratiomys longicornis

Nein!

Die oben zusammenstehenden großen Komplexaugen, das fehlende zweite Flügelpaar und die fehlende Taille sprechen gegen eine Biene: Es ist die "Narzissen-Schwebfliege" (Merodon equestris). Sie ist farblich so variabel, daß man auf zwei Flügelmerkmale achten sollte: eine Einbuchtung (siehe roter Kreis) der 3. Ader und eine zum Außenrand hin offene Zelle.
    Die Larven dieser Art leben in den Zwiebeln von Narzissen und anderen Zwiebelgewächsen und lassen diese faulen. Durch den weltweiten Handel mit Blumenzwiebeln wurde die Art auch in ferne Gebiete verschleppt: eine weitere Folge der Globalisierung.
  "Narzissen-Schwebfliege" (Merodon equestris)

Nein!

Gelb auf dem Brustkorb (Thorax), eine gelbe Binde auf dem Hinterleib, ein weißes Hinterleibsende ... und doch ist es keine Hummel! Tatsächlich ist es eine Schwebfliege, welche eine Hummel nachahmt: die Hummel-Schwebfliege (Volucella bombylans). Als Larve lebt sie in Hummelnestern und ernährt sich unter der Wabe von Abfall, manchmal aber auch von den Larven des Hummelvolkes.
  "Hummel-Schwebfliege" (Volucella bombylans)

Nein!

Es ist weder eine Hummel noch eine Pelzbiene (siehe unten), sondern ein Hummelschweber, also eine Fliege, die wie eine Schwebfliege in der Luft stehen und mit ihrem langen Rüssel Nektar aus einer Blüte saugen kann. Der Große Wollschweber (Bombylius major) ist in unseren Gärten häufig und im Frühjahr gut zu beobachten, wenn er mit wippenden Bewegungen aus dem Flug Eier vor den Nesteingängen von Solitärbienen abwirft.
  "Großer Wollschweber" (Bombylius major)

Nein!

Es ist weder eine Wespe noch eine Biene, sondern eine Schwebfliege, wie die großen Komplexaugen, die Antennen und die Fühlerborsten (Arista) verraten. Viele Schwebfliegen weisen eine schwarz-gelbe bis schwarz-orange oder schwarz-weiße Warnzeichnung auf, die Freßfeinde an Wespen erinnern soll. Bei dieser "Hain-Schwebfliege" (Episyrphus balteatus, englisch: "Marmalade Hoverfly") sind die Weibchen an den auseinanderstehenden Augen gut zu erkennen.
  "Hain-Schwebfliege" (Episyrphus balteatus)

Nein!

Groß, pummelig und mit braunem Thorax-Pelz – doch keine Hummel: Der "Pinselkäfer" (Trichius fasciatus) kann einen Spaziergänger im Flug täuschen ...
    Käfer waren vor rund 200 Millionen Jahren (im Trias) die ersten Insekten, die durch Pollenübertragung Blüten bestäubten – lange bevor sich Bienen, Schmetterlinge, Vögel und Säugetiere (u. a. Fledermäuse) entwickelten.
  "Pinselkäfer" (Trichius fasciatus)

Nein!

Schwarz-gelb gezeichnet? Das sieht aus wie eine soziale Faltenwespe, die im Sommer am Pflaumenkuchen nervt – und es ist auch eine: Die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die "Gemeine Wespe" (Vespula vulgaris) sind die zwei Wespenarten, die unsere Vorliebe für Süßigkeiten teilen. Doch längst nicht alles, was schwarz-gelb gemustert ist, ist auch eine Wespe, und längst nicht alle Wespen sind schwarz-gelb gestreift ...
  "Deutsche Wespe" (Vespula germanica)

Nein!

Auch dieses ca. 1 cm lange schwarz-gelb gezeichnete Insekt ähnelt einer sozialen Faltenwespe, ist jedoch eine "Pflanzenwespe" (Symphyta): Diese "primitive" Unterordnung der Ordnung Hautflügler (Hymenoptera) weist nicht die für "Taillenwespen" (Unterordnung Apocrita) typische "Wespentaille" auf, die (manchmal raupenähnlichen) Larven leben auf oder in und von Pflanzen, die Vollinsekten (Imagines) ernähren sich von kleinen Insekten und Nektar.
    Der Allesfresser, der hier auf dem Teufelsabbiß (Succisa pratensis) sitzt, ist Tenthredo arcuata und gehört zur Familie der Echten Blattwespen (Tenthredinidae). Die Farbimitation sozialer Faltenwespen wird als Schutz-Mimikry interpretiert und auch von manchen Bienenarten genutzt.
  Pflanzenwespe Tenthredo arcuata

Nein!

Wer diesen ca. 3 cm langen schwarz-gelben "Hornissen-Glasflügler" für eine Hornisse hält, ist auf seine Mimikry hereingefallen: Glasflügler (Sesiidae) sind weder Wespen noch als solche getarnte Bienen, sondern eine Familie der Ordnung der Schmetterlinge (Lepidoptera); ihren Namen verdanken sie ihren überwiegend durchsichtigen Flügeln, die in der Regel nur auf den Adern und Rändern beschuppt sind.
    Sesia apiformis trägt zwar die 'Biene' (Apis) im Artnamen, imitiert als größter unserer Glasflügler aber die ähnlich große und gefärbte Hornisse; seine ca. 5 cm langen Raupen leben etwa zwei Jahre lang in Pappeln, von deren Holz sie sich ernähren. Rund 1 cm große Schlupflöcher verraten ab Ende Mai ihre Existenz. Die Falter (Imagines) fliegen bis Ende Juli.
  "Hornissen-Glasflüler" (Sesia apiformis)

Ja!

Gefährlich anmutende grüne Augen, schwarz-gelb gezeichneter Hinterleib? Das sieht zwar nach Wespe aus, ist aber eine "Wollbiene", die "Spalten-Wollbiene" (Anthidium oblongatum).
    Eine verwandte Art, die "Große Wollbiene" (Anthidium manicatum), hat dunkle Augen und ist in unseren Gärten häufig und gut zu beobachten, etwa wenn die großen Männchen ihre Reviere (Lavendel, Wollziest etc.) zugunsten ihrer Weibchen gegen andere Insekten – u. a. Honigbienen und Hummeln – verteidigen.
    "Wollbienen" heißen so, weil sie ihre Nester mit Pflanzenwolle bauen.
  "Spalten-Wollbiene" (Anthidium oblongatum)

Ja!

Schwarz-gelb gestreift und schlank – und doch keine Wespe: Viele Arten der Bienengattung Nomada zeigen diese schwarz-gelbe Warnzeichnung, was zum deutschen Gattungsnamen "Wespenbienen" führte.
    Alle Nomada-Arten (auch jene ohne Warnzeichnung) sind Kuckucke, also Brutparasiten bei anderen Bienen.
    Die abgebildete Art ist die auch in Gärten häufige Nomada fucata; sie parasitiert die ebenfalls häufige Sandbiene Andrena flavipes (s. u.).
  Wespenbiene Nomada fucata

Ja!

Sieht einer Honigbiene zwar ähnlich, ist aber die in vielen Gärten häufigste Sandbiene: Andrena flavipes.
    Sie ist der Wirt der Kuckucksbiene Nomada fucata (siehe oben) und nistet im Boden – manchmal in so großen Mengen, daß ängstliche Menschen in (völlig unnötige) Panik geraten.
    Sandbienen-Weibchen können übrigens in der Regel mit ihrem Stachel die menschliche Haut nicht durchdringen, und die in Massen über dem Boden schwärmenden Männchen haben nicht einmal einen Stachel ...
  Sandbiene Andrena flavipes

Ja!

Auch dieses an Efeublüten Nektar sammelnde Weibchen ähnelt einer Honigbiene, sein schlanker Hinterleib ist jedoch auffällig hell gebändert, und sie wird im 21. Jahrhundert immer häufiger: Die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) wurde erst 1993 wissenschaftlich beschrieben und "erobert" seither von Süden nach Norden auch Deutschland.
    Durch weitgehende Spezialisierung auf Efeupollen ist diese Seidenbiene die letzte Bienenart, die im Jahr fliegt. Ihre Nester baut sie ab Mitte September bis Ende Oktober im Boden, u. a. in Sandkästen, wo man sie vor Zerstörung schützen sollte. Die (unspezialisierten) Männchen lassen sich bereits Ende August an vielerlei Blüten entdecken. Hoffen wir, daß dieser Neuling bald überall neben Wespen und (Schweb-) Fliegen am Efeu zu beobachten sein wird!
  "Efeu-Seidenbiene" (Colletes hederae)

Ja!

Natürlich ist das eine Hummel, nämlich Bombus bohemicus; und genau deshalb ist's auch eine Wildbiene, denn Hummeln sind soziale, also in Staaten lebende Bienen.
    Bombus bohemicus ist allerdings eine Kuckucksbiene bzw. -hummel, welche die Helle Erdhummel (Bombus lucorum) parasitiert.
  Kuckuckshummel Bombus bohemicus

Ja!

... allerdings keine Hummel, sondern eine Pelzbiene, nämlich Anthophora plumipes: Diese schnelle, wendige Solitärbiene ist im Frühjahr eine der ersten Wildbienen in unseren Gärten, wo sie sich auch gut in Lehmwänden ansiedeln läßt.
    Pelzbienen graben sich nämlich ihre Nistgänge selbst – die meisten Arten in Hängen und Steilwänden, die "Waldpelzbiene" (Anthophora furcata) in morschem Holz.
  "Frühjahrs-Pelzbiene" (Anthophora plumipes), M

Ja!

... auch wenn der Winzling eher an eine Fliege oder kleine schwarze Solitärwespe erinnert. Es ist eine Löcherbiene: Heriades truncorum bzw. (neuerdings) Osmia truncorum.
    Diese häufige, aber unscheinbare kleine Solitärbiene sammelt Pollen, indem sie über die Blütenköpfe von Korbblütlern krabbelt und dabei mit der Bauchbürste gegen die Einzelblüten klopft. Ihre Nester bauen die Weibchen in 3–3,5 mm engen Gängen meist in Totholz, die Nestverschlüsse bestehen aus Harz, das durch Steinchen und Sandkörner, Faserstücke, Spelzen etc. verstärkt wird und so gegen das Eindringen von Räubern schützt.
  Löcherbiene Heriades truncorum

Ja ... und nein!

... da es zwar eine Biene, aber keine wildlebende Biene ("Wildbiene") ist, sondern eine von Imkern gezüchtete Westliche Honigbiene (Apis mellifera) bzw. ein Exemplar einer ihrer Rassen (= domestizierten Unterarten).
    Honigbienen (Apis spec.) sind aufgrund ihres Sozialverhaltens recht untypische Bienen, deren Wildform in Mitteleuropa leider ausgerottet wurde. Ihre spezifischen Merkmale sind:
1. Die Facetten- bzw. Komplexaugen sind behaart; 2. Das Hinterbeinpaar hat keinen Sporn; 3. Die Hinterbeine, deren Schienenbürsten den Pollen aufnehmen, hängen im Flug herunter; 4. Die Färbung des Hinterleibs variiert mit der Rasse, bei der Italienischen Honigbiene ("Ligustica") z. B. ist sie auffällig gelborange bis lederbraun.
  Honigbiene Apis mellifera

So wichtig es ist, die Insektengruppen und -arten anhand bestimmter Details genau unterscheiden zu können, so üblich ist zunächst eine ganzheitliche Betrachtung: Man erkennt eine Insekten- bzw. Bienengattung in einer Sekunde am "Habitus", am Erscheinungsbild. Wenn Zeit für eine genauere Betrachtung bleibt, ermöglichen Kenntnisse artspezifischer Merkmale (wie auch der Habitate und Futterpflanzen) die Bestimmung der Art (Anatomie Anatomie). Wer sich für Bienenarten interessiert, findet viele Bild- und Textportraits unserer Wildbienen in der Wildbienen-Arten Arten-Sektion.

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