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Wildbienen: Was tun bei Sanierung?

Wildbienen nisten ganz überwiegend in altem bis sehr altem Mauerwerk, weil sie nur dort Nistlöcher finden oder – in einigen Fällen – sogar selbst graben können. Altes Mauerwerk muß aber, wenn es nicht abgerisssen werden soll, irgendwann einmal saniert bzw. renoviert werden. Der Naturfreund stellt sich dann die Frage, wie er den Bienenachwuchs retten kann.

Wenn eine Hauswand renoviert werden soll, ist in der Regel der Nachwuchs von Mauerbienen (Osmia spec.) gefährdet, also vor allem von Osmia bicornis und O. cornuta (siehe vorherige Seite), die ab April fliegen, evtl. aber auch von O. caerulescens oder Scherenbienen (Chelostoma spec.), die etwas später schlüpfen; in den Wänden alter Scheunen und Fachwerkhäuser können aber auch Pelzbienen Anthophora plumipes nisten, die ab März fliegen. Die Kenntnis der Untermieter ist der Schlüssel für die Schonung ihres Nachwuchses:

  1. Die beste und leichteste Schutzmaßnahme besteht darin, das Schlüpfen des Bienennachwuchses abzuwarten und bis zum Beginn der Sanierung alle Nistlöcher z. B. einzeln mit Tesafilm zuzukleben oder mit einer Plane abzudecken, um das Eintragen von Nistmaterial und Larvenproviant und vor allem das Eierlegen zu verhindern. Gleichzeitig sollte man ganz in der Nähe Ausweichquartiere anbringen, also Hartholz mit Bohrlöchern geeigneter Durchmesser oder käufliche Nistziegel. Diese Methode setzt natürlich eine längerfristige Planung voraus: Wer erst imSommer den Entschluß faßt, eine Wand zu sanieren, muß als Tierfreund bis zum nächsten Frühjahr warten – es sei denn, er traut sich die zweite Methode zu:
  2. Die mögliche zweite und sehr viel schwierigere Maßnahme ist der Versuch, die Bienenbrut zu evakuieren: Wenn sich ca. einen Monat nach der Fertigstellung der Nester die Larven verpuppt haben, könnte man die lehmigen Nistverschlüsse vorsichtig aufkratzen und die Puppen mit einem sehr dünnen Draht mit Widerhaken ganz vorsichtig (!) herausbugsieren und in offene Löcher vorhandener Nisthilfen schieben, die dann mit etwas Lehm zu verschließen wären. Voraussetzungen für diesen Weg sind eine überschaubare Menge von Nestern, viel Zeit und Geduld und natürlich auch Geschick.
  3. Schließlich kommt manchmal noch ein eine dritte Methode in Frage: die Evakuierung nicht der Bienen, sondern der Wand: Wenn eine "Totalsanierung" eines alten Fachwerkhauses vorgesehen ist, sollen oft die Gefache geleert und mit neuem Lehm oder (leider) gebrannten Ziegeln neu gefüllt werden. In solchen Fällen sollte man versuchen, Lehmblöcke bzw. Blöcke aus Tonziegeln und -mörtel mit der darin ruhenden Bienenbrut aus den Gefachen zu herauszulösen und umzusiedeln. Man beginnt damit, den Lehm bzw. Ton vorsichtig zu lockern und vom Fachwerk zu lösen. Wenn dann ein schonendes Herausbrechen handlicher Blöcke entlang von Rissen und Mörtelfugfen nicht möglich ist, empfiehlt es sich, die Füllungen der Gefache mit einer Fuchsschwanzsäge oder einer elektrischen Säbelsäge mit grobem Sägeblatt in transportable Portionen zu zerschneiden. Dabei lassen sich erfahrungsgemäß nicht alle Nester retten, aber wenige zerstörte Nester sind besser als ein Totalverlust. Die Blöcke sollte man für den Transport z. B. mit Kaninchendraht gegen Auseinanderbrechen sichern und an einem trockenen warmen Standort aufzustellen oder in eine Bienenmauer integrieren.
Mauerbienennester in Fachwerk   Rostrote Mauerbiene vor Schuppen
Oben: Fachwerkhaus und Schuppen sind von Mauerbienen (Osmia bicornis) besiedelt.
Unten: In der Lehmwand des Fachwerkhauses nisten Pelzbienen (Anthophora plumipes).
Fachwerkhaus   Pelzbienennester in Fachwerkhaus

Weitere Informationen über die erwähnten Bienenarten finden sich unter Wildbienen-Sektion: Artenportraits Wildbienen: Artenportraits.

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