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Camptopoeum:  friesei


Buntbienen: Camptopoeum friesei

Artname: Camptopoeum friesei Mocsáry 1894
Volksmund: "Salz-Buntbiene"
Merkmale: 9–10 mm; schwarze Grundfärbung, gelb geringelt, gelbe Flecken auf dem Thorax, gelbe Gesichtsmaske, große gelbgrüne Augen. Kopf und Thorax des Weibchens kurz, des Männchens länger behaart; M. haben 7 Abdomen-Segmente, die letzten beiden Tergite sind gelb; sie wirken insgesamt gelber und sind kleiner als W.; deren Beine sind dunkel, fast ohne Gelb, die Hinterschienen haben eine Sammelbürste.
Verbreitung: Mitteleuropa: in Sachsen-Anhalt (D) und im österreichischen Burgenland am Neusiedler See (A).
Lebensraum: Natriumsalz-Sedimente: Soda-Deponie bei Halle, Salzlacken am Neusiedler See.
Fortpflanzung:  Selbstgegrabene Nester in vegetationslosen oder armen Sodaböden; Aggregationen bis 200 Nester.
Kuckuck: Kurzhornbiene Pasites minutus.
Nahrung,
Nestproviant:
spezialisiert auf Korbblütler (Asteracea) (oligolektisch): wohl nur Flockenblumen (Centaurea), Disteln (Cardueae) und Wegwarten Cichorium
Flugzeit: 1 Generation im Jahr (univoltin): Juli bis August.
Salz-Buntbiene (Camptopoeum friesei)
Buntbiene Camptopoeum friesei auf Cichorium intybus · Apetlon, 06.08.2005

Die Salz-Buntbiene ist im deutschsprachigen Mitteleuropa nur in Sachsen-Anhalt im Raum Halle und im österreichischen Burgenland am Neusiedler See zu finden: In Deutschland nistet sie in den Sedimenten ausgedehnter industriell betriebener Absetzbecken, in denen das bei der Herstellung von Natriumcarbonat (Na2CO3 bzw. Soda) anfallende Calciumchlorid zurückgehalten wird. In den Salzlacken am Neusiedler See nistet sie in teils vegetationslosen, teils schütter bewachsenen Salzböden natürlichen Ursprungs: Natriumsalze wie Soda (Natriumcarbonat), aber auch Glaubersalz (Natriumsulfat), Kochsalz (Natriumchlorid) und Bittersalz (Magnesiumsulfat) gelangen mit dem Grundwasser an die Oberfläche, wo sie in der sommerlichen Hitze kristalisieren und den Salzlacken-typischen Boden schaffen, der nur noch salztoleranten Pflanzen (Halophyten) wie etwa der Salzkresse (Lepidium cartilagineum) oder dem Pannonischen Queller (Salicornia prostrata) das Wachstum ermöglicht.
    An solchen für Camptopoeum friesei idealen Niststandorten sind Kolonien von 200 und mehr Nestern möglich. Die Männchen schlüpfen vor den Weibchen und patrouillieren über den Nestern. Sobald ein Weibchen schlüpft, bildet sich über dem Schlupfloch sofort ein wirbelnder Männchen-Schwarm: Jedes möchte seine Chance nutzen. Im Juli und August kann man diese Buntbienen außerdem unweit ihrer Nester auf Flockenblumen (Centaurea) und Disteln (Cardueae) beobachten.

Camptopoeum friesei, M   Camptopoeum friesei, W
C. friesei auf Cichorium intybus · Apetlon, 2005   Buntbienen-Weibchen, Pollen-sammelnd (jac)

Camptopoeum friesei   Camptopoeum friesei
Lange Lacke bei Apetlon, Neusiedler See   Zwei Buntbienen über und in ihren Schlupflöchern

Als Salzboden-Spezialistin braucht Camptopoeum friesei in den pannonischen Salzlacken Konkurrenz nicht zu fürchten: Nur ca. 15 Bienen- und Wespenarten des Pannonicums kommen mit den wechselfeuchten schmierigen und stark salzigen Sodaböden ("Solontschak") zurecht, im "Seewinkel" östlich des Neusiedler Sees sind es nur sechs.
    Solontschak leitet sich von russisch sol = 'Salz' und kirgisisch tschaki = 'Ausblühung' ab; der Begriff beschreibt einen Boden, dessen salzführende Schicht nicht mit Schotter oder Sand etc. bedeckt ist, so daß das Salz unter semiariden Bedingungen (Wind und lange Sonnenscheindauer) durch starke Verdunstung kapillar bis zur Oberfläche aufsteigt und dort verdunstet und als Salzausblühung zurückbleibt. Aufgrund der hohen Satzkonzentration kann sich hier kein Humus bilden. Bei einem zweiten Salzbodentyp im Burgenland, dem Solonetz, ist der salzführende Horizont von einer 35–70 cm mächtigen tonigen Schicht bedeckt, auf der sich folglich Humus bildet. Das Salzgebiet umfaßt eine Gesamtfläche von ca. 25 km².

Als Habitat-Spezialistin ist die Salz-Buntbiene auf Gedeih und Verderben an diese Fläche gebunden – und deshalb auch gefährdet: Von den ursprünglich mehr als 100 Salzlacken des Seewinkels gingen die meisten seit 1950 durch Entwässerung oder Aufschüttung verloren, und einige sind verlandet: rund 45 Lacken sind übrig. Diese sind zwar mittlerweile durch den Naturschutz (Bewahrungszonen und Landschaftsschutzgebiete) gesichert, aber durch die schleichende Austrocknung des Sees und seiner Umgebung dennoch gefährdet: Wenn der Grundwasserspiegel weiter absinkt, kann die kapillare Verbindung zur salzführenden Schicht abreißen, was schließlich zu Humusbildung und Bewuchs führt und der Buntbiene den Nistraum entzieht. Hinzu kommt, daß die Nationalpark-Verwaltung die großen Centaurea-Bestände vor der Blüte mähen läßt, was der einst großen Buntbienen-Population die Nahrungsgrundlage entzieht. Hoffen wir, daß es nicht zum Aussterben kommt!

Camptopoeum friesei, M   Camptopoeum friesei, M   Camptopoeum friesei, M
Buntbienen-Drohnen warten ...   ... auf Weibchen einzeln ...   ... oder zu mehreren!

Camptopoeum friesei   Camptopoeum friesei
Frischer Aushub, der Nestgänge markiert, ...   ... ist Anfang August nur selten zu sehen.

Camptopoeum friesei   Camptopoeum friesei
Gelbe Beine, keine Sammelbürste, rötliche Fühler, etwas kleiner: männliche Salz-Buntbiene an einer Schlupföffnung   Weibchen beim Graben eines Nistgangs (siehe die folgenden sechs Fotos!)

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Camptopoeum friesei
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Wenn die Weibchen Gänge graben, entsteht Aushub, der aber bald weggeweht wird · Apetlon, 05.08.2005
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Camptopoeum friesei
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Camptopoeum friesei   Camptopoeum friesei
  · A Podersdorf / Illmitz Hölle, 11.08.2021 (nef)   Camptopoeum friesei : Portrait · 09.08.2021 (nef)

Camptopoeum friesei
Buntbienen (Camptopoeum friesei)  auf Centaurea scabiosa · A Podersdorf, 10.08.2021 (nef)

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