"Blutbienen" – englisch: "Blood Bees", niederländisch "Bosbloedbij" – sind durch ihren charakteristisch roten Hinterleib und ihre meist geringe Größe gekennzeichnet. Das bewirkt, daß der Laie
Wie ähnlich schwarz-rot gezeichnete Wespen sind Blutbienen nur spärlich behaart bzw. auf dem roten Abdomen fast kahl; sie unterscheiden sich von Wespen aber durch ihren gedrungenen Körperbau und ihr Verhalten: Grabwespen (Sphecidae) etwa sind deutlich schlanker und zeigen eine ausgeprägte lange Wespentaille, die durch den Petiolus entsteht, das meist lange stielartige Mittelteil bzw. gut bewegliche erste Segment des Abdomens; außerdem laufen sie ruckartig und werfen immer wieder die Flügel auf. Anders als Wespen suchen Sphecodes-Arten am Boden weder Nahrung noch geeignete Nistmöglichkeiten, sondern nur die Nester anderer Bienen, um dort wie der Kuckucksvogel ihre Eier abzulegen. Sie sind also wie viele andere Bienenarten (etwa ein Viertel) Kuckucksbienen bzw. Brutschmarotzer, die andere Bienen parasitieren.
Ihr bisweilen blutrünstiger Lebenswandel läßt aber auch noch eine zweite Interpretation ihres deutschen Gattungsnamens zu: Blutbienen-Weibchen dringen nicht nur in Abwesenheit ihrer Wirtinnen in deren Brutzellen ein, sondern überfallen und vertreiben oder töten sie manchmal, um ihre Eier im Wirtsnest abzulegen. Dieses brutale Vorgehen wurde an den Nestern solitärer wie auch und vor allem (primitiv eu-) sozialer Wirtinnen beobachtet nämlich bei Furchenbienen (Halictus + Lasioglossum) , deren Arbeiterinnen ihre Wächterfunktion mit dem Leben bezahlen. Die Blutbiene bricht hier rabiat schon verschlossene Brutzellen auf, tötet das Ei oder die Larve der Königin, legt ihr eigenes Ei auf den Proviant und verschließt die Zelle wieder.
Eine Blutbiene in einer Solitärbienen-Aggregation auf der Suche nach einem Nesteingang ... | Der weiße Auswurf vor diesem Loch läßt eine Niströhre erkennen · Fotos: Solingen, 27.04.2004 |
In Deutschland sind nach Westrich und Dathe (1997 & 1998) 25 Arten bekannt. Allen ist der schwarze Kopf und Thorax eigen, das Abdomen ist in der Regel leuchtend dunkelrot, bei den Männchen einiger kleiner Arten jedoch schwarz. Bei der größten Art, Sphecodes alilabris, ist allerdings die Abdomen-Spitze nur der Weibchen schwärzlich. Drohnen lassen sich natürlich auch durch die 7 (gegenüber 6) Abdomensegmente und 13 (statt 12) Fühlerglieder von Weibchen unterscheiden. Die Körperlängen reichen von 414 mm. Die Artbestimmung ist aufgrund der großen Ähnlichkeit der mittelgroßen und kleinen Arten untereinander nur geübten Fachleuten möglich.
Die verschiedenen Sphecodes-Arten sind unterschiedlich stark auf Wirtsbienen spezialisiert: Manche sind an eine Art gebunden, andere haben mehrere Wirtsarten zur Auswahl. Diese gehören häufig zu den Furchenbienen (Halictus + Lasioglossum), aber auch zu den Sandbienen (Andrena) und Seidenbienen (Colletes). Einige Wirtsarten sind noch unbekannt.
Blutbienen kann man bis in den Herbst hinein finden. Zwei Fortpflanzungsstrategien lassen sich bei ihnen unterscheiden. In der nachfolgende Tabelle werden diese mit "Typ I" oder "Typ II" gekennzeichnet:
Sphecodes | Wirtsart | Flugzeit |
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S. albilabris (FABRICIUS 1793) | Colletes cunicularius Melitturga clavicornis | Typ I: W. Mitte AprilEnde Mai; M. & W. ab Ende Juli, M. bis Ende Sept, W. bis Ende Aug |
S. crassus THOMSON 1870 | Lasioglossum pauxillum, L. punctatissimum evtl. L. nitidiusculum + L. quadrinotatulum | Typ I: W. MaiJuni; M. & W. JuniSeptember |
S. cristatus VON HAGENS 1882 | Halictus subauratus vermutlich auch H. confusus | Typ I: W. JuliAugust?; M. JuliSeptember? |
S. croaticus MEYER 1922 | vermutlich L. interruptum | Typ I: August? Verschollen? |
S. ephippius (LINNAEUS 1767) | Lasioglossum leucozonium, L. quadrinotatulum Halictus tumulorum, evtl. auch Andrena chrysopyga | Typ I: W. Mitte MärzJuni; M. & W. JuliOktober |
S. ferruginatus VON HAGENS 1882 | Lasioglossum calceatum-Gruppe: L. fulvicorne, L. paucillum, L. laticeps | Typ I: W. MaiJuni; M. & W. JuliSeptember |
S. geoffrellus (KIRBY 1802) | kleine Lasioglossum-Arten: L. morio, L. leucopus, L. nitidiusculum | Typ I: W. AprilJuli; M. &: W. JuliOktober |
S. gibbus (LINNAEUS 1758) | Halictus rubicundus, H. quadricinctus, H. sexcinctus, vermutlich H. maculatus evtl. Andrana vaga + Colletes culicularius | Typ I: W. ab Mitte April; M. &: W. JuniSeptember |
S. hyalinatus VON HAGENS 1882 | Lasioglossum fulvicorne, vermutlich L. fratellum | Typ I: W. Mitte AprilAnfang Juni M. Anfang JuniAnfang Sept., W. Mitte JuniAnfang September |
S. longulus VON HAGENS 1882 | Lasioglossum minutissimum, vermutlich L. morio + L. leucopus | Typ I: W. MaiJuni; M. & W. JuniOktober |
S. majalis PÉREZ 1903 | Lasioglossum pallens | Typ II: W. &. W. im Frühjahr zusammen mit dem Wirt |
S. marginatus VON HAGENS 1882 | ? | Typ ?: ? | S. miniatus VON HAGENS 1882 | Lasioglossum nitidiusculum, vermutlich L. sexstrigatum + L. politum, evtl. L. morio | Typ I: W. AprilJuni; M. &. W. JuliSeptember |
S. monilicornis (KIRBY 1802) | Lasioglossum calceatum-Gruppe: L. malachurum, L. calceatum, L. albipes | Typ I: W. AprilJuli; M. &. W. JuliSeptember |
S. niger VON HAGENS 1874 | Lasioglossum morio vermutlich L. lucidulum | Typ I: W. MaiJuni; M. & W. JuliOktober |
S. pellucidus SMITH 1845 | Andrena barbilabris | Typ I: W. Ende MärzJuni; M. & W. JuliOktober (bivoltin?) |
S. pseudofasciatus BLÜTHGEN 1925 | ? | Typ I: W. Mai; M. & W. AugSept? | S. puncticeps THOMSON 1870 | Lasioglossum villosulum, evtl. L. brevicorne | Typ I: W. AprilJuli; M. & W. JuliSeptember |
S. reticulatus THOMSON 1870 | Andrena barbilabris | Typ I: W. MaiJuli; M. & W. JuliOktober |
S. rubicundus VON HAGENS 1875 | Andrena labialis | Typ II: M. & W. im Frühjahr zusammen mit dem Wirt |
S. ruficrus (ERICHSON 1835) | evtl. Andrena decipiens | Typ II: M. & W. vermutl. im Frühjahr zusammen mit dem Wirt |
S. rufiventris (PANZER 1798) | Halictus maculatus | Typ I: W. MaiJuni; M. &. W. JuliSeptember |
S. scabricollis WESMAEL 1835 | vermutlich Lasioglossum zonulum | Typ I: W. JuniSeptember?; M. September? |
S. schenckii VON HAGENS 1882 | ? | Typ ?: ? | S. spinulosus VON HAGENS 1875 | Lasioglossum xanthopus | Typ II: M. & W. im Frühjahr zusammen mit dem Wirt |
Daten nach Westrich (1990): Die Wildbienen Baden-Württembergs und Müller/Krebs/Amiet (1997): Bienen |
Sphecodes Latreille 1804 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997), Westrich & Dathe (1997 & 1998) etc. | ||
S. caspicus Morawitz 1874 S. albilabris* (Fabricius 1793) S. crassus Thomson 1870 S. cristatus* von Hagens 1882 S. croaticus Meyer 1922 S. ephippius* (Linnaeus 1767) S. ferruginatus von Hegens 1882 S. geoffrellus* (Kirby 1802) S. gibbus (Linnaeus 1758) S. hyalinatus von Hagens 1882 |
S. longulus von Hagens 1882 S. majalis Pérez 1903 S. marginatus von Hagens 1882 S. miniatus** von Hagens 1882 S. monilicornis (Kirby 1802) S. niger von Hagens 1874 S. pellucidus* Smith 1845 S. pseudofasciatus Blüthgen 1925 S. puncticeps Thomson 1870 S. reticulatus Thomson 1870 |
S. rubicundus von Hagens 1875 S. ruficrus (Erichson 1835) S. rufiventris* (Panzer 1798) S. scabricollis Wesmael 1835 S. schenckii von Hagens 1882 S. spinolosus von Hagens 1875 26 Arten (pro Spalte bis 10) |
*Synonyma: nach Müller et al. (1997), Westrich (1990) sowie Westrich & Dathe (1997 & 1998): | ||
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