Wildbienen im Haus: im Regal etc.
- „Ich habe Wildbienen im Rahmen meines Badezimmers – was kann ich jetzt tun? Wenn ich das Fenster öffne und schließe, gehen die Nester kaputt, oder ich zerquetsche eine Biene. Ich muß doch ab und zu lüften!“
- „Seit gestern beobachte ich eine Biene, die immer wieder durch ein Entwässerungsloch in meinen Fensterrahmen krabbelt. Es wird wohl eine nestbauende Mauerbiene sein. Natürlich kann sie gerne dort bleiben und ihr Nachwuchs dort groß werden, das Fenster wird nun nicht mehr geputzt, damit kein Wasser in den Rahmen laufen kann ;-) Aber ernsthaft: Ist das ein sicherer Nistplatz? Reicht die Belüftung aus? Ich möchte, daß Nachwuchs überlebt. Macht es Sinn, jetzt noch eine Nisthilfe anzubieten?“
- „Kürzlich haben wir entdeckt, daß eine Wildbiene in eine unserer alten Lautsprecherboxen fliegt. Wenn sie drin ist, können wir sogar Knabbergeräusche hören. Was passiert da? Nagt sie am Holz? Können wir die Boxen noch benutzen? Sollten wir die Öffnung verschließen?“
- „In meinem Zimmer steht ein Holzregal, das eine große Zahl von Bohrungen aufweist zur Einstellung der Regalbodenhöhe. Da ich unter dem Dach wohne, ist im Moment bei der Hitze mein Fenster ständig offen. In den letzten Tagen habe ich nun beobachtet, wie mehrere Biene immer wieder zielstrebig in die Löcher krabbeln. Gibt es eine Möglichkeit (Düfte oder dergleichen), um das Regal für die Bienen uninteressant zu machen? Alle Löcher zustopfen will ich halt auch nicht.“
- „In meinem Ikearegal Ivar haben Bienen ihre Kinderstuben eingerichtet. Bis jetzt sind schon 8 Löcher verdeckelt mit Erde. Sie fliegen immer durch das gekippte Fenster rein und raus. Ich werde im Juni ausziehen und habe überlegt, ob ich dann das Regalelement einfach auf den Balkon stellen kann, ohne das den Kleinen was passiert. Oder sollte ich sie vielleicht sogar kaputtmachen, aber das ist mir nicht ganz so recht. Mein Vater ist Imker, aber auch er kann mir keinen guten Rat geben. Und vor allem: Wie lange muß ich denn noch das Fenster gekippt lassen, oder sollte ich es erst recht schließen, damit nicht noch mehr kommen?“
- „Auch ich habe auf dem Balkon ein Regalteil, in dem sich jetzt eine Biene ihr Nest in einem Bohrloch baut. Ich habe schon gelesen, man sollte das Teil stehen lassen, da die Biene erst im nächsten Frühjahr schlüpfen wird, habe aber jetzt das Problem, daß ich dieses Regalteil unbedingt in spätestens 2 Wochen benötige, da wir umziehen. Kann ich dieses Nest irgendwie entfernen, ohne es zu zerstören, und so, daß die Biene es weiterhin nutzen kann?“
- „Hallo, vielleicht können Sie uns weiterhelfen?! Jetzt im Winter sind drei Bienen zu uns ins Bad gekrochen. Sie scheinen die warme Wohnung gesucht zu haben, weil es draußen noch häufig Frost gibt, schneit oder regnet. Sie hocken die meiste Zeit ganz ruhig an der Wand oder auf dem Boden,
oder sie verkriechen sich z. B. in die Toilettenpapierrollen. Können Sie uns vielleicht sagen, was wir am besten machen. Brauchen die Bienen eine bestimmte Temperatur? Darf man sie mit normalen Bienenhonig aus dem Geschäft füttern?“
- „Seit letzter Woche habe ich in meinem Bad Besuch einer Hummel. Sie kommt durchs gekippte Fenster und hat sich den kegelförmigen Griff am Zugseil meines alten defekten Heizstahlers als Nestplatz ausgesucht. Ich war jetzt 4 Tage nicht da und das Fenster war geschlossen – gebracht hat es nix. Als es wieder gekippt wurde, hatte ich meinen neuen Besucher sofort wieder im Bad. Seit heute biete ich ihr – wann immer ich sie vor dem Fenster finde – meinen Finger an und führe sie dann zum offenen Spalt des Fensters. [...]“
Die Biene im Haus bzw. auf Balkon oder Terrasse in einem Möbelstück, das im Herbst wieder in die Wohnung soll – das ist wohl der Klassiker und Spitzenreiter unter den Anfragen in Sachen Bienen. Die Antworten sind immer dieselben:
- Die Biene, die sich da in die Höhle des Menschen wagt, um ihr Nest zu bauen, ist eine Mauerbiene, in der Regel Osmia bicornis (früher Osmia rufa). Sie ist ein harmloser Kulturfolger, zerstört also nichts und greift niemanden an, und sie trägt nur Pollen (mit ganz wenig Nektar) und Lehm ein, um in den Nistgängen die Zwischen wände und den Nestverschluß zu bauen.
- Osmia bicornis hat das weiteste Nistplatz-Schema aller Mauerbienen: Es läßt sich kaum ein Hohlraum denken, in dem diese Art nicht nistet. Runde glatte Bohrlöcher von 6–8 mm Durchmesser sind sicherlich ideale Nistplätze, denen die Bienen nicht widerstehen können!
- Natürlich denkt sie Biene nicht voraus: Sie kann sich nicht vorstellen, daß ihre Brut im Haus auf vielerlei Weise gefährdet ist und der Nachwuchs verhungert, wenn er im Winter in der warmen Wohnung schlüpft.
- Wer eine Mauerbiene entdeckt, die in der Wohnung ihr Nest baut, hat im Sinne der Biene zwei Möglichkeiten: Entweder er unterbindet weiteres Bauen, indem er bzw. sie z. B. die möglichen Nistlöcher vorübergehend mit Tesafilm zuklebt, oder er stellt das Möbelstück im Herbst in einen kalten Schuppen, aus dem die geschlüpften Bienen im Frühjahr entweichen können.
- Der (weiteren) Besiedlung von Hohlräumen in der Wohnung sollte man auf jeden Fall durch ein großzügiges Nistplatzangebot auf der Terrasse, dem Balkon etc. vorbeugen. Gut geeignet sind Hartholzblöcke und käufliche Nistziegel.
- Das Entfernen des Nestes, ohne es dabei zu zerstören, ist wenig aussichtsreich bzw. nur mit einigem Aufwand möglich: Man müßte zunächst einige Wochen warten, bis die Larven in ihren Kokons liegen, dann den Nestverschluß und jeweils eine Zwischenwand vorsichtig aufkratzen und den dahinter Kokon behutsam mit einem Draht herausbugsieren, bis alle Kokons gerettet sind, und schließlich die Kokons in die Bohrlöcher bzw. Röhrchen einer Nisthilfe schieben und die Löcher mit etwas Lehm verschließen. Ein unfertiges Nest kann eine Biene nicht an anderem Ort fertigstellen, sie ist auf den Nistort fixiert.
- Sollten im Winter bzw. frostigen Frühjahr einmal Bienen im Haus auftauchen, haben diese kaum Überlebenschancen: In der Wärme eines Hauses verhungern sie binnen kurzem, ungeschützt in die kalte Freiheit entlassen erfrieren sie, und selbst in einem geeigneten Versteck haben sie oft auch nur geringe Aussicht, den Frühling zu erleben, da sie durch das Aufwachen und Umherfliegen in der warmen Wohnung schon zu viel Energie verloren haben. Für Rettungsversuche gibt es deshalb nur diese Empfehlung: Lassen Sie die Biene(n) von einem Teelöffel etwas flüssigen Honig trinken, setzen Sie sie dann in ein Glas zwischen feuchte (nicht nasse) Erde und ein Grasbüschel und stellen Sie das verschlossene Behältnis etwas später für ein paar Tage im Kühlschrank. Da Insekten wechselwarme Tiere sind, findet bei Kälte fast kein Stoffwechsel statt, so daß der Sauerstoff etwa in einem Marmeladenglas lange reicht. Nun haben Sie zwei Möglichkeiten:
- An einem frostfreien Wintertag sollten Sie die Biene(n) in ihrem Grasbett z. B. in einen regengeschützten Reisighaufen oder Holzstoß umbetten. An einer solchen geschützten Stelle kann das Tier dann hoffentlich bis zum Frühjahr überdauern.
- Sollten die ersten warmen Frühlingstage mit offenen Blüten unmittelbar bevorstehen, verwahren Sie die Biene(n) solange im Kühlschrank und lassen Sie sie dann morgens aus dem Gras in die warme Sonne krabbeln und wegfliegen.
- Eine nahe Verwandte der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) ist die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta). Aufgrund ihres rotorangen Hinterleibs wird diese attraktive Art immer wieder für eine Steinhummel gehalten. Hummeln sind allerdings soziale Bienen, die nicht in Totholz, Fensterrahmen etc. nisten. Der Unterschied zwischen Hummeln und Solitärbienen wird auf einer
anderen Seite erläutert.
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Ganz links: die Mauerbiene Osmia bicornis im Scharnier eines Badezimmer-Klappfensters |
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Baden gegangen: Diese Osmia bicornis wußte nicht, daß der Fensterrahnen undicht war. |
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"Nist"-Löcher in einem Regal |
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"Nist"-Loch im Rahmen eines Badezimmer-Klappfensters |
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