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Nomioides  minutissimus


Steppenbienen: Nomioides minutissimus Große Fotos

Artname: Nomioides minutissimus (Rossi, 1790)
Volksmund: deutsch: "Dünen-Steppenbiene", "Sandsteppenbiene"
Merkmale: 4–5 mm, grün-gelb gefärbt. W.: Kopf dunkelmetallischgrünlich glänzend, Gesicht länglich oval mit gelbem Clypeus und bläulichen Augen mit dunklen Flecken, braun-gelbe Geißeln; Thorax metallischgrün mit gelber Zeichnung auf Scutellum & Postscutellum, Flügeläderung blaßgelb, Beine gelb; Hinterleib (Metasoma) blaßgelb & spärlich hell behaart mit schmalen ungleichmäßig geformten dunkelbraunen (oder breiten gelben) Streifen auf den Tergiten. M.: ähnlich dem W., aber dunkles Metasoma mit schmalen gelben Bändern, Genitalanhänge (Gonostyli) anders als bei Nomioides facilis am Ende nach innen gebogen (ähnlich einer Kneifzange).
Verbreitung: Marokko über Iran bis China, Sudan bis Deutschland, hier nur in den wärmsten Steppen- & Binnendünengebieten (Oberrhein & Maingebiet: "Mainzer Sand").
Lebensraum: Trockenheiße Binnendünen und Flugsandgebiete mit sehr vegetationsarmen Stellen
Fortpflanzung: in selbstgegrabenen Bodennestern (Eingang: Ø 2 mm) in lockerem vegetationsarmen sandigen Boden, meist in kleinen Aggregationen, evtl. kommunal; Puppen ohne Kokon.
Kuckuck: unbekannt (vielleicht die in Mitteleuropa nicht nachgewiesene Blutbiene Sphecodes nomioidis)
Nahrung: unspezialisiert (polylektisch): Doldengewächse (Apiaceae), Korbblütler (Asteraceae), Kreuzbl. (Brassicaceae), Glockenblumengew. (Campanulaceae), Dickblattgew. (Crassulaceae), Lippenbl. (Lamiaceae), Rosengew. (Rosaceae).
Flugzeit: In Mitteleuropa 1 oder 2 Generation im Jahr (univoltin/bivoltin): Mitte Mai–August/September.
Rote Liste: Kategorie 2: Stark gefährdet.
Nomioides minutissimus, W
Steppenbiene Nomioides minutissimus · "Mainzer Sand", 01.07.2018 (nix)

Die Steppenbiene Nomioides minutissimus ist eine winzige mediterran-asiatische Steppenart, die in Sandgebieten vom Westen Nordafrikas bis China vorkommt. Am Rande dieses riesigen Verbreitungsgebietes ist sie in Deutschland nur punktuell auf sehr wenigen trockenheißen Binnendünen und Flugsandgebieten in Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern zu finden. Ihr vielleicht nördlichstes Vorkommen existiert offenbar im NSG "Mainzer Sand", wo sie über 150 Jahre verschollen war und erst 2017 wiederentdeckt wurde. In der Schweiz scheint die Art nicht vorzukommen, in Österreich sind Vorkommen im Burgenland, in Kärnten und Niederösterreich bekannt. Im Zuge der Klimaerwärmung erscheint eine langsame Ausbreitung möglich, sofern die Lebensräume erhalten bleiben.

Der Artname minutissimus bedeutet passend 'sehr klein'. Aufgrund seiner geringen Körpergröße von nur ca. 4 mm ist dieser Winzling natürlich leicht zu übersehen. In ihren wenigen Habitaten läßt sich die Steppenbiene allerdings durchaus finden: Das Problem dabei ist, daß im Flug von ihr nur ein "Flimmern" zu sehen ist; sobald dieses aufgehört hat, sollte man den Blick (oder das Makroobjektiv) auf die Bodenstellen oder Blüten richten, in deren Nähe zuletzt Bewegung in der Luft wahrzunehmen war: Mit Glück kann man Nomioides minutissimus dann an seinem grün-gelben oder schwarz-gelben Farbkontrast identifizieren – auch wenn der hellgelbe Hinterleib der Weibchen sich von einem sandigen Untergrund natürlich kaum abhebt. In Regionen, in denen das Verbreitungsgebiet dieser Steppenbiene mit dem von Nomioides facilis überlappt, ist eine Unterscheidung im Feld kaum möglich.

Nomioides minutissimus legt an vegetationsarmen Stellen in lockerem Sand annähernd senkrechte ungeglättete Gänge von bis zu 22 cm Tiefe an, von denen seitlich weitere waagerechte Gänge zu den Brutkammern hin abzweigen bzw. sich weiter verzweigen. Die bis zu 20 ovalen Brutzellen eines Nestes werden mit einem Sekret ausgekleidet, ein Kokon wird nicht erstellt.

Nomioides minutissimus, M   Nomioides minutissimus, M
Nomioides minutissimus  in Centaurea stoebe   N. minutissimus  · "Mainzer Sand", 07.07.2019

Nomioides minutissimus, M   Nomioides minutissimus, M
Nomioides minutissimus  · 07.07.2019   Nomioides minutissimus  in einer Rispen-Flockenblume · NSG "Mainzer Sand", 07.07.2019

Mainzer Sand
Steppenlandschaft: Habitat der Steppenbiene Nomioides minutissimus · NSG "Mainzer Sand", 07.07.2019

Der "Mainzer Sand" bzw. "Große Sand" ist ein Binnendünengebiet, das am Ende der letzten Eiszeit durch Flugsand aus den Rheinauen entstand und eine für xerotherme Steppen typische Reliktflora beherbergt. Seit der französischen Besetzung des Rheinlandes wird das trockene und nährstoffarme Gebiet militärisch genutzt, ab 1933 wurden Randbereiche bebaut. Das 1939 ausgewiesene nur 33 ha kleine NSG wurde 1994 auf 127 ha vergrößert. 2013 aber ordnete das Bundesverkehrsministerium den sechssprigen Ausbau der Bundesautobahn (BAB) 643 vom Schiersteiner Kreuz (Hessen) zum Dreieck Mainz (Rheinland-Pfalz) an, und am 21.06.2019 machte die Stadt Mainz das "Planfeststellungsverfahren für den sechsstreifigen Ausbau der BAB A 643 zwischen der AS Mainz-Gonsenheim und der AS Mainz-Mombach in den Gemarkungen Gonsenheim, Mombach und Finthen" öffentlich. (Näheres: ARGE Mainzer Naturschutzverbände)
    Im Großen Sand war Nomioides minutissimus letztmalig im Jahre 1861 nachgewiesen und von dem Entomologen Adolph Phillip Schenck beschrieben worden. 156 Jahre später, am 30.07.2017, entdeckte die Wildbienenexpertin Heike Strücker die "Dünen-Steppenbiene" dort erneut: auf beiden Seiten der A 643, also in beiden Teilen des Mainzer Sandes. Zu beobachten war die Mini-Biene pollensammelnd überwiegend auf typischen Trocken- und Steppenrasen-Arten: Gewöhnlicher Schafgarbe (Achillea millefolium), Sand-Steinkraut (Alyssum montanum gmelinii), Natternkopf (Echium vulgare), Steppen-Salzkraut (Kali tragus), Sand-Thymian (Thymus serpyllum) und auf Flockenblumen-Arten (Centaurea spec.).

Nomioides minutissimus, W
Die Steppenbiene Nomioides minutissimus auf Alyssum montanum subsp. gmelinii ("Sand-Steinkraut")
Nomioides minutissimus, W
Steppenbiene Nomioides minutissimus · Mainz, NSG "Mainzer Sand", 08.07.2021
Nomioides minutissimus, W

Nomioides minutissimus, W   Nomioides minutissimus, W
Nomioides minutissimus  · 08.07.2021   · Mainz, NSG "Mainzer Sand", 08.07.2021

Nomioides minutissimus, W   Nomioides minutissimus, W
Nomioides minutissimus  · 08.07.2021   Nomioides minutissimus  · Mainz, 08.07.2021

Nomioides minutissimus, W   Nomioides minutissimus, W
Nomioides minutissimus : Paarungsversuch   · NSG "Mainzer Sand", 08.07.2021

Nomioides minutissimus, M   Nomioides minutissimus, W
Nomioides minutissimus  · NSG Mainzer Sand, 13.08.2017 (nef)   Nomioides minutissimus  auf Centaurea scabiosa · (A) Podersdorf, Neusiedler See, 10.08.2021 (nef)


Die seltenen Aufnahmen im Juli 2019 haben wir der Führung des Bienenexperten Volkmar Nix zu verdanken!

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