Einleitung, Typen · Stengel-Behälter · Demo-Röhren
Am Strauch · markhaltig · hohl & gebündelt · im: Schilfdach · Kasten · Lochziegel · Weichholzblock
1. Markhaltige und hohle Stengel
Viele Bienenarten nisten in hohlen oder markhaltigen Stengeln, wo natürlich auch ihre Kuckucke anzutreffen sind. Besonders die markhaltigen Ranken und Stengel, in die sich manche Bienen (Ergänzung ) eingraben, sollte der Bienenfreund nicht vergessen; geeignet sind vor allem Brom- und Himbeere, Heckenrose, Sommerflieder, Königskerze, Herzgespann und Distelarten. Voraussetzung für erfolgreiches Nisten ist nur, daß es solche Zweige und Stengel im Spätsommer gibt, daß die Insekten an Bruchstellen einen Einstieg finden und daß diese abgestorbenen Pflanzenteile bis zum Frühling stehen bleiben. In der Natur ist das regelmäßig der Fall.
In unseren privaten und öffentlichen Gärten ist genau das aber meist nicht der Fall: Viele Gärtner meinen, sie seien es ihrem Ansehen bei Nachbarn oder gar unbekannten Spaziergängern schuldig, ihren Garten "besenrein" in die Winterruhe zu schicken bzw. auf die nächste Pflanzsaison vorzubereiten. Alles was verwelkt, abgestorben oder abgefallen ist, wird abgeschnitten und zusammengekehrt und dann kompostiert oder sogar verbrannt. Jedes Jahr wird so aus Dummheit (oder gar böser Absicht) ein großer Teil der Wildbienenfauna vernichtet.
Die erste und wichtigste Schutzmaßnahme ist also, die trockenen Ranken und Stengel von Brombeere, Heckenrose, Holunder, Königskerze, Schilf, Sommerflieder etc. einfach stehen zu lassen und ihre Enden abzubrechen oder abzuschneiden, um den Bienen einen Einstieg zu ermöglichen. Wer sie dennoch ganz abschneiden möchte, sollte sie wenigstens "recyclen", also sammeln und im Frühjahr an sonniger Stelle senkrecht und leicht schräg an einen Pfahl oder den Gartenzaun binden oder mit Kabelschellen und Edelstahl-Schrauben anschrauben oder sie an trockenen Stellen in den Boden stecken.
In mindestens 12 cm lange Stücke geschnitten lassen sie sich auch regengeschützt und waagerecht gestapelt in Nistkästen verwenden; dort müssen die Stengel allerdings hohl sein, also in unterschiedlichen Durchmessern aufgebohrt werden.
1. Brombeerranken etc. am Strauch
In freistehenden, unbeschatteten Brombeerhecken findet man die Nester solitärer Bienen und Wespen, wenn man nach trockenen durchgebrochenen Stengeln sucht, deren Bruchstelle ein Loch im weißlichem Mark aufweist. Die einfachste Methode, stengelbewohnende Hautflügler zu unterstützen, besteht also darin, vorsätzlich solche Nistgelegenheiten zu schaffen, indem wir einige Endstücke von Brombeer-, Himbeer- und Rosenranken sowie der Stengel von Beifuß, Distel, Königskerze und Holunder abbrechen oder abschneiden.
Voraussetzung für solchen Artenschutz ist allerdings ein anderer Ordnungssinn, als er vielen Gartenbesitzern eigen ist: Man muß die dürren und scheinbar unansehnlichen, aber ökologisch wertvollen Stengel stehenlassen können ... |
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2. Markhaltige Stengel, am besten einzeln
Tote markhaltige Stengel mit Bruch- bzw. Schnittstellen müssen nicht unbedingt am Strauch auf ihre Besiedlung warten: Man kann sie auch abschneiden und – am besten einzeln – an Stangen binden oder am Gartenzaun befestigen – ersteres am sichersten mit Kunststoff-ummanteltem Blumen-Bindedraht, letzteres z. B. mit rostfreien Schrauben und Kabelschellen.
Wem der Anblick vieler einzelner Stengel mißfällt, kann sie, in etwa gleichlange Stücke geschnitten, auch in kleiner Stückzahl gebündelt anbieten (s. Foto) – das ist nicht optimal, aber besser als gar keine Stengel.
Oft werden Stengel waagerecht aufgehängt, damit die "armen" Bienen nicht naß werden. Diese Sorge ist unberechtigt: Die Mauerbienen Osmia leucomelana und O. tridentata z. B. bevorzugen senkrechte oder leicht schräge Stengel. In Bäumen sind Niststengel deplaziert: Dort sucht keine Biene! Da außer wohnungssuchenden Bienen auch die Witterung an toten Stengeln und Ranken nagt, sollte man diese jedes Jahr ergänzen (zunächst nicht ersetzen). |
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Kabelschelle Größe L (11–14 mm) mit V2A-Blechschraube 4,2 x 32 mm |
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Mit Kabelschellen festgeschraubte senkrechte Holunderstengel: eine einfache Methode, markhaltige Stengel anzubieten! |
Ergänzung: Mögliche Bewohner
markhaltiger Ranken und Stengel sind:
- Keulhornbienen: Ceratina chalybea, C. cyanea, C. cucurbitina;
- viele Maskenbienen: Hylaeus angustatus, H. brevicornis, H. communis, H. confusus, H. cornutus, H. gibbus, H. gracilicornis, H. leptocephalus, lineolatus, H. pictipes;
- einige Mauerbienen: Osmia leucomelana, O. vlaviventris, O. tidentata mit den Düsterbienen Stelis minuta und S. ornatula;
- wenige Wollbienen: Anthidium lituratum, A. oblongatum(?);
- Blattschneiderbienen: Megachile centuncularis, M. versicolor mit der parasitierenden Kegelbiene Coelioxys inermis;
- Löcherbienen: Heriades (bzw. Osmia) truncorum mit der Düsterbiene Stelis breviuscula.
3. Hohle Stengel, waagerecht gebündelt
Hohle Stengel sollte man in kurze, gleich lange Stücke schneiden und bündeln. Gut geeignet sind Reste von Schilfmatten, deren Stengel bereits stabil mit Draht verbunden sind und die in Baumärkten als Sichtschutz verkauft werden. Unter einem Dach vor Regen geschützt bedürfen sie keines Behälters, sie müssen nur fest montiert werden, damit sie z. B. Wind standhalten. Die Stengel dürfen jeweils nur eine Öffnung haben – es sei denn, sie haben wie Bambusröhrchen einen "Knoten" (Nodus) und sind daher von zwei Seiten zu besiedeln ...
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Hohle Stengel, dekorativ in Blütenform gebündelt |
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Hohle Schilf- und Bambusstengel in & unter einem umfunktionierten Demo-Nistkasten |
4. Schilf-Dächer
Schaut man sich im Frühling an der Küste einmal die rustikalen Reetdächer genau an, so wird man in der Regel eifrigen Flugbetrieb an den Halmöffnungen feststellen: Löcherbienen, Scherenbienen und Maskenbienen finden hier ideale und massenhaft vorhandene Niststellen. Wenn wir also z. B. ein Gartenhäuschen oder einen Wildbienenstand decken, sollten wir das mit Schilfmatten tun. |
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5. Stengel in Kästen
Hohle Stengel diverser Pflanzen, vor allem Schilfhalme, lassen sich auch dicht gepackt in Konservendosen oder Holzkästchen anbieten der Form und Größe sind keine Grenzen gesetzt. Eine Auswahl möglicher Formen nebst Bauanleitungen soll den Eigenbau erleichtern. Das Wiederfinden des eigenen Nistlochs mag hier schwieriger sein als in Lochsteinen, die in Reetdächern nistenden Bienen beweisen aber, daß es geht. Da die dort oder in Käferfraßgängen nistenden Bienen in der Regel nur ganz hohle Stengel akzeptieren, müssen markhaltige Stengel aufgebohrt werden, was aber mit einem Akkuschrauber schnell erledigt ist.
Holzkästen sollten entweder, wie die abgebildete Nisthilfe, regengeschützt aufgehängt oder mit einem vorspringenden Dach z. B. aus Dachpappe, Kunststoff oder Alu-Blech geschützt werden.
Stengel klemmen dann am besten fest, wenn ihre Durchmesser jeweils über die gesamte Länge annähernd gleich sind; Knoten (Nodien) sollten also abgeschnitten werden. Auch wenn Halme scheinbar gut festklemmen: Vögel können sie oft trotzdem herausziehen. Verhindern läßt sich das, indem man die Stengel, Halme, Ranken etc. z. B. mit Holzleim oder Montagekleber an der Innen-Rückwand fixiert. Da z. B. Kleiber und Spechte Stengel auch aufhacken können, besteht der bester Schutz in einem Drahtgeflecht (Weite: ca. 25 mm), das im Abstand von einigen Zentimetern vor dem Kasten bzw. den Stengeln montiert wird.
Dekorative Holzkästchen für Schilf lassen sich auch im Versandhandel erwerben. |
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6. Stengel in Lochziegeln
Kurze hohle Stengelabschnitte, Schilfhalme und Bambusröhrchen können wir auch in einer Nisthilfe anbieten, die diese fixiert und schützt. Lochsteine haben den Vorteil, daß der Abstand zwischen ihren Löchern den Bienen ein wenig die Orientierung erleichtert; der Nachteil aber ist: Meisen und Spechte vermuten hier oft mit dem Recht der Natur eine ebenso ergiebige wie leicht zugängliche Nahrungsquelle und ziehen die lockeren Halme und Stengel einfach heraus. Man sollte deshalb ihre hinteren Enden mit wasserfestem Holzleim oder Montagekleber bestreichen, bevor man sie in die Löcher steckt.
Lochziegel ohne hohle Stengel sind übrigens sinnlos: Ihre Hohlräume werden nicht bzw. könnten nur dann ausnahmsweise besiedelt werden, wenn die wenigen quadratischen Kammern am Rand ähnlich eng sind wie die Stengel selbst. |
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7. (Bambus-)Stengel in Weichholzblöcken
Ausreichend stabil und widerstandsfähig sind auch (Weich-) Holzblöcke, die sich zwar aufgrund ihrer Grobfaserigkeit nicht zum Bohren von Nistgängen eignen, aber durchaus als Sockel zur Aufnahme hohler Stengel, Bambusrohre etc. (siehe Bau-Anleitung unten: 7a). Je länger allerdings die Bambusrohre aus dem Holzblock herausragen (Abbildung links), desto eher und schneller werden sie durch Regen und Temperaturschwankungen gespalten. Um Bambusröhrchen vor Feuchtigkeit zu schützen, sollte man sie daher fast vollständig in einem Holzblock zu versenken.
Haltbarer als Bambus sind Holzdübel bzw. kurze Stücke eines Buchenrundholzes (Abbildungen unten Mitte & rechts, Ø 8 und 10 mm bzw. 12 und 14 mm), wie man es im Heimwerkermarkt kaufen kann: Man sägt das Rundholz in gleich lange bzw. kurze Stücke, leimt diese in entsprechend große Bohrlöcher und bohrt sie dann im Bohrständer mit Holzbohrern (Ø 38 mm) auf.
7a. Bambusblock in sechs Schritten:
- In einem Baumarkt kaufen wir Bambusrohre von mindestens drei verschiedenen Innendurchmessern: 34 mm, ca. 5 mm und ca. 7 mm. Oft finden sich alte, ergraute Bambusstengel übrigens auch in Lauben und Besenkammern oder auf dem Dachboden ... (Eine gute Alternative zu Bambusrohren sind möglichst dicke Buchenrundhölzer.)
- Wir zersägen die Bambusrohre in 10–12 cm lange Stücke und nutzen dabei nur die Halmabschnitte (Internodien) zwischen den Verdickungen bzw. Knoten (Nodien); diese sind Abfall, da sie das Einstecken in den Holzblock behindern würden und nicht hohl sind.
- Mit einer Schieblehre messen wir präzise, d. h. auf den halben Millimeter genau, die Außendurchmesser der Bambusstücke (bzw. der Buchenrundhölzer) und bohren dann im Bohrständer in den Holzblock mehrere Reihen mindestens 7 cm tiefer Löcher mit den jeweils ermittelten Außendurchmessern.
- Wir klopfen das Bohrmehl aus den Löchern und geben an deren Innenwände je zwei Holzleimtropfen.
- In die Löcher stecken und hämmern wir die jeweils passenden Bambusröhrchen; je kürzer sie herausragen, desto besser. (Buchenrundhölzer wären jetzt aufzubohren.)
- Ein auf den Holzblock geleimtes und/oder geschraubtes Dach schützt dessen Stirnseite und die Bambusstengel vor Feuchtigkeit.
7b. Demo-Bambusröhrchen:
Ein Bambusstengel kann uns auch faszinierende Einblicke in die Entwicklung und Metamorphose der Wildbienen ermöglichen: Man spaltet einen solchen Stengel der Länge nach, verschließt das hintere Ende der beiden Hälften jeweils mit etwas Leim und einem Holzspan, klebt beide Teile mit ganz wenig Leim wieder zusammen und steckt das so präparierte Röhrchen in ein Loch des Holzblocks ( Details). Falls es dann besiedelt wird, kann man das Röhrchen zwei- oder dreimal herausziehen und vorsichtig in waagerechter Lage aufklappen, um den Entwicklungsstand der Brut zu studieren. Mit einer Makroausrüstung an der Kamera sind dann interessante Aufnahmen möglich ...
8. Pappröhrchen
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