Türen bzw. Klappen stellen wenn sie funktionieren die sichersten mechanischen Mittel gegen Motten dar: Unter der Voraussetzung, daß die Behausung keine weiteren von Wachsmotten passierbaren Öffnungen aufweist, können sie das Eindringen der Falter in den Hummelkasten verhindern. Vier Varianten werden vorgestellt: die Schiebe-Gittertür, die unten angeschlagene Gitterklappe, die Pendelklappe für beide Richtungen und die sichere Doppelklappe mit getrenntem Ein- und Ausgang:
Der für kommerzielle und größere selbstgebastelte Hummelkästen typische Vorbau stellt leider für sich alleine keinen wirksamen Schutz gegen Wachsmotten dar. Sein Flugloch muß also gesichert werden.
Hummeln sind kräftige Insekten, die es durchaus gewohnt sind, Hindernisse vor ihrem Flugloch aus dem Weg zu räumen. Man bastelt sich also aus einem wenige Zentimeter langen Stück Holzleiste und einem Stück Alu-Lochblech oder starren Fliegengitter eine kleine "Schiebetür" (siehe Foto), die man abends im Dunkeln vor das Flugloch stellt und die Wachsmotten zuverlässig daran hindert, in den Kasten einzudringen. Morgens schiebt die erste ausfliegende Hummel von innen her das Törchen zur Seite.
Voraussetzung für den Erfolg ist, daß das Gitter regelmäßig jeden Abend nach der Dämmerung erneut vor dem Flugloch plaziert wird. Das erfordert Selbstdisziplin: Eine einzige Nachlässigkeit kann ein Hummelvolk dem Untergang weihen! Der richtige Zeitpunkt für den Verschluß ist allerdings schwer zu bestimmen: Man riskiert einerseits, Spätheimkehrerinnen auszusperren, und andererseits, früh fliegende Motten hineinzulassen.
Eine weiterentwickelte Vorrichtung kann bei entsprechender Konstruktion des Kastenvorbaus eine "Gitterklappe" sein, die der oben beschriebenen "Schiebetür" ähnelt, aber durch ein am unteren Rand befestigtes Scharnier in einer Richtung beweglich ist: Spät abends wird sie vor dem Flugloch hochgestellt, morgens fällt sie durch die hinausdrängende erste Hummel nach vorn um und hindert gleichzeitig als "Schmutzrost" zurückkehrende Hummeln daran, Eier mit in das Nest zu schleppen, die nachts vielleicht vor der Klappe abgelegt wurden.
Eine funktionierende Klappe läßt sich z. B. leicht aus stabilem Fliegengitter, nichtrostendem, Kunststoff-ummanteltem Blumendraht und zwei kleinen Messing-Ringschrauben herstellen, die man tief in das Holz des Flugbrettchens dreht. Ein mögliches Problem stellt die stehende Konstruktion der Klappe dar: Damit sie nicht schon durch einen leichten Windstoß umfällt, müßte sie leicht schräg gegen das Flugloch lehnen. Ein Spalt zwischen der Klappe und der Wand des Kastens oder Vorbaus könnte aber einer Wachsmotte das Eindringen ermöglichen! Also muß auch der Rahmen des Flugloches leicht angeschrägt sein oder man bringt das Scharnier nicht unter der Klappe, sondern seitlich an (siehe Abb.) und verlagert so ihren Schwerpunkt auf eine Seite des Drehpunkts.
Auch diese Gitterklappe erfordert die Disziplin eines Hundebesitzers, der jeden Abend zu selben Zeit sein Haustür ausführt, und garantiert dennoch keinen 100%igen Erfolg.
Denkbar ist auch eine oben angeschlagene "Pendeltür" bzw. Pendelklappe, die in beide Richtungen (bidirektional nach außen und innen) schwingt und nicht der allabendlichen Aufstellung bedarf. Ihre Größe müßte so exakt bemessen sein, daß sie einerseits in der Öffnung zum Nistkasten garantiert nicht verkantet, also die Hummeln weder ein- noch aussperrt, andererseits einer Wachsmotte keinen Spalt zwischen Tür und Öffnungswand bietet, durch den sie sich in den Kasten mogeln kann. Um die Hummeln nicht am Ausfliegen zu hindern, sollte sie außerdem lichtdurchlässig sein. Schließlich müßte sie so leicht sein, daß die Hummeln sie bequem vor sich wegdrücken (ohne sich die Flügel zu beschädigen), aber gleichzeitig so schwer, daß die Wachsmotten sie nicht eindrücken können. Hier ist also das Fingerspitzengefühl eines mit viel Zeit und Geschick gesegneten Tüftlers gefragt. Die folgenden drei Konstruktionstypen setzen eine rechteckige Öffnung auf einer Seite des Vorbaus voraus:
Pendelklappe, Gittertunnel, Vorbau. Das zu hohe Gewicht der Kunststoffplatte und 3-mm-Schrauben läßt die Klappe leicht schräg nach innen hängen. | Erst nach Ziehen an einer der Schrauben traute sich diese Steinhummel, ihre Kraft gegen die Türklappe einzusetzen und sie aufzustoßen. |
Wer einen Hummelkasten mit einer solchen Schwingklappe ausstatten möchte, sollte folgende Tips beherzigen:
Ein mit Tesafilm am Scharnierschenkel befestigtes dünnes Kunststoffplättchen hängt senkrecht nach unten und verfügt so über ein zweites Gelenk. Diese Erdhummel stößt es schon beim ersten Versuch auf. |
Etwas sicherer als eine vor- und zurückschwingende Pendeltür dürfte eine Wachsmotten-Klappe sein, die im Ruhezustand nicht hängt, sondern auf einem abgeschrägten Röhrenende aufliegt und so den Eingang geruchssicher verschließt. Was man zunächst vielleicht kaum für möglich hält, ist in der Praxis überraschend erfolgreich: Hummeln lernen erstaunlich schnell, ihren Kopf unter den umgebogenen unteren Rand der Klappe zu stecken und diese so weit anzuheben, daß sie in den Gang bzw. Vorbau kriechen können. Man kann der Königin das Lernen erleichtern, indem man die Klappe zunächst durch einen "Abstandshalter" (z. B. ein aufgeklebtes Streichholz-Stückchen) ein wenig offenstehen läßt. Hat man sich überzeugt, daß die Nestgründerin die Klappe bedienen kann, entfernt man das Objekt wieder, damit sich keine Wachsmotte in den Spalt zwängen kann. Auf dem Rückweg brauchen Hummeln nichts zu lernen, sondern nur die Klappe aufzustoßen. Die auf dem Foto gezeigte witterungsfeste Konstruktion wurde übrigens aus PVC gefertigt.
Der umgebogene Rand dieser Einfachklappe ermöglicht einer Hummel (hier: Bombus lapidarius), die Klappe mit dem Kopf hochzudrücken und in den Nestgang einzudringen. Auf demselben Weg fliegt sie aus. |
Wer der Funktionalität einer Einfachklappe nicht traut, kann sich für eine Doppeltür entscheiden, deren Entwicklung nacheinander von Armin Krenz (41464 Neuss), Horst Jäkel (28857 Syke) und einem Solinger Humelfreund vorangetrieben wurde: Für das Ein- und Ausfliegen der Hummeln ist jeweils eine eigene aufliegende Klappe vorsehen, die nicht gehoben, sondern nur gedrückt wird und daher ohne Lernleistung leicht zu öffen ist. Da die beiden durchsichtigen Klappen außen und innen auf schrägen Türrahmen aufliegen, bieten sie Wachsmotten auch nicht den Spalt einer Chance, eine Klappe aufzudrücken und sich in den Vorbau zu zwängen; auch strömt so noch weniger Nestduft durch die Tür.
Die Gefahr des Verkantens und Festklemmens ist wie bei einer Einfachklappe geringer als bei einer Pendeltür; dennoch sollte auch diese Konstruktion ausreichend weit vom Schlupfloch des Hummelkastens entfernt montiert werden, damit aus dem Kasten transportiertes Nistmaterial den Ein- oder Ausgang nicht verstopft oder eine der Klappen etwas offenstehen läßt. Der Erfinder hat dieses Problem dadurch gelöst, daß er den relativ kleinen Vorbau mit einem Schlauch oder Tunnel mit dem Flugloch des Kastens verbindet und ihn außerdem durch eine Dachöffnung gelegentlich kontrolliert. Durch ein kleines Loch oberhalb der Schlupflöcher kann er zudem einen Nagel schieben und bei Problemen die Klappen so in der Horizontalen arretieren.
Ein robuster, witterungsfester Nachbau läßt sich aus einer eckigen PVC-Stange und zwei durchsichtigen Plastikklappen herstellen:
Links: Prototyp der Doppelklappe in einem kleinen Vorbau mit Kontrollöffnung (Foto vom Hersteller) Oben: Nachbau aus PVC in einem großen Vorbau. |
Während die Königin die (etwas dicke) Ausgangsklappe problemlos im Laufen aufstößt, zwängen sich kleine Arbeiterinnen rücklings unter ihr heraus. Auf dem letzten Foto fliegt die Königin das Eingangsloch an. |
Eine Einfach- oder Doppelklappe könnte und sollte in eine Seitenwand oder die Schiebetür des Vorbaus kommerzieller Hummelkästen eingebaut werden!
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