Insekten-Nisthilfen gibt es auch zu kaufen etwa das tönerne "Hotel zur wilden Biene" und der "Bienenstein" von Fockenberg, den Holzbeton-Nistblock von Hasselfeldt, die mit Pappröhrchen bestückten "Bienenhotels" von Kornmilch, die handwerklich perfekten Modelle des "Wildbienenschreiners" Manfred Frey; die für ihre guten Vogelschutzartikel bekannte Firma Schwegler in Schorndorf produziert für Wild- bzw. Solitärbienen gleich fünf verschiedene Typen mehr als alle anderen Anbieter. Die Anbieter-Adressen finden sich auf einer eigenen Seite.
Nistblöcke müssen aus Hartholz sein, weil grobfaseriges Weichholz bei Feuchtigkeit quellen und die Larven so leicht zerdrücken kann. Schwegler bietet einen solchen Hartholzblock mit Bohrungen unterschiedlicher Durchmesser an: sauber verarbeitet und mit Bügel, aber ohne Dach und mit rund 25 € sehr teuer. Für drei Nisthölzer bekommt man schon eine Bohrmaschine, Hartholzblöcke gibt's bei der Kommune oft umsonst und eine Bauanleitung auf dieser Website ...
Holz und hohle Stengel belegen übrigens in der Beliebtheitsskala vieler Hautflügler den ersten Platz, dicht gefolgt von Nisthilfen aus gebranntem Ton:
Der Klassiker unter den Nisthilfen für Hautflügler ist das "Hotel Zur Wilden Biene" von V. Fockenberg: ein gelochter Nist-Ziegel aus gebranntem, atmungsaktivem Ton, der mittlerweile in Tausenden deutscher Gärten hängt und solitären Hautflüglern ein Zuhause bietet. Er fault nicht, bietet Schutz vor Spechten und ist das Ergebnis achtjähriger Tüftelei: Der getrocknete Tonblock wird nach wochenlanger Trocknung bei 996° Celsius gebrannt (überwiegend mit Energie aus einem eigenen Sonnenkraftwerk), so daß er einerseits – wenn gewünscht – seine für hohe Temperaturen typische dekorativ rote Ziegelfarbe erhält, andererseits aber nicht schmilzt bzw. glasiert, was die für Larven nötige Atmungsaktivität verhindern würde. Die "Bienenhotels" sind in den Farben "Terrakotta" und "Sand" erhältlich. Abmessungen: ca. 25 x 12,5 x 7 cm (HxBxT); Gewicht: ca. 3,5 kg; Preis im Jahre 2022: 26 €.
Kaum zu glauben: In jedem dieser Nistziegel befinden sich 180 Nestgänge, die mit Gangweiten von 2 bis 11 mm den Nestschemata aller hier nistenden Arten entsprechen. Rechnet man pro belegtem Nistgang bis zu vier Brutzellen, so können aus nur einem Niststein im Frühling und Sommer des nächsten Jahres bis ca. 700 Einsiedlerbienen und -wespen schlüpfen! Eigentlich hat dieses Erfolgsmodell nur zwei kleine Mängel: a) Es trägt einen irreführenden Namen, denn Hotel ist keine geeignete Metapher für eine Nisthilfe, und b) es gibt aus Sicht des Autors ein noch besseres Schwestermodell:
Eine empfehlenswerte Weiterentwicklung ist nämlich der ca. 4,4 kg schwere "Bienenstein": Mit 25 x 12,5 x 8,5 cm (HxBxT) ist dieser Nistziegel etwas dicker als das "Hotel", und da dessen Schräge fehlt, enthält er noch mehr Nestgänge, nämlich 331 mit Durchmessern von 3 bis 8,5 mm. Zudem würde er sich nicht nur zum Aufstellen oder Montieren in Solitärbienenständen eignen, sondern auch zum (vertikalen oder horizontalen) Einbau in Fassaden und Mauern. Zwei Löcher in der Rückwand ermöglichen das Aufstecken auf einen aus der Wand ragenden Nagel (oder eine in einen Dübel eingedrehte Holzschraube), sie können aber auch zwei 8-mm-Nylon-Dübel ausnehmen, mit denen sich der Nistziegel von hinten z. B. auf eine Siebdruckplatte schrauben läßt . Die Farben sind ebenfalls "terracotta" und "sand", und auch der Preis ist derselbe.
Die robusten Nistziegel haben eine sehr viel längere Standzeit als Holz. Da auch sie aber etwas Wasser aufnehmen, sollten sie an trockener Stelle (etwa einer überdachten Wand) angebracht werden oder ein eigenes Dach erhalten. Dies kann z. B. dadurch geschehen, daß man auf die Oberseite (beim ersten Modell auf die schmale waagerechte Fläche oberhalb der Schräge) mit der Heißklebepistole ein Stück Acrylglas oder Kunststoffschindel klebt.
Erfolg findet meist Nachahmer. So bietet der Markt mittlerweile etwa ungebrannte "Lehmsteine", die aus Zement mit "sehr hohem Lehmanteil" bestehen, aber nur ca. 70 Löcher enthalten und dennoch deutlich teurer sind. Das Original von Wildbiene.com ist immer noch die beste Nisthilfe für in Totholz und hohlen Stengeln nistende Solitärbienen und -wespen!
Holzbeton-Nistblock "INB" mit Löchern 310 mm und Bügel (Firma Klaus Hasselfeldt) | Holzbeton-Nistblock aus Solingen von "Nistkästen Hoppe", der auf Bestellung Sondermodelle fertigte | Dieser Nistblock aus zu weichem Holzbeton war ein Flop: Nur dem Specht hat er Freude bereitet ... |
Nistblöcke aus Holzbeton sind im Prinzip ebenso brauchbar wie solche aus gebranntem Ton, allerdings ist es hier offenbar schwieriger, Nistgänge genauso glatt auszustechen wie in Ton. Hasselfeldt produziert einen preiswerten Nistblock mit gebohrten Löchern von 310 mm Weite, die Maße sind 28 x 15 x 10 cm (HxBxT). Hoppe (Solingen) produzierte Wunschmodelle auf Bestellung. Das Schwegler-Modell ist mit ca. 15 € deutlich preiswerter als die Holzversion dieser Firma, aber offenbar zu weich: Das Material des getesteten Blocks zerbröselte nach wenigen Jahren oder wurde vom Specht in Sekunden zerschlagen. Fazit: Die Nistziegel () sind eindeutig vorzuziehen!
Mit Schilf- oder anderen Stengeln gefüllte Behälter werden etwa von Scherenbienen gerne besiedelt, die allerdings genauso bereitwillig in anderen Nisthilfen ( Holzblöcken, Nistziegeln, Niststeinen) bauen. Ebenso hübsch wie nützlich sind die Nisthilfen von Kornmilch: aus Massivholz oder wasserfestem Multiplex gefertigte Kästchen, die mit umweltfreundlicher Lasur auf Leinöl-Bienenwachs-Basis gestrichen wurden und mit imprägnierten Pappröhrchen gefüllt werden. Das abgebildete Modell BH401-R7 hat die folgenden Maße; die Dach- und Bodenplatten sind deshalb jeweils unterschiedlich lang, weil diese Teile stumpf aufeinander genagelt wurden, so daß die kleinere der beiden Platten jeweils um 9 mm (also die Plattenstärke) kürzer ist als die längere.
Höhe (Dach- bis Bodenspitze) | 14 cm | Dachplatten | 12 / 11,1 cm x 17 cm | |
Breite (linker bis rechter Überstand) | 17 cm | Bodenplatten | 9 / 8,1 cm x 14 cm | |
Tiefe (Dach / Boden) | 17 / 14 cm | Innenraum | 8,1 x 8,1 x 13 cm |
Tip: Wer zwei oder drei der Röhrchen durch präparierte Bambusrohrstücke gleichen Durchmessers ersetzt, kann später Einblick in die Larvenwiege nehmen! ( Nisthilfen mit Stengeln)
Gegen Nässeschäden ist diese Nisthilfe nicht gefeit: Regelmäßige Beregnung würde das Holz vor allem an der stumpfen Verbindung der Dachplatten angreifen, weshalb sie an regengeschützter Stelle ihren Hangplatz finden oder zusätzlich etwa durch ein Dach z. B. aus Alu-Blech geschützt werden sollte.
Eine größere, regensichere Alternative bietet das "Insektennistschilf" von Schwegler: Die aus Holzbeton gegossene Nisthilfe ist mit Schilfstengeln gefüllt und vorne mit punktgeschweißtem, Kunststoff-ummanteltem Gitter gesichert (s. u.), das Meisen und Spechten die Nutzung einer ergiebigen Eiweißquelle zumindest sehr erschwert. Vor allem bei Scherenbienen erfreut sich dieser Schilfkasten großer Beliebtheit, aber auch Mauerbienen zwängen sich durch den (unnötig engen) Maschendraht, um in ausreichend große Stengel Larvenproviant und lehmige Erde für den Bau der Zwischenwände und Nestverschlüsse einzutragen und in jede Zelle ein Ei zu legen. Im folgenden Frühjahr "putzen" Scherenbienen die alten Nistgänge, und der Abfall (gelber Pollen) landet dann unter dem Kasten. Dieser ist mit gut 41 € zwar viel teurer als der Hartholzblock desselben Herstellers und die Stengel-Nisthilfen von
Kornmilch, aber wetterfest und daher langlebig! Die Brauchbarkeit des Nistkastens steigt und fällt allerdings mit der Qualität der Schilffüllung: Je mehr Halme verstopft sind, desto weniger kann die Nisthilfe ihren Zweck erfüllen.
Eine Abwandlung dieses Schilfkastens ist die Schwegler-"Insektennistwand", die zusätzlich in der Mitte eine kleine Lehmwand mit größeren Lochdurchmessern integriert und somit mehr Arten anzieht. Für die – mit gut 47 € recht teure – Kombi-Nisthilfe gilt das oben gesagte: Die Maschenweite des Schutzgitters beträgt nur ein halbes Zoll (12,7 mm), was größere Bienen daran hindert, die Löcher in der Lehmfläche direkt anzufliegen; ein 20-mm-Abstand wäre deutlich besser. Die Schilffüllung des Exemplars, das der Autor dieser Website testen durfte, war minderwertig: Nur wenige Halme waren wirklich hohl, die meisten mußten mit einer Rundfeile geöffnet werden.
In der 1. und 3. Reihe des Schwegler-Schaukastens sind die linken Röhrchen schon belegt! Die nötige Luftzufuhr ist hier allerdings nicht gewährleistet. | Links: Schilfkasten mit punktgeschweißtem (zu engem) Maschendraht, rechts: Schaukasten mit Glasröhren ("Insektennisthaus") von Schwegler |
Das "Insektennisthaus" von Schwegler ist ein (ursprünglich ca. 56 €, 2019 aber) ca. 84 € teurer Schau-Nistkasten aus Holzbeton (siehe Fotos oben) mit abnehmbarer Frontplatte, aus der 18 Kunststoffglas-Röhrchen in drei unterschiedlichen Größen nach hinten ins Innere ragen. Schulklassen wie private "Bienenforscher" können in diesen gläsernen Kinderstuben die linear angeordneten Brutzellen von Solitärbienen und -wespen studieren.
Leider hat dieser Demo-Nistkasten einen gravierenden Nachteil: In den luftundurchlässigen Röhrchen krepiert die Bienen- und Wespenbrut meist trotz der am Ende eingesetzten Schaumstoffpfropfen (siehe Foto) gelangt zu wenig Luft in die einzelnen Brutzellen, so daß viele Larven, Puppen oder Insekten ersticken oder durch entstehendes Kondenswasser verpilzen, das nicht durch das Glas verdunsten kann. Hinter sehr luftdurchlässigen Zwischenwänden und Nestverschlüssen mag die Brut zum Teil noch eine Überlebenschance haben; Arten jedoch, die luftdichtere Verschlüsse (z. B. aus Harz) bauen, verlieren ihren Nachwuchs! Die Todesrate könnte vielleicht z. B. dadurch gesenkt werden, daß anstelle von Glasröhrchen fein perforierte (permeable) Kunststoffröhrchen eingebaut würden. Eine andere Möglichkeit wären zwei hinter der Tür senkrecht montierte Massivholzleisten oder -bretter mit eingefrästen Nistgängen, die jeweils durch eine Acrylglasscheibe einsehbar wären. Nur jeweils eine der vier Innenwände der Nistgänge (= 25% der Innenfläche) wäre so vom Feuchtigkeitsausgleich und Luftaustausch abgeschlossen. Dieses Konzept ist bereits verwirklicht:
Das Problem der luftdichten Glasröhrchen hat zunächst das Schulbiologiezentrum des Landkreises Marburg-Biedenkopf gelöst: Sein Beobachtungsnistkasten hat allerdings einen Nachteil: Die große Massivholz-Tür schließt nicht ganz dicht und kann sich durch hohe Luftfeuchte so verziehen, daß ein breiter Spalt entsteht, der viel Licht ins Innere läßt, was interessierte Hautflügler abschreckt. Dieses Problem vermeiden nun die sorgfältig gearbeiteten Beobachtungsnisthilfen von Manfred Frey, die das Gehäuse-Nistbrett des Autors zum Vorbild nehmen:
Der Beobachtungs-Nistkasten des Schulbiologiezentrums in 35216 Biedenkopf: Hinter der aufklappbaren Tür sind statt Glasröhrchen auf Metallwinkeln 16 quadratische Massivholz-Profile montiert. Die sauber ausgefrästen je vier Nistgänge à 2, 4, 6 und 8 mm Breite sind jeweils mit kleinen Acrylglasscheiben abgedeckt, so daß die Entwicklung der Bienen- und Wespenbrut gut zu beobachten ist. Das unbehandelte atmungsaktive Massivholz schützt die Brut vor Ersticken & Verpilzung. (4xdav) |
Handwerklich auf höchstem Niveau: Die käuflichen Beobachtungs-Nisthilfen von Manfred Frey (fre) | Die Nuten der Massivholzplatte sind nur zu je 25% (an je einer Innenwand) mit Plexiglas abgedeckt. | |
Stengel- und Beobachtungs-Nisthilfen des Wildbienenschreiners Manfred Frey (fre) |
Die Adressen der Bezugsquellen finden sich auf der Seite für "Wildbienen-Adressen"!
Eine tolle bebilderte Übersicht über geeignete Bezugsquellen bietet auch Werner David.
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Nistziegel-Sondermodell | So nicht! |