Anthophora aestivalis · bimaculata · furcata · plumipes · pubescens · quadrimaculata · retusa
Pelzbienen: Anthophora plumipes
Artname: |
Anthophora plumipes (Pallas 1772) |
Synonym: |
Anthophora acervorum (Linnaeus 1758), A. pilipes (Fabricius 1775) |
Volksmund: |
deutsch: "Gemeine Pelzbiene", "Frühlings-Pelzbiene" · englisch: "Spring Flower-Bee", "Hairy-Footed Flower Bee" · niederländisch: "Gewone sachembij" |
Merkmale: |
1415 mm, W. in 2 Farbvarianten: 1. mit graubrauner Behaarung, rostroter Beinbürste und beigen Binden am Abdomen. 2. mit schwarzem Thorax und Abdomen. M. mit auffälligen langen Fransen auf den ersten vier Tarsengliedern des mittleren Beinpaares. |
Verbreitung: |
ganz Europa; ganz Deutschland |
Lebensraum: |
steilwandige Flußufer, Sand-, Kies- und Lehmgruben, Weinberge mit Trockenmauern oder Lößwänden, unverputzte Wände alter Häuser, Scheunen und Ställe. |
Fortpflanzung: |
Nester in selbstgegrabenen Gängen in lehmigem Substrat von Hängen und Steilwänden, selten von ebenen Flächen, manchmal auch in offenen Scheunen und Schuppen. Überwinterung als Imago |
Kuckuck: |
Trauerbiene Melecta albifrons; Schmalflügeliger Pelzbienen-Ölkäfer Sitaris muralis. |
Nahrung: |
unspezialisiert: viele Pflanzenfamilien (polylektisch). Die Männchen lassen sich in Gärten und Parks vor allem an Blaukissen (Aubrieta deltoidea) beobachten. |
Flugzeit: |
1 Generation im Jahr (univoltin): M.: Anfang MärzEnde Mai, W.: Anfang AprilMitte Juni (Proterandrie!). |
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Anthophora plumipes auf einem Finger |
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Die Pelzbiene Anthophora plumipes (ehemals A. avervorum) ist vielen Gartenbesitzern incognito gut bekannt: Im März und April sind sie plötzlich da und flitzen von Blüte zu Blüte, vor allem denen des Lungenkrauts (Pulmonaria officinalis), des Blaukissens (Aubrieta) und des Lerchensporns (Corydalis). Ihre offenkundige relative Kälteunempfindlichkeit und vor allem ihr gedrungener pelziger Körper läßt an Hummeln denken, nur ihre Geschwindigkeit läßt Zweifel an der Hummelthese aufkommen. Diese noch recht häufige Pelzbiene ist dem Bienenfreund ein lohnendes Beobachtungsobjekt nicht zuletzt an ihren Nistplätzen.
Die Männchen dieser gut untersuchten Art durchfliegen dieselbe geschlossene Runde immer nur in einer Richtung mit oder gegen den Uhrzeigersinn und behalten sie für Wochen bei. Dabei führt die Flugbahn das Insekt immer wieder zu denselben Blüten, sobald deren Nektarvorräte wieder aufgefüllt sind. (Ähnliche zeitlich genau abgestimmte Patrouillen kennt man von Kolibris.) Der Anflug zu den Blüten geschieht oft abrupt durch unvermitteltes Abweichen von der Flugbahn und Zustoßen auf die Blüte.
Neben den Futterplatzbahnen gibt es auch Patrouillebahnen der Männchen: feste mit Duftstoffen markierte Flugstrecken, die der "Überprüfung" der Nistplätze und Trachtpflanzen ihrer Weibchen dienen. Nachts schlafen sie in Hohlräumen oder beißen sich an Pflanzen fest.
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Ein Blütenbesuch dauert nur ca. 12 Sekunden |
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Altes Anthophora-plumipes-: Kurze Pause ... |
Brutgeschäft: Die Paarung erfolgt an warmen März- und April-Tagen, und zwar ebenso stürmisch wie ein Blütenbesuch: Ein in der Nähe der Nistwand patrouillierendes Männchen fängt ein einfliegendes Weibchen ab und versucht, sich an ihm festzuhalten. Beide fallen an der Wand herunter, und mit etwas Glück klappt's ...
Zum Nestbau suchen die Weibchen die vorjährigen Nistwände oder -flächen auf und graben sich in Löchern und Rissen weiter in den Lehm hinein, um den Tunnel nach nur wenigen Zentimetern in 23 Gänge zu verzweigen und in diesen linear elliptische Brutzelle anzulegen. Diese liegen entweder senkrecht oder schräg in den Gängen und bestehen außen aus einer ca. 2,5mm dicken Lehmwandung, die innen mit einem klaren Sekret ausgekleidet wird, das zu einer weißgrauen wachsartigen Schicht aushärtet. In geöffneten Nistgängen sind diese Auskleidungen im nächsten Jahr als wachsartige Scheiben bzw. Kreise sichtbar. Der Proviant wird in zwei Schichten produziert: unten liegt ein mit etwas Nektar durchsetzter Pollenbrei, darüber flüssiger Nektar mit etwas Pollen. Auf dieser Nahrungsflüssigkeit schwimmt das Ei und später die Larve.
Anthophora plumipes hat nur eine Generationen im Jahr. Die Larve verpuppt sich und verwandelt sich ohne Diapause in das fertige Insekt, das den Sommer, Herbst und Winter in der Brutzelle überdauert und erst im Frühjahr schlüpft.
Schmarotzer: An Nestern von Anthophora plumipes läßt sich meist eine weitere Bieneart beobachten: eine "Kuckucksbiene" der Gattung Melecta ("Trauerbienen"). Melecta albifrons ist ein wenig schlanker und platter als eine Pelzbiene und weniger pelzig, zeigt aber an den Schienen (Tibiae) und den Seiten des 2. & 3. Hinterleib-Segments (Tergits) helle Büschel und auf dem 4. & 5. Tergit kleine helle Flecken. Wenn sich an und in den Pelzbienen-Nestern auch Mauerbienen (Gattung Osmia) zeigen, so sind dies allerdings keine Schmarotzer: Osmia bicornis und Osmia cornuta sind lediglich Sekundärbesiedler, die selbst keine Nistgänge graben können. Eine weitere auf Pelzbienen spezialisierte parasitierende Insektenart ist allerdings der zu den Öl- bzw. Blasenkäfern (Meloidae) zählende Schmalflüglige Pelzbienen-Ölkäfer (Sitaris muralis).
Schutz: Die Pelzbiene Anthophora plumipes ist an Blüten ein so rasend schneller Gast in unseren Gärten, daß ein Bienenfreund schnell den Wunsch verspürt, sie an ihren Nistplätzen etwas genauer zu beobachten. Das ist mit Glück schon möglich, wenn man etwa unter einem Balkon ein trockenes Nistareal für sie reserviert Der Autor hatte das Glück, daß sich die Pelzbienen in einem dünnen Kiesbett direkt vor seinem Bürofenster in den trockenen lehmigen Untergrund gruben . Ein wenig aufwendiger und auch dekorativer ist eine Pelzbienenwand , die die Beobachtung zudem erleichtert. Detaillierte Bauanleitungen finden sich in der Rubrik "Wildbienen-Schutz" unter "Lehmwände".
horizontal (Kiesbett) · vertikal (Wand) · Sonnenbad · Nahrungserwerb
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Anthophora plumipes an Blaukissen (Aubrieta deltoidea) · Solingen-Ohligs, 28.03.2014 |
horizontal (Kiesbett)
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In einem Kiesbett unter einem Balkon finden Pelzbienen trockenen Lehmboden für ihre Nester. |
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Anthophora plumipes vor seinem Nesteingang im Kiesbett · Solingen-Vockert, 31.03.2007 |
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Zielstrebig scharrt die Pelzbiene Lehmkrümel, ... |
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... um schließlich in ihrem Loch zu verschwinden. |
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A. plumipes: Streit unter Weibchen am Nesteingang · Solingen, 10.04.2009 |
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Anthophora plumipes vor dem Nesteingang im Kiesbett · Solingen, 04.04.2009 |
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Diese Eingangsröhre wurde turmförmig verlängert; obwohl sie einen seitlichen Eingang hat, nutzt ... |
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... dieses Anthophora-plumipes- die obere Öffnung zum Ausfliegen · Solingen-Vockert, 07.04.2007 |
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Anthophora plumipes über seinem Nesteingang schwebend · Solingen, 04.04.2009 |
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Altes Anthophora plumipes auf einem Nistblock (Pflanzstein) · Solingen, 2009 |
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Wie ein kleiner Roboter krabbelt eine Pelzbiene aus ihrem Nistgang, um Lehmkrümel und Sandkörner nach draußen zu befördern. |
vertikal (Nistwand)
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In der Lehmwand im Inneren dieser alten Scheune gräbt Anthophora plumpes seit Jahrzehnten Nistgänge und durchlöchert so den Putz. |
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A. plumpes am Nesteingang in der Lehmwand der Scheune |
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Eine solche Lehmwand aus Rastersteinen bietet Pelzbienen ideale Niststrukturen ... |
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Dieses Pelzbienen-Weibchen hat sich entschieden: unterster Rasterstein rechts oben. |
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Die verengten Niströhren sind der Beweis: Die Pelzbienen sind eingezogen! (jac) |
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Anthophora plumipes : Minierarbeit am Innenrand des Niststeins; dahinter zwei Eingänge |
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Anthophora plumipes: totes Weibchen – Opfer einer Spaltenkreuzspinne? · Solingen, 10.04.2009 |
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Anthophora plumipes nach einer Übernachtung in einem Holzblock · Solingen-Vockert, 29.03.2008 |
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Anthophora plumipes in einer Pelzbienen-Niströhre · Solingen-Vockert, 29.03.2008 |
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Anthophora plumipes: totes Männchen mit Ohrenkneifer · Solingen-Vockert, 04.04.2009 |
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Anthophora plumipes fliegend in der Ecke eines Pflanzsteins · Solingen-Vockert, 04.04.2009 |
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Anthophora plumipes vor einem Nesteingang fliegend · Solingen-Ohligs, 20.04.2012 |
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Anthophora plumipes am Eingang zu zwei Nestern · Solingen-Ohligs, 25.04.2013 |
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Die Zellinnenwandung einer Anthophora-plumipes-Zelle in einem Nesteingang · Solingen, 17.03.2014 |
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Frisches im Nesteingang, hinten die helle Zellinnenwandung · Solingen-Ohligs, 27.03.2014 |
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Anthophora plumipes: tote Drohnen am Fuße der Nistwand · Solingen, 10.04.2009 |
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Der Ausflug einer Pelzbiene aus einer künstlichen Lehmwand. Unten ist der Auswurf sichtbar. |
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Sonnenbad
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Anthophora plumipes : Sonnenbad bald nach dem Schlupf · Solingen-Vockert, 21.03.2009 |
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Anthophora plumipes · Solingen, 21.03.2009 |
Nahrungserwerb
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Anthophora plumipes an Glechoma hederacea |
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A. plumipes vom Gundermann auffliegend · NL, Brunssummer Heide, 09.04.2011 |
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Anthophora plumipes an Blaukissen |
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A. plumipes an Blaukissen · Solingen, 16.4.11 |
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Die seltene schwarze Variante von A. plumipes ... |
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an Pulmonaria officinalis · Oberhausen, 26.04.2008 |
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Die seltene schwarze Variante von A. plumipes in Solingen-Ohligs, 04.04.2009 |
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Anthophora plumipes vor Pulmonaria officinalis schwebend · Solingen-Vockert, 2009 |
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Anthophora plumipes an Stiefmütterchen · |
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Anthophora plumipes · Solingen, 20.03.2010 |
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Anthophora plumipes an Stiefmütterchen · |
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Anthophora plumipes · Solingen, 20.03.2010 |
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Anthophora plumipes an Blaukissen · 2.4.2010 |
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Anthophora plumipes · Solingen, 02.04.2010 |
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Anthophora plumipes ... |
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... an Traubenhyazinthe · Solingen-Ohligs, 27.03.2012 |
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Anthophora plumipes an Blaukissen · 1.4.2012 |
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Anthophora plumipes an Blaukissen · 1.4.2012 |
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Anthophora plumipes an Blaukissen · 9.4.2015 |
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Anthophora plumipes · Solingen, 23.04.2014 |
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