Bienenpatenschaft
Bienen sind lebenswichtig und unverzichtbar für unser Ökosystem. Werde mit deinem Unternehmen zum Bienenretter und tue nachhaltig etwas Gutes für Bienen und Umwelt. Unsere Bienenpatenschaft PRO ist eine CSR-Maßnahme für Unternehmen, die Bienen mieten und dadurch u.a. die Bestäubung von Pflanzen sicherstellen. Hierbei handelt es sich um einen nachhaltigen grünen Fußabdruck, der sich sehen lassen kann (
Nachhaltigkeits-Zertifikat, Bienenretter-Qualitätssiegel, Firmenlogo auf Bienenbox und Honiggläsern). Dieses Umwelt-Engagement hebt euer Firmenimage auf ein neues Level. Wir unterstützen euch bei der internen und externen Kommunikation mit einem PR-/Medien-Paket. Je nach Unternehmensgröße und gewünschter Auswirkung ist das Mieten von Bienen ab 1 Bienenvolk (ca. 50.000 Bienen) aufwärts möglich – auf eurem Firmengelände oder am Imker-Standort.
Wir kümmern uns um Aufbau, Verwaltung, imkerliche Pflege sowie das Abfüllen eures firmeneigenen Honigs.
[Auszug aus einer Seite von BUSINESS BIENE (https://business-biene.de/), einer Marke von Bienenzucht-Profi.de]
Informationen zu Wildbienen dürfen heutzutage auch in Ratgebern und auf Websites zum Gärtnern nicht fehlen. Die Macher der folgenden Website sind u. a. Grafiker, Medien-Experten, Programmierer ... und eine Diplom-Biologin. Selbstbewußt erklären sie: "Unser Experten-Team aus Wissenschaftlern, Gartenprofis und einem renommierten Gartenbuch-Verlag arbeitet täglich daran, fachkundige Informationen über das Gärtnern in leicht verständlicher Form bereitzustellen." Auf der "News"-Seite kann der Hobby-Gärtner zum Beispiel dies entdecken:
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Diese Nachricht vom September 2023 erläutert, wie man mit Pflanzen mehrerer Familien eine polylektische Schmalbiene unterstützen kann. Ein fachkundiger Blick auf das Foto hätte allerdings ergeben, daß sich die abgebildete Biene nicht so "mit der weißen Bänderung" bestimmen läßt. Tatsächlich zeigt das Foto eine Furchenbiene der Gattung Halictus. Entomologische Fachkunde hätte den Fehler vermieden. |
4. Umwelt(schutz)verbände
Umwelt(schutz)verbänden sollte man nach den Naturwissenschaften die größte Kompetenz im Natur- und Artenschutz zuerkennen können, ist doch ihr ausschließliches und uneigennütziges Anliegen der Umweltschutz, der in unserer Gesellschaft ansonsten aus vielerlei egoistischen (meist wirtschaftlichen) Motiven vernachlässigt wird. Die Kompetenzen der Umweltverbände und ihrer vielen Untergliederungen und Mitglieder entsprechen jedoch nicht immer dem wissenschaftlichen Kenntnisstand, und ihr vermeintlicher Altruismus droht offenbar unglaubwürdig zu werden in dem Maße, in dem sie sich professionalisieren: Längst beschäftigen die großen Umweltverbände nicht nur Biologen und biologisch versierte Laien, sondern ebenso PR-Fachleute, Buchhalter, Administratoren etc., und ihren Erfolg messen sie stolz an den Mitgliederzahlen und Einnahmen. Letztere lassen sich nicht nur durch Mitgliedsbeiträge generieren, sondern ebenso durch gewinnbringende "Partnerschaften" mit Unternehmen, die mit der Empfehlung eines Umweltverbandes nebst seinem (kostenpflichtigen) Logo oder mit gemeinsamen öffentlichkeitswirksamen Aktionen Imagepflege betreiben.
- Ein unschönes Beispiel für Kooperation mit Interessensverbänden liefert der NABU: Vor allem Apidologen haben längst registriert, daß etliche Insektenarten, die außerhalb der Städte unter den Bedingungen der industriellen Landwirtschaft aussterben, in den Privatgärten und Parks der Städte Refugien gefunden haben und – wenn auch in geringerer Zahl – überleben. Dieselbe Problemlösung haben allerdings auch Imker entdeckt: Aus strukturarmen und Gift-belasteten Monokulturen ziehen sie mit ihren Völkern in die Städte und machen dort den Wildbienen millionenfache unnatürliche Konkurrenz; ob Gartenbesitzer dies wollen, interessiert sie nicht. Entomologen haben dieses Urban Bee-Keeping ebenfalls als Problem identifiziert und warnen davor – jedes Pollenkorn kann ja nur einmal geerntet werden. Der NABU NRW jedoch läßt sich auf ein Kooperationsprojekt "Bienen in der Stadt" ein und schließt sich damit einem "aktuellen Trend" an. Seine Behauptung, es gehe ihm "auch um die vielen heimischen Wildbienenarten und andere nektarsammelnde Insekten", kann allerdings kaum von einem Entomologen stammen, denn es gibt – abgesehen von der (domestizierten) Honigbiene – keine nektarsammelnden Wildbienen und anderen Insekten: Bienen, Wespen, Fliegen, Käfer etc. sammeln den Nektar nicht, sie trinken ihn; geringe Nektar-Anteile in den Pollenladungen einiger Wildbienen haben vor allem den Zweck, die Pollenkörner miteinander zu verkleben und so transportfähig zu machen. Hier ein Auszug aus einer Internetseite des NABU NRW:
Dass man auch an ungewöhnlichen Standorten Bienen ein Zuhause bieten kann, zeigt das Kooperationsprojekt "Bienen in der Stadt", das NABU und RAG Montan Immobilien GmbH (RAG MI) gemeinsam durchführen. Auf dem Dach der RAG MI-Konzernzentrale auf der Kokerei Zollverein fiel im Frühjahr 2013 der Startschuss für das Projekt. Dort wurden die ersten Honigbienenvölker angesiedelt, die heute einen gefragten "Welterbe-Honig" zusammentragen.
Mehr als nur ein Trend
Mit "Bienen in der Stadt" sehen sich die Projektpartner in guter Gesellschaft: Urban Bee-Keeping und Urban Gardening sind ein aktueller Trend und werden weltweit in vielen Großstädten praktiziert. NABU und RAG MI geht es aber nicht allein um die Honigbienen, sondern auch um die vielen heimischen Wildbienenarten und andere nektarsammelnde Insekten, wie etwa die Schmetterlinge, deren Lebensbedingungen auf ausgesuchten Flächen verbessert werden sollen. Im Rahmen des Projektes wurde auch das Bienennetzwerk Ruhrgebiet initiiert, welches Eigentümer von Flächen und Bienenhalter zusammenbringt. [...]
[https://nrw.nabu.de/: Web-Seite "Bienen in der Stadt"]
- Diese Haltung des NABU ist kein Einzelfall, im Gegenteil: Am 11.05.2023 veröffentlichte seine Bundesarbeitsgruppe Hymenoptera ein Positionspapier mit dem Titel Honigbienen in Naturschutzgebieten – eine ernsthafte Gefahr für Wildbienen?, in dem der NABU nicht als naturwissenschaftlich argumentierender und agierender Naturschutzverband erscheint, sondern als Interessenvertreter der Imkerschaft. Einige Auszüge (ohne Korrektur der vielen Orthographie- und vor allem Grammatikfehler) ↓ Dazu Kommentare
Blasen in Sozialen Medien, der verstärkte Einsatz von Desinformation, selbsternannte Spezialisten und populistische Methoden wie Fake News verpflichten den NABU als überparteilicher Naturschutzverband, der großes Vertrauen in Bevölkerung und Institutionen besitzt, einen auf naturwissenschaftlichen Fakten beruhenden Naturschutz. [...]
Diese Völker nehmen die angestammte Ökosystemfunktion der Art Honigbiene in den heimischen Pflanze-Bestäuber-Netzwerken ein, auch wenn sie weitgehend vom Menschen gehalten werden. Der Ursprung der oft emotional geführten Konkurrenz-Diskussion kommt aus Regionen, in denen es natürlicherweise keine Honigbienen (A. mellifera) gibt (Australien, Nord- und Südamerika). Die aus Europa, West-Asien oder Afrika stammende Westliche Honigbiene ist dort eine Invasive Art. Sie wird im neuen Verbreitungsgebiet als Nutztier klassifiziert, welches in der Landwirtschaft für die Bestäubung von Kulturpflanzen gezielt eingesetzt wird. [...]
Die Honigbiene ist im natürlichen Verbreitungsgebiet aber nicht nur ein Nutztier, sondern auch eine einheimische Bienenart, die schon lange bevor es eine industrialisierte Landwirtschaft gab, überall Blüten besucht und bestäubt hat. [...]
Wildbienen und Honigbienen ergänzen sich oft im Besuch der heimischen Blüten und die Studienlage zeigt deutliche Synergieeffekte in Ertrag und Fruchtqualität.
Honigbienen sind global gesehen eine bedeutende Art in der Landwirtschaft. Königinnen und ganze Völker werden über Landes- und sogar auch über kontinentale Grenzen hinaus verschickt und gehandelt. Mit dem internationalen Handel und der globalen Bedeutung für Agrarökosysteme geht möglicherweise auch die globale Ausbreitung von Bienen Krankheiten einher. [...] Alle möglichen Gruppen von Arthropoden sind mit den in der Honigbiene identifizierten Viren infiziert. Sie wurden schlicht bei der Honigbiene als gut untersuchte Modellart frühzeitig entdeckt. Vorhanden sind sie in anderen Organismen seit Millionen von Jahren. Dies gilt auch für Bienengattungen wie Osmia Megachile oder Lassioglossum. Die Bewertung der von Honigbienen verursachten Übertragung von Viren auf andere Organismen hat sich also in letzter Zeit relativiert. [...] Um den Schutz insbesondere vor neuen, durch den internationalen Honigbienenhandel importierte Pathogene zu verbessern sollte ein Verbringen von Bienenvölkern in oder in die Nähe von solchen Schutzzonen besser veterinärmedizinisch begleitet werden als bisher.
Honigbiene als „Naturbotschafterin” und Kooperationen mit der Imkerschaft
Die Honigbiene ermöglicht Menschen aller Altersklassen einen niederschwelligen Zugang zum Reich der Insekten. [...] Es ist aber festzuhalten, ohne die Honigbiene und ihren faszinierenden Verhalten hätte sich kein Bewusstsein für die Notwendigkeit eines Insektenschutz bei uns entwickelt. [...]
Bahnbrechende Erfolge wie das Volksbegehren „Rettet die Bienen!” wären ohne imkerliche Unterstützung kaum denkbar gewesen. Imker und Imkerinnen sind mit ihrem Kampf und den juristischen Erfolgen gegen systemische Pflanzenschutzmittel die wichtigsten Verbündeten des NABU im Kampf für den besseren Schutz insbesondere der Naturschutzgebiete.
Es kann aus unserer Perspektive nicht das Ziel des NABU Deutschlands sein, die nach wie vor gute Positionierung dieser sozialen Insekten im Umweltbildungsbereich zu schwächen. Im Gegenteil scheint es auch aus der Naturschutzperspektive notwendig wieder mehr für das positive Image der Honigbiene zu machen. [...]
Eine Gleichsetzung bzw. sogar höher Bewertung der Honigbiene als Gefahrenquelle in Relation zu den identifizierten weitreichenden Gefährdungsfaktoren ist anhand der wissenschaftlichen Datenlage für die BAG nicht ableitbar. Totalverbote von Honigbienen in und an Schutzgebieten machen aus unserer Perspektive zum heutigen Kenntnisstand daher wenig Sinn, da die Honigbiene eine einheimische Bienenart und somit fester Bestandteil in jedem natürlichen Bestäubernetzwerk ist. Schutzgebiete, die leider mittlerweile durch fehlende Bestäuber gekennzeichnet sind, zusätzlich noch weitere Bestäuber zu entziehen, ist ein großes Risiko für die Biodiversität und kann aus unserer Perspektive nicht ad hoc von Naturschutzbehörden ohne wissenschaftliche Daten über die ökosystemaren Konsequenzen dieses Entzugs angeordnet werden. [...]
Pauschale Haltungsverbote ohne dedizierte Betrachtung halten wir auch angesichts der in und an Naturschutzgebieten stattfindenden landwirtschaftlichen Nutzung für nicht angebracht. Wir sehen aufgrund der Dichteabhängigkeit der möglichen Konkurrenzeffekte die Notwendigkeit die Diskussion in Richtung Umweltkapazität zu schärfen. Wie viele Honigbienenvölker kann eine Landschaft aufnehmen, ohne dass die Wildbienendichte und Artenvielfalt darunter leidet? Welche negativen Effekte auf Wildbienen könnten verstärkt werden, wenn man die obere Kapazitätsgrenze einer Landschaft für Honigbienen beispielsweise durch Wanderimkerei temporär oder dauerhaft überschreitet? In anderen Worten: jede geschützte Landschaft, in der es blüht, hat eine bestimmte Umweltkapazität für Honigbienen Völker, die ermittelt werden muss. [...] Diese Szenarien müssen auf der Landschaftsebene untersucht und modelliert werden. Ultimativ für eine Lösung ist die Erarbeitung von naturschutzfachlichen Richtlinien die auf Grundlage wissenschaftlicher Daten basieren.
[BAG Hymenoptera: Positionspapier "Honigbienen in Naturschutzgebieten – eine ernsthafte Gefahr für Wildbienen?"]
Diese Aussagen werden detailliert
kommentiert bzw.
richtiggestellt, was viel Raum beansprucht und deshalb eine separate Seite erfordert:
Kommentare & Richtigstellungen
- Ein leidiges Thema des Bienenschutzes sind die oft "Insektenhotels" genannten Nisthilfen: Schon die Bezeichnung selbst ist wenig hilfreich, da Nisthilfen keine Übernachtungen mit Frühstück, sondern Niststrukturen anbieten sollen, in denen sich Larven entwickeln und verpuppen und aus denen im folgenden Frühjahr die nächste Bienengeneration schlüpft. Dies aber ist in vielen "Insektenhotels" nicht oder kaum möglich: In Stroh, Fichtenzapfen, markhaltigen Stengeln und Langlochziegeln nisten keine Solitärbienen & -wespen, und Baumscheiben (die bei Trockenheit gerne Risse bilden) sowie Weichholzblöcke und unsauber gebohrte Löcher erweisen sich als nur bedingt geeignet für eine erfolgreiche Fortpflanzung.
Kritik an ungeeigneten Nisthilfen wird manchmal als unberechtigte Besserwisserei zurückgewiesen, oft als kleinlich oder übertrieben abgetan und noch öfter als "unpädagogisch": Kinder müßten doch Freude am Naturschutz haben und stolz auf das sein können, was sie gebastelt haben, das Teil müsse auch interessant aussehen etc. Das rechts abgebildete "Insektenhotel", der "Blickfang" eines Nationalparkzentrums, ist zu über 90% für die Besiedlung durch Bienen, Wespen und andere Insekten völlig unbrauchbar. Darauf angesprochen, erwiderte die Leitung:
Die Tatsachen sind uns bewußt, wir wissen auch dass ein Insektenhotel ohne Futterwiese oder geeignetes Umfeld wissenschaftlich betrachtet nix bringt. Unser Insektenhotel (übrigens eine Arbeit unserer letztjährigen Mitarbeiter des FÖJ) dient in erster Linie als Blickfang und Denkanstoß. [...] Sehr viele Leute sind an diesem Insektenhotel vorbeigegangen und haben uns darauf angesprochen – oder sich genauso wie Sie Gedanken dazu in der einen oder anderen Richtung gemacht. Mehr wollten wir damit gar nicht erreichen. Im Gespräch mit den Leuten diskutieren wir natürlich die Grenzen solcher Insektenhotels, aber wir haben mit den Leuten gesprochen, mit den Leuten von nebenan, die vielleicht keinen wissenschaftlichen Hintergrund haben, sich aber für den Erhalt unserer Artenvielfalt einsetzen können. Natürlich hängen die sich dann evtl. ein nicht perfektes Insektenhotel in den Garten und erfreuen sich an dessen Anblick – aber sie haben dann auch mitbekommen, dass sie an Ihrem Garten oder Konsumverhalten etwas verändern müssen. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass alle noch so wissenschaftlichen Erkenntnisse nichts bringen solange man die "Leute von nebenan" nicht mitnimmt. [Aussage eines Nationalpark-Hauses]
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Nutzlose Pseudo-"Nisthilfen": dekorative "Aushängeschilder" an der Hauswand einer Biologischen Station |
5. Parteien
Viele Menschen vertrauen darauf, daß politische Parteien und Institutionen für ihre Aufgaben kompetent nicht nur im Sinne von 'formal zuständig' sind, sondern auch 'fähig, geeignet', daß also z. B. in einem Umweltministerium alles umweltrelevante Fachwissen gebündelt ist. Erwartet wird dies erst recht, wenn der Umweltminister von der Partei "Bündnis 90 / Die Grünen" gestellt wird. Parteien betrauen jedoch eher erfolgreiche "Netzwerker", selten ausgewiesene Fachleute mit politischen Ämtern, etwa einen studierten Biologen mit dem Umweltministerium ...
- In der folgenden Presseinformation seines Ministeriums beschwört Minister Remmel (Lehramtsstudium in Geschichte, katholischer Theologie und Sport) zweimal fast wortgleich "große Risiken" für uns bzw. den Menschen durch das Artensterben. Das Verschwinden von "wilden Bienen" erregt seine Besorgnis, weil sie als "wichtige Bestäuber für unsere Wild- und Nutzpflanzen" ausfallen; ihren Schutz um ihrer selbst willen – ohne Blick auf ihre "Bestäubungsleistung" – fordert er nicht, geplante konkrete Schutzmaßnahmen kündigt er nicht an, bereits realisierte Projekte kann er nicht nennen. Statt dessen thematisiert er unvermittelt die wirtschaftlichen Kennzahlen der Imkerei in NRW, schreibt der Honigbiene für Naturhaushalt und Artenvielfalt eine wichtige, unverzichtbare Rolle zu und bekräftigt seine Unterstützung der "Imkerinnen und Imker bei ihren diversen Aktivitäten": mit Imkerei gegen Artensterben?
Presseinformation – 516/7/2014
Naturerbe bedroht: 45 Wildbienenarten in NRW bereits ausgestorben
Artensterben birgt wirtschaftliche Risiken für Obst- und Rapsanbau in NRW
Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz teilt mit:
Umweltminister Johannes Remmel warnt vor wirtschaftlichen Einbußen im Anbau von Obst und Raps, sollte sich das Artensterben auch in NRW weiter forcieren. „Täglich verschwinden etwa 130 Tier- und Pflanzenarten von unserem Planeten. Dieses Artensterben birgt auch große Risiken für uns Menschen”, sagte der Minister. So sind etwa in NRW von den 364 heimischen Wildbienenarten bereits 45 Arten ausgestorben. Weitere 129 Arten sind akut in ihrem Bestand gefährdet. „Das Verschwinden von wilden Bienen ist besorgniserregend, denn dadurch stehen wichtige Bestäuber für unsere Wild- und Nutzpflanzen nicht mehr zur Verfügung”, erläuterte Remmel. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen. Das gilt auch für unser Bundesland, in dem rund 45 Prozent der Tier- und Pflanzenarten gefährdet sind.” [...]
Das Artensterben birgt für Minister Remmel große Risiken für den Menschen. Nur langsam setze sich die Erkenntnis durch, dass es beim Artenschutz um mehr geht als das Überleben der letzten Wildkatze oder der letzten Wald-Biene, so der Minister. Remmel: „Verloren gegangene Artenvielfalt kann der Mensch nicht wieder herstellen. Durch den Verlust von Arten, Genen und Lebensräumen verarmt die Natur, ganze Ökosysteme und damit auch der Mensch geraten in Gefahr.”
In Nordrhein-Westfalen halten etwa 12.500 Imkerinnen und Imker 74.000 Bienenvölker. Die Bienen produzieren in Nordrhein-Westfalen im Jahr etwa 2.200 Tonnen Honig im Wert von etwa 17,7 Millionen Euro. Die Bestäubungsleistung der Honigbiene spielt im Naturhaushalt, für die Artenvielfalt sowie in der Agrarwirtschaft eine wichtige Rolle und ist unverzichtbar. Durch den Bienenflug werden die Erträge zahlreicher Nutzpflanzen in der Landwirtschaft gesteigert. Deshalb unterstützt das Land Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Honigbienen sowie die Imkerinnen und Imker bei ihren diversen Aktivitäten. Auch eine Verbreiterung der Nahrungsgrundlage in der Agrarlandschaft ist sehr wichtig. [...]
- Auszug aus einer Mitteilung der Grünen Fraktion im Landtag NRW 2014 (Antwort auf eine eMail):
Angesichts dessen, dass wir 80 % Honigimportanteil in Deutschland haben wird deutlich, dass hier auch in ökonomischer Hinsicht Potenziale vorhanden sind. Schließlich ist hiesiger Honig auch garantiert Gentechnik-frei. Bei Gesprächen mit VertreterInnen der NRW-Imkereiverbände haben diese um sehr konkrete Unterstützung auch bei der "Vermarktung" der Imkerei gebeten. Diesen Wünschen wird entsprochen.
Nichtsdestotrotz ist der Schutz der heimischen Wildbienen ein akutes Thema, dem wir uns ebenfalls widmen. Sicher haben sie den gemeinsam von allen Fraktionen verabschiedeten Antrag zum Bienenschutz bemerkt. Außerdem wurde das Thema auf unsere Initiative hin im Umweltausschuss erneut behandelt. Darüber hinaus haben alle Mitglieder der Grünen Fraktion Imker und Imkerinnen in ihren Wahlkreisen besucht und sich informiert. [Die Grüne Fraktion im Landtag NRW vom 30.07.2014]
- Grußwort von Claudia Roth, MdB., Vizepräsidentein des Deutschen Bundestages in egarden.de: BIENENSTERBEN · Wir müssen aktiv werden! Ein Ratgeber für Bienenfreunde:
Das Sterben der Bienen geht uns alle an! Ein Drittel dessen, was wir essen, gäbe es nicht ohne Bienen. Dabei kann jeder etwas gegen das Bienensterben tun. Das geht beim Bepflanzen des eigenen Gartens oder des Balkons los, indem wir auf den Einsatz von Pestiziden und Schadstoffen verzichten. Gleiches gilt natürlich für den Einkauf im Supermarkt, denn ökologisch produzierte Lebensmittel tun auch den Bienen gut.
In vielen Städten gibt es mittlerweile Guerilla-Gardening-Projekte, bei denen Anwohner Baumumrandungen, kleine Verkehrsinseln oder Dächer begrünen. Deshalb leben in Berlin und anderen Städten seit einigen Jahren auch wieder Bienenvölker, die in Parks oder auf den Dächern der Stadt angesiedelt werden. [Claudia Roth, MdB., in egarden.de]
6. Behörden
Wie kann eine Kommune Verantwortung für die Umwelt demonstrieren? Immer mehr Kreis- und Stadtverwaltungen machen es vor: durch mehr sichtbares "Grün"! Und damit das "Grün" immer (auch beim Autofahren) sichtbar sei, ist vor allem "Straßengrün" gemeint. Das Motiv hinter solchen Konzepten läßt sich gut an einer Mitteilung der Technischen Betriebe Solingen (TBS) ablesen: Formulierungen wie "Das Straßengrün ist in die Jahre gekommen" suggerieren, daß Altes schon deshalb 'überholt' sei, weil es alt ist, und deshalb durch Neues, "Zukunftsweisendes" ersetzt werden solle, und als 'zukunftsweisend' wird eine neue, bunte Optik präsentiert. Tatsächlich ist das neue Straßenbegleitgrün oft – und besonders während der Blüte – durchaus so sehenswert, daß man an einer auf Grün umgesprungenen Ampel das Weiterfahren verpassen kann. Ein Beitrag im Kampf gegen das Aussterben der Insekten aber ist es natürlich nicht, insbesondere Fahrbahn-Mittelstreifen sind, wie man in Wuppertal weiß, keine für Insekten idealen Nahrungshabitate – sogar schädlich können sie sein, wenn dort für Insekten attraktive Blütenpflanzen eine "Sogwirkung" haben: mit jeder von einem Fahrzeug erfaßten Hummelkönigin geht ein künftiges Volk verloren.
Im Prinzip ist gegen hübsches Straßenbegleitgrün also wenig einzuwenden, solange es keine Insekten gefährdet und nicht die Illusion nährt, es könne die "Natur" zurück in unsere Städte holen und in dieser Funktion ein nachahmenswertes Vorbild sein. Dennoch wird "Straßengrün" immer wieder als Artenschutzmaßnahme präsentiert, und auch eine von Imkern empfohlene Pflanzenauswahl für Honigbienen ist kein wirklicher Beitrag zur Artenvielfalt der Wildbienen und anderer Insekten. Brauchbar wäre "Straßengrün" als "grüne Wegweiser" zu großflächigen naturnahen und somit Insekten-tauglichen Habitaten abseits der (großen) Straßen, vor allem in den Außenbereichen: Wenn Fachleute (Biologen bzw. Entomologen) solche Flächen auf ihre Eignung hin untersuchen und Kommunen sie entsprechend der Empfehlungen pflegen und schützen würden, ließen sich manche selten gewordene Pflanzen- und Tierarten retten.
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Ein Graben zwischen Hauswand und Bürgersteig auf der Nordseite eines Gebäudes. Das Schildchen informiert: "Wildblumensaum – Hier blüht es für die Artenvielfalt" · #UmweltIstUnsereKompetenz" |
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Innerstädtische Blühflächen mit vielen exotischen Blütenpflanzen: hübsch, aber keine tauglichen Vorbilder |
7. Medien
Das Buch ist als traditionelles Informationsmedium immer noch sehr populär: Es gibt Literatur zu Biotopen (Gewässer, Moore, Wiesen, Wälder etc.), zu Hobbys wie Gärtnern und Imkern und eine Vielzahl von Naturführern bzw. Bestimmungshandbüchern zu den meisten Pflanzen- und Tiergruppen. Der Wegbereiter der aktuellen Wildbienen-Literatur war 1989 und 1990 Paul Westrichs Standardwerk Die Wildbienen Baden-Württembergs, das nach langen Jahren des Wartens 2018 vom selben Autor seinen Nachfolger fand: Die Wildbienen Deutschlands.
- Eigentlich wären, um den Informationshunger der Natur- und Bienenfreunde zu stillen, nach diesen vier Titeln keine weiteren auf dem Büchermarkt nötig gewesen:
1. Die Wildbienen Deutschlands, 2. Bienen Mitteleuropas: Gattungen, Lebensweise, Beobachtung (1997), 3. Wildbienen · Die anderen Bienen (2011), 4. Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis (2012).
- Danach aber ging der Bücher-Hype um Wildbienen erst richtig los. Titel, die ab den 2010er Jahren erschienen sind, in alphabetischer Reihenfolge (Stand 2022):
Bienenfreundlich Gärtnern / Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Deutschlands, Österreichs und der Schweiz / Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen · Leitfaden für Bau und Praxis – so gelingt's / Hummeln / Das Insektenhotel / Mein Insektenhotel / Vom Leben der Wildbienen / Lebensraum Totholz / Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas / Welche Wildbiene ist das? / Wildbienen artgerecht unterstützen · Der Ratgeber für die Gartenpraxis / Wildbienen ganz nah / Wildbienen entdecken & schützen / Wildbienen in der Stadt – entdecken, beobachten, schützen / Wilde Bienen / Das Wunder der Bestäuber
- Parallel zur Wildbienen-Literatur ist die Anzahl der Imkerei-Ratgeber explodiert; hier eine sicherlich noch unvollständige alphabetisch geordnete Liste:
1x1 des Imkerns / Aufbruch in eine neue Bienenhaltung / Die Biene / Bienen / Bienen gesund erhalten / Bienen halten / Bienen halten in der Stadt / Bienen naturgemäß halten / Bienen Praxisbuch / Bienen überwintern / Bienenbeuten und Betriebsweisen / Bienengemäß IMKERN / Das Bienenjahr / Bienenpower – Honig, Pollen, Propolis / Die Bienenkiste / Die Bienenkönigin / Bienenprodukte erfolgreich verkaufen / Bienenwachs / Bienenweide / Das erste Bienenvolk / Evolution der Bienenhaltung / Fachkundenachweis Honig / Das Genie der Honigbienen / Gute Imkerliche Praxis / Handbuch Bienenkrankheiten / Heilkraft aus dem Bienenstock / Die Heilkraft des Honigs / Honig, Pollen, Propolis / Die Honigbiene / Honigbienenhaltung / Imker · Vom Hobby zum Beruf / Das Imkerbuch für Kids / Die Imkerin / Der Imkerkurs für Einsteiger / Imkern als Hobby / Imkern in der Oberträgerbeute / Imkern mit der Bienenkugel / Imkern mit der Einraumbeute / IMKERN – modern, bienengemäß, effizient / Imkern Monat für Monat leicht gemacht / IMKERN · Der Problemlöser / Imkern – Schritt für Schritt / Ein Jahr mit den Bienen / Kreativ mit Bienenwachs / Kurz und bündig. Varroa unter Kontrolle / Das Leben wilder Bienen / Bruder Adam: Meine Betriebsweise / Nachhaltig imkern mit gesunden Honigbienen / Natürlich imkern in Großraumbeuten / Naturnah und alltagstauglich imkern / Ökologische Bienenhaltung – das Praxisbuch / Ökologische Bienenhaltung – die Orientierung am Bien / selbst gemacht aus Honig, Wachs & Co / Unsere ersten Bienen / Varroose erkennen und erfolgreich bekämpfen / Wandern in der Imkerei / Die Wege des Honigs / Wertvolles von unseren Bienen / Wesensgemäße Bienenhaltung in der Bienenkiste / Wir tun was für Bienen / Das Wunder der Bestäubung
Natürlich kamen und kommen auch andere Medien am Thema Bienen nicht vorbei: die Presse (Tageszeitungen, Zeitschriften), Radio und Fernsehen sehen sich in der Pflicht, "mit dem Finger am Puls der Zeit" zu berichten; je mehr sie das aber tun, desto "aktueller" wird ein Thema, desto mehr müssen sie sich diesem Thema widmen. Redakteure rufen dann z. B. Wildbienen-Experten an und stellen Fragen wie "Wie geht es denn unseren Bienen?" Nachfolgend einige schriftliche Anfragen:
- Der WDR beschäftigt sich in diesem Sommer besonders mit den Bienen in NRW. Ab April soll unter dem Titel "Bienen live" über Bienen informiert und gezeigt werden, wie der Alltag von Imkerinnen und Imkern in NRW aussieht. Planet Schule (das Schulfernsehen von WDR und SWR) ist ebenfalls am Projekt beteiligt. Wir wollen vor allem beleuchten, was Schulen tun können, um bienenfreundlicher zu werden. Dazu möchten wir eine Infoseite gestalten mit Tipps, wie man vor allem den Wildbienen helfen kann. [Medienagentur zu einem Projekt]
- Aktuell produzieren wir für Ntv-Wissen einen Beitrag zum Thema "Bienensterben". Hier wird es in erster Linie über das Sterben der Wildbienen mit seinen Folgen gehen. Vom Imkerverband konnte ich bereits Daten darüber bekommen, wie der Winterverlust der Honigbienen war. Nun fehlen mir leider Daten zu den Wildbienen: Gibt es hier Erhebungen über Populationsrückgänge? Eine etwaige Prozentzahl würde mir reichen... [Aus der eMail einer Medienfirma]
- Ich bin dabei für unser Magazin [...] einen Artikel über Wildbienen zu verfassen. Bei der Recherche bin ich unter anderem auf Ihre Web-Site gestoßen. Dürfte ich, bei Nennung Ihres Namens, zwei Sätze von Ihrer Site zitieren? [Die zwecks "Schlusskorrektur" zugesandte PDF zeigte auf der ersten Seite ein großes unscharfes Foto einer Schwebfliege. Auf diesen Fehler aufmerksam gemacht, ersetzte es die Autorin durch das Foto einer Honigbiene ...]
8. Forschung & Lehre
Die Annahme, zumindest die Wissenschaft sei immun gegen den medial verstärkten Bienen- bzw. Wildbienen-Hype immun, ist naiv: Auch Biologen sind als Teil der Gesellschaft von Trends beeinflußt und abhängig von der Finanzierung ihrer Arbeit durch Politik und Wirtschaft. In Studien, Projekten etc. tauchen seit Jahren immer häufiger Begriffe bzw. Schlagwörter auf wie etwa "Bestäubungsleistung", "Bestäuber", "pollinators", "bestuivers", "Ökosystemdienstleistung", "ecosystem service (ESS)" etc. Diese allerdings verengen den Blick anthropozentrisch auf jene Insekten, die dem Landwirt wirtschaftlich Nutzen bringen. Die Gründe sind nicht schwer zu erraten und haben, wie so oft, vor allem mit Geld zu tun: Wissenschaftliche Arbeiten werden dann am ehesten beachtet, finanziert oder zur Veröffentlichung angenommen, wenn sie den aktuell "richtigen" Fokus haben oder wenigstens die "richtigen" Stichwörter (siehe oben) enthalten. Effektiver Natur- und Artenschutz, die Erhaltung der Biodiversität, muß und darf sich allerdings nicht mit der "Bestäubungsleistung" von Insekten rechtfertigen – und auch nicht unter dem Vorwand weiteren Forschungsbedarfs "auf die lange Bank geschoben" werden. Einigen Titeln zu "Bestäubern" folgen Beispiele zu Projekten, Internet-Auftritten etc. zum gleichen Thema:
- Gallai, Nicola et al. (2008): Economic valuation of the vulnerability of world agriculture confronted with pollinator decline. Ecological Economics. / Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL): Wildbienen und Bestäubung / Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW): Die Bestäubungsleistung der Wildbienen / Rajeshkumar Sivakumar (2020): Die Rolle der Honigbienen als Bestäuber in Naturgebieten: Die Rolle der Honigbienen als Bestäuber in natürlichen Gebieten von Periyathottam, Vadavalli, Coimbatore, Tamil Nadu, Indien / Christopher A. Johnson et al. (2022): Competition for pollinators destabilizes plant coexistence / Ollerton, Jeff (2022): Pollinators & Pollination – Nature and Society.
- Wir würden das Foto gerne im Rahmen einer Evolutionsausstellung nutzen, [...] Genaueres zu unserem Ausstellungskonzept, das von der Volkswagenstiftung gefördert wird, finden Sie im Anhang. Das Ackerhummel-Foto bräuchten wir für unsere Station "Blüten und Bestäuber". Gleichzeitig würden wir es gerne auch im Ausstellungsbuch abdrucken. [Uni Frankfurt]
- hiermit möchten wir Sie herzlich zu unserem Online-Workshop zum DBU-Projekt "Flächenhafte Modellierung der Bestäubungsleistung in Niedersachsen für ein nachhaltiges und regionales Landschaftsmanagement", kurz ModBieN einladen. [...] Die Bestäubung von Pflanzen durch pollenverbreitende Insekten ist eine
essentielle Ökosystemleistung, die durch die drastischen Rückgänge an entsprechenden Organismen und deren Lebensräume zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit und der Wissenschaft geraten ist. [Uni Hannover]
- Wir, eine Gruppe von BiologiestudentInnen aus Graz haben eine kleine Initiative zur Aufklärung und Schutz von Wildbienen gegründet (Wibie.at). Wir haben auf ihrer Website [...] viele tolle Fotos der kleinen Bestäuber gesehen und wollten fragen ob wir einige davon für unsere Posts auf FB und Instagram verwenden dürften, da wir gerade wieder eine kleine Wildbienen Posting Serie planen [...] [Wenn diese Student"Innen" eine Initiative zur "Aufklärung von Wildbienen" gründen, sollten sie sich an eben diese Wildbienen wenden ... ;-)]
- Wissenschaftliche Forschung kostet Geld, die (notwendige) Umsetzung ihrer Erkenntnisse – etwa effektiver Umweltschutz – oft noch viel mehr. Für dieses finanzielle "Problem" nutzen unehrliche, verantwortungslose Politiker gerne zwei "Lösungen": Entweder sie versuchen (verdeckt oder offen), der Forschung Mittel zu entziehen, um ungewünschte Erkenntnisse zu verhindern, und ignorieren oder bezweifeln schon vorliegende Ergebnisse oder spielen sie herunter; oder sie machen, wenn das nicht oder nicht mehr möglich ist, aus der "Not" eine "Tugend" und versuchen, mit angeblich weiterem "Forschungsbedarf" dringende Maßnahmen hinauszuzögern oder ganz unterlassen.
Verdiente weltweite Beachtung über die entomologische Wissenschaft hinaus fand der Entomologische Verein Krefeld e.V.: Durch Vergleich der Insektenmassen, die 1989 und 2013 aus den Fang-Gefäßen seiner Malaise-Fallen geborgen wurden, wies er einen Verlust von über 75% nach. Ein dramatischer Insektenschwund war Entomologen zwar nicht verborgen geblieben, und Autofahrern war sicherlich die immer geringere Verschmutzung ihrer Windschutzscheiben aufgefallen; zum Erfolg der Krefelder Studie trug aber 2017 ein Bericht in der Zeitschrift Science ebenso bei wie ein großer Artikel in der New York Times. Nachdem der Verlust von Insektenpopulationen numerisch belegt war, hätten endlich sofortige energische Rettungsmaßnahmen folgen können und müssen. Trotz einiger Volksbegehren und Petitionen aber blieben reale und effektive Schutzmaßnahmen aus; statt dessen finanziert man weiterhin Forschungen, deren Ergebnisse absehbar sind, und der Entomologischen Verein Krefeld erhielt Genehmigungen, in Naturschutzgebieten weiter Insekten zu fangen ...
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Malaise-Falle mit Fang-Container an der Zeltspitze, in dem Fluginsekten in Ethanol getötet und konserviert werden: Nachdem der Entomologische Verein Krefeld e.V. damit einen dramatischen Insektenschwund nachgewiesen hat, ist die weitere Dokumentation der abnehmenden Individuenzahl bzw. Biomasse nutzlos. Nützlich kann eine automatische, nicht selektierende Falle natürlich sein, um die Biodiversität von Biotopen zu erfassen; die Bestimmung Tausender Insektenleichen ist allerdings zeit- und kostenintensiv ... |
- Bienen sind natürlich auch in unseren Schulen ein Thema, und in den unteren Klassen gehören dazu auch selbstgebaute Bienen-Nisthilfen bzw. "Bienenhotels", "Insektenhäuser" etc. Leider sind diese oft nur begrenzt geeignet oder gar völlig untauglich: Das Lehrpersonal scheint in solchen Fällen mehr an der Bespaßung der Kinder und dem pädagogischen Nutzen eines Gemeinschaftsprojektes interessiert zu sein als an korrekt konstruierten Nisthilfen, die die Fortpflanzungsbiologie unserer Solitärbienen veranschaulichen und gute Vorbilder für den Nachbau abgeben. Die folgenden beiden Bienenhäuser sind nicht nur für Insekten unbrauchbar, sie liefern – schlimmer – gutwilligen, naturfreundlichen Nachahmern falsche Vorbilder:
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Bienenhaus des Grünen Klassenzimmers der Grundschule Bad Sooden-Allendorf · 2021 |
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Von einer Schulklasse in Bad Sooden-Allendorf gebaute völlig nutzlose "Insektenkirche" · 2021 |
9. Fazit
Es gibt in der deutschen Sprache ein zum Thema passendes Sprichwort: "Das haben wir uns auf die Fahne geschrieben!" Gemeint ist: 'Das haben wir uns zum Ziel gesetzt', 'das verkünden wir hiermit als unser Programm'. Die Metapher der Fahne (bzw. veraltet des Paniers) steht dabei für ein weithin sichtbares Zeichen, das Aufmerksamkeit auf sich zieht und etwas über seinen Träger bzw. seine Haltung ("Philosophie") und Absichten verkündet. Nun weiß jeder mündige Mensch, daß weder die Corporate Identity noch das postulierte Corporate Image einer Organisation vollständig und immer mit ihren tatsächlichen Absichten und Handlungen übereinstimmt, und auch die Organisationen selbst wissen das in der Regel; wenn aber das reale Handeln sich nicht (oder nicht so leicht) mit dem Corporate Image in Einklang bringen läßt, läßt sich zumindest das reale Image bzw. Ansehen der Organisation in der Bevölkerung beeinflussen. Die Instrumente dieser Schaufensterpolitik sind sichtbare Zeichen wie Broschüren, Logos, Presseerklärungen, die Website, Mailings, Video-Clips, Special Events etc.
Die Zeichen, die in Sachen Bienenschutz gesetzt werden, sind teils schriftliche oder mündliche Verlautbarungen, teils Websites und Mailings, teils Broschüren oder Plakate oder bunte Blühstreifen oder "Insektenhotels" oder PR-Aktionen und viele andere Aktivitäten. Die meisten solcher Manifestationen allerdings klagen und warnen und täuschen Artenschutz nur vor, sie "machen keinen Unterschied" (make no difference, wie man im Englisch sagt), retten keine einzige Bienenart. Wirksamer Artenschutz ist mit zwei Ansätzen möglich:
- Kauf und Pflege möglichst großer, nährstoffarmer Äcker & Wiesen und anderer Flächen fördern unspezifisch die Artenvielfalt etwa traditioneller Heuwiesen und sichern so das Überleben auch vieler Bienenarten (z. B. Andrena hattorfiana), die ein Naturschützer nicht einmal zu kennen braucht. Größere Tierarten beanspruchen sogar viele Quadratkilometer große Reviere. Das Problem: In einer zersiedelten, grenzenlosen menschlichen Ansprüchen unterworfenen Landschaft lassen sich großflächige Biotope, die Tierarten alle artspezifischen Requisiten (Nahrung, Verstecke, Schlaf- & Fortpflanzungsorte etc.) bieten, kaum noch erhalten oder neu schaffen. Akteure flüchten sich deshalb in öffentlichkeitswirksame Ersatzmaßnahmen.
- Der zweite, spezifische Ansatz ist mühsamer, aber erfolgversprechend: Biologen ermitteln – vorzugsweise im öffentlichen Auftrag – das Arteninventar eines Areals und identifizieren die lokal bzw. regional gefährdeten oder akut bedrohten Arten. Zu deren Rettung werden dann alle notwendigen Schutzmaßnahmen bestimmt und energisch umgesetzt. Ein Beispiel:
Wenn eine Population der seltenen oligolektischen "Zahntrost-Sägehornbiene" (Melitta tricincta) mangels Nahrungspflanzen auszusterben droht, werden die Gründe für den Rückgang des Zahntrostes (Odontites spec.) ermittelt und abgestellt, alle Restbeständen unter strengen Schutz gestellt und weitere Odontites-Habitate an geeigneten (früheren) Standorten angelegt und gepflegt. Falls es gelingt, Niststätten der noch existenten Bienen-Population zu finden, sind diese vor (auch versehentlicher) Zerstörung zuverlässig zu schützen, verlorengegangene sind zu ersetzen, fehlende zu schaffen. Schützenswert sind nicht nur Luchs, Eisvogel, Smaragdeidechse und Kreuzkröte – es lohnt sich, für jede (auch jede kleine) Art zu kämpfen!
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Vorbildliches großflächiges Biotop der Arbeitsgemeinschaft Natur & Umwelt Haan e.V. (AGNU) 2018 |
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