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Hummel-Wachsmotten
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Hummelwachsmotten

Die Hummel-Wachsmotte (Aphomia sociella) ist nach dem Menschen vermutlich der gefährlichste Widersacher (Antagonist) unserer Hummeln und daher der "natürliche Feind" des "Hummelhalters". Der ca. 17 mm große nachtaktive Falter aus der Familie der Zünsler (Pyralidae) findet Anfang Mai durch seinen Geruchssinn die Hummelnester, kriecht in die Erdhöhlen bzw. Nistkästen und legt in der Nähe der Hummelwaben seine Eier ab. Diese werden durch die Nestwärme ausgebrütet. Die geschlüpften Wachsmotten-Raupen fressen dann die Waben samt Hummel-Larven auf und können so, wenn sie in einem frühen Entwicklungsstadium des Hummelvolkes und in großer Zahl auftreten, schließlich das gesamte Volk vernichten.

Völlig ausrotten können Wachsmotten ihre hilflosen Wirte freilich nicht: Da sie von ihnen völlig abhängig sind, also nicht auf andere Wirte ausweichen können, würden sie aussterben, bevor sie die letzten Hummelnester gefunden hätten. Diese sind nämlich keineswegs alle einfach zu finden: Der Eingang kann zwischen Grashalmen, feinen Wurzeln, Moospolstern oder Steinchen recht gut getarnt sein (auch für duftgeleitete Wachsmotten), Raubinsekten lauern dort vielleicht auch nachts auf Beute, und die Röhre zu einem ehemaligen Mäusenest mag sehr lang und abenteuerlich gewunden und verzweigt sein. Unter natürlichen Bedingungen können also immer genügend Jungköniginnen aufgezogen werden, um das Überleben der Hummelarten zu sichern. Wachsmotten können ihre Wirte sogar fördern, indem sie durch die Zerstörung der Wabenstruktur alter Hummelnester in der Nisthöhle wieder Platz für eine neue Neubesiedlung schaffen.

Die künstlichen Bedingungen eines Hummelkastens verändern die Überlebenschancen eines Hummelvolkes: Dachs, Fuchs, Marder, Igel, Maulwurf, Ratten und Mäuse sowie Mäh- und Baumaschinen haben hier keine Chance, und auch gegen Regen, Kälte und Hitze schützt ein gut isolierter und günstig plazierter Kasten. Mancher Hummelfreund hilft seinen Schützlingen gar mit einer Zuckerlösung über kalte Hungertage hinweg.
    Wachsmotten hingegen scheinen hier leichteres Spiel zu haben: Oft stehen mehrere Hummelkästen dicht beieinander und bilden so eine besonders starke Duftquelle. Der Eingang zum Kasten ist besonders leicht zu finden und der Weg vom Flugloch zum Nest extrem kurz. Eine erfolgreiche Wachsmotte kann so den Aufwand der Ansiedelung eines Hummelvolkes zunichte machen. Vor diesem Hintergrund erscheint die achselzuckende Selbstbeschwichtigung "Das ist eben in der Natur so ..." fehl am Platze: Wer Hummeln in einer künstlichen Nisthöhle ansiedelt, sollte sie dort nicht einem unnatürlich hohen Risiko aussetzen.

Nestkontrolle mit Pinzetten

Nestkontrollen

Abgesehen von Baumhummeln (B. hypnorum) reagieren eigentlich fast alle Arten ausgesprochen gutmütig auf vorsichtige Nestkontrollen. Aus Sicht des "Hummelhalters" kann man vier Stadien des Befalls durch Wachsmotten unterscheiden:

  1. Die weniger als ½ mm dicken Wachsmotteneier sind im Gewirr der Wachsbehälter, Blätter und Polsterwollfäden kaum zu entdecken, und das Durchstöbern des Nestes mit der Lupe stellt eine zu große Störung dar. Die Bekämpfung ist daher in diesem Stadium nur durch Schmetterlingsparasiten (Trichogramma) und Bakterien möglich.
  2. Wenn die Raupen geschlüpft sind, kann man sie bei regelmäßigen genauen Nestkontrollen zunächst als winzige weißliche "Würmchen" entdecken und versuchen, sie blitzschnell mit der Pinzette aus dem Nest zu klauben oder mit einer Schere durchzuschneiden. Später ziehen sich die größeren Raupen so schnell aus den Wachsbehältern nach unten zurück, daß sie kaum zu erwischen sind.
        Manche Hummelhalter verfrachten die augenscheinlich unbefallenen Nestteile dann samt herumkrabbelnden Hummeln in einen zweiten, vorbereiteten Nistkasten: Abfliegende oder später wiederkehrende Hummeln werden mit dem Kescher eingefangen und hinzugesetzt. Erst wenn das Volk vollzählig ist und sich wieder beruhigt hat, wird das Flugloch wieder freigegeben.
        Eine solche Prozedur ist nicht jedermanns Sache, weshalb als Bekämpfungsmaßnahme eigentlich nur das Bakterium B. thuringiensis in Frage kommt.
  3. Wenn die Wachsmotten-Raupen erst die Größe einer Mehlkäferlarve ("Mehlwurm") erreicht haben, sind sie nicht mehr zu übersehen: Öffnet man in diesem Stadium den Nistkasten, sieht man oft schon einige vor dem ungewohnten Licht in die schützende Polsterwolle fliehen. Dringt man mit Pinzetten in diese vor, entdeckt man immer mehr. Selbst wenn man auf der Nestoberfläche keine Raupen sieht, verraten feine weißliche Gespinste dennoch ihre Anwesenheit. Die Raupen sind nun bereit für ihre Metamorphose und verlassen den geplünderten Nestbereich, um sich einzuspinnen und zu verpuppen.
        Für das Hummelvolk kann es jetzt schon zu spät sein: Das Nest ist teilweise, weitgehend oder gar völlig zerstört, eventuell noch vorhandene Wachsbehälter und Hummellarven sind akut gefährdet, und die überlebenden Hummeln werden durch das Gespinst im Nest zunehmend behindert.
        Wenn noch genügend intakte Brutzellen feststellbar sind, ist das Volk in diesem Stadium nur noch zu retten, indem man alle sichtbaren Raupen herausfängt und die Waben entweder (im selben oder einem neuen Hummelkasten) in neues Nistsubstrat setzt oder mit B. thuringiensis besprüht.
Eingesponnene Wachsmotten   Wachsmotten in Nest und Zwischenräumen
  1. Wenige Tage später sind alle Raupen auf der Suche nach Hohlräumen, um sich dort einzuspinnen: zwischen Außen- und Innenwänden, unter dem Innendeckel und sogar unter dem Nistkasten selbst. Hummelfreunde, die jetzt zum ersten Mal ihren Kasten inspizieren, schrecken erst einmal vor dem angerichteten Schaden zurück: Die Nestkuppel ist von Gespinstfäden überzogen, man sieht nur noch wenige tote oder apathisch wirkende Hummeln darauf, in Winkeln und Hohlräumen kleben weiße "Packlagen" von Kokons, dazwischen kriechen Raupen, die sich noch nicht eingesponnen haben.
        Meist kommt jetzt jede Hilfe zu spät, und auch die Holzteile des Kastens leiden jetzt: Sie werden von den Raupen beim Einspinnen angefressen. Die Gespinste sollten daher sofort mit einer Spachtel oder einem Messer entfernt und dann verbrannt werden. Man kann die Raupen aber auch aus dem Gespinst herausholen und an mittelgroße bis große Teichfische, junge Vögel oder gerettete Fledermäuse in einer Aufzuchtstation verfüttern ...

Je später der Hummelhalter einschreitet, desto unangenehmer sind die Folgen für sein Hummelvolk. Ein einmal befallenes Volk ist mehr oder weniger geschwächt und erreicht aufgrund der Fraßschäden an den Waben vermutlich nicht mehr die maximal mögliche Kopfzahl; wenn es noch Königinnen produziert, hat es seinen Zweck zwar erfüllt – eine Erhöhung und Stabilisierung der Volkszahlen wird so jedoch behindert.

Die für Hummeln schonendsten erfolgversprechenden Maßnahmen gegen Wachsmotten sind solche, die deren Weibchen daran zu hindern, in den Hummelkasten einzudringen und dort ihre Eier zu ablegen; das läßt sich mit Türen bzw. Klappen und Gittertunneln erreichen. Biotechnische Mittel – Abschrecken und Fangen – haben sich hingegen bislang nicht bewährt. Sind die Plagegeister erst eingedrungen, ist der Einsatz nützlicher Parasiten am erfolgversprechendsten, speziell die mikrobiologische Bekämpfung mit B. thuringiensis. Als Alternative bleibt nur das mühsame und wenig erfolgversprechende Einsammeln ihrer Nachkommenschaft.

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