Zur Leitseite > Wildbienen-Startseite Wildbienen >  WB-Arten

Maskenbienen · Hylaeus
Artenportraits:  Hylaeus  communis ·  confusus ·  dilatatus ·  hyalinatus ·  nigritus ·  punctulatissimus ·  rinki ·  signatus ·  variegatus

"Maskenbienen" verdanken ihren deutschen Namen ihrer charakteristischen gelben oder weißen Gesichtsmaske, die im Gesicht der Männchen vieler Hylaeus-Arten ein großes geschlossenes Feld einnimmt, welches an einen Blütenkelch im Querschnitt erinnert. Bei den Weibchen allerdings ist die Maske auf einige seitliche Punkte oder schmale senkrechte Streifen an den vorderen Augenrändern reduziert oder fehlt bei einigen Arten ganz. Obwohl die Maske, wie gesagt, gelb oder weiß sein kann, heißen diese kleinen Bienen im Englischen "Yellow-Faced Bees". Von dieser Maske und einigen hellen Flecken an Brust und Beinen abgesehen sind Maskenbienen kleine unauffällige fast durchweg schwarze und unbehaarte Bienen, die sich im Feld kaum voneinander unterscheiden lassen; nur die arttypische Form der Maske, die rote Hinterleibsbasis dreier Arten, spezielle Formmerkmale oder die Pollen-Spezialisierungen vierer Arten können eine schnelle Artbestimmung ermöglichen.
    Die wissenschaftliche Gattungsbezeichnung Hylaeus ist wohl eine Ableitung vom altgriechichen hyle = 'Holz, Wald' bzw. 'Urstoff, Urmaterie' mit der Bedeutung 'ursprünglich, wild'. In der griechischen Mythologie war Hylaeus einer der Kentauren, also ein wildes Mischwesen aus Pferd und Mensch. Eine frühere Gattungsbezeichnung der Maskenbienen war Prosopis.

Hylaeus communis, Kopula   Hylaeus punctulatissimus, W
Hylaeus communis, Kopula (jac)   Hylaeus punctulatissimus (jac)

Von der Antarktis abgesehen kommen die über 500 Hylaeus-Arten auf allen Kontinenten vor, der Schwerpunkt ihrer Verbreitung ist Australien, was sich mit ihrer Evolution erklären läßt: Die Bienen-Familie Colletidae, zu der neben Hylaeus u. a. die Gattung Colletes gehört, entwickelte sich auf der Landmasse Gondwana, also dem Südteil des Superkontinents Pangaea (325 bis 150 Millionen Jahre vor heute). Ganz im Osten Gondwanas lag das Gebiet des spätere Australien, das während der letzten Eiszeit (115.000 bis ca. 11.700 Jahre vor heute) aufgrund des niedrigen Meeresspiegels deutlich größer und mit Neuguinea und Tasmanien zu einer Landmasse verbunden war, die Geografen Sahul oder Meganesien nennen. Von hier aus verbreiteten sich Hylaeus-Arten global mit der Folge, daß ihre Anzahl in Australien am höchsten, auf der Nordhalbkugel aber deutlich geringer ist. Vor kurzem (2023) erst wurden im Pazifik – vor allem auf Inseln der Republik Fidschi – acht bislang unbekannte Hylaeus-Arten entdeckt, die man aufgrund ihres Lebens in Baumkronen bislang übersehen hatte.
    Im deutschsprachigen Raum sind 47 Hylaeus-Arten bekannt: 38 in Deutschland, 39 in Österreich, 35 in der Schweiz. Bevorzugte Lebensräume sind offenbar Waldränder, Hecken, Sand- und Lehmgruben, Parks und Gärten. Nach Westrich zeigt H. pectoralis eine starke Bindung an Schilfröhrichte und H. rinki an Wälder. Die Bienen erscheinen erst ab Mai und fliegen immerhin bis Mitte September. In der Regel bringen sie nur eine Generation hervor (univoltin), einige Arten aber teilweise auch eine zweite (bivoltin).

Nahrungssuche: Die meisten Arten sind hinsichtlich der Trachtpflanzen mehr oder weniger unspezialisiert, also polylektisch, sie sammeln an vielen verschiedenen Blüten; nur vier Arten sind nach aktuellem Kenntnisstand Pollen-spezialisiert, also oligolektisch: Hylaeus nigritus auf Korbblütler (Asteraceae, vor allem Ateroideae), Hylaeus punctulatissimus und der in der Schweiz lebende und sehr seltene Hylaeus bifasciatus auf Lauch (Allium) und Hylaeus signatus auf Resede (Reseda).
    Der nur ca. 1,1 mm kurze Rüssel ermöglicht Maskenbienen nur die Ausbeutung von Blüten mit leicht zugänglichem Nektar; die Zunge (Glossa) ist kurz und abgestumpft. Da Hylaeus-Arten keine äußere Transportvorrichtung (Bauchbürsten, Höschen bzw. Corbiculae) besitzen, nehmen sie den Pollen mit einem Borstenkamm auf den Galeae der Unterkiefer (Maxillen) von den Vorderbeinen auf, verschlucken ihn und transportieren ihn im Kropf ins Nest, wo sie ihn zusammen mit dem aufgesaugten Nektar wieder auswürgen. Der Pollen-Nektar-Proviant ist dementsprechend sehr feucht bzw. naß.

Fortpflanzung: Die Brutzellen werden meist in vorhandenen Hohlräumen in Totholz, vor allem in Käferfraßgängen und alten Nestgängen anderer Stechimmen angelegt. Die Weibchen anderer Arten (z. B. Hylaeus gracilicornis, H. rinki) entfernen selbst das Mark aus Stengeln und Brombeerranken. Hylaeus pectoralis nistet in verlassenen Schilfgallen von Fliegen der Gattung Lipara, Hylaeus moricei und H. pfankuchi wahrscheinlich nur in Schilfhalmen, Hylaeus variegatus in Erdnestern anderer Bienen, Hylaeus hyalinatus in Löß- und Lehmwänden, Hylaeus nigritus in Mauerritzen oder zwischen aufgeschichteten Steinen.
    Die genannten Nistplätze haben überwiegend lineare Formen, so daß die Nistzellen dort gleichmäßig zylindrische Formen aufweisen. Maskenbienen sind aber flexibel genug, um auch in anders, also unregelmäßig geformten Hohlräumen zu nisten. Ihre Brutzellen bauen sie aus Sekreten der Labial- und wahrscheinlich auch der Dufourdrüse ( "Glossar"). Das elastische Gewebe ermöglicht es einigen Arten, zum Schutz des Nestes während der Sammelflüge einen vorläufigen Nestverschluß zu konstruieren, der aus zahlreichen radial, also von außen nach innen verlaufenden Fasern besteht, die sich weder an ihren Seiten noch an ihren Enden in der Mitte der Nestöffnung verbinden und um die Biene schmiegen, wenn sie hinein- oder herausschlüpft. Der endgültige Nestverschluß besteht ebenfalls auch Drüsensekreten.
    Die Larven überwintern und spinnen im folgenden Jahr keinen Kokon zum Schutz der Puppe.

Brutparasiten: Maskenbienen werden von Schmalbauchwespen (Gasteruptionidae) parasitiert.

Die Gattung ist in Deutschland mit 38 Arten vertreten; die folgende Liste umfaßt auch die Arten der Schweiz (CH) und Österreichs (A): Hylaeus bifasciatus, H. crassanus, H. euryscapus, H. glacialis, H. imparilis, H. meridionalis, H. trinotatus und H. tyrolensis.

Hylaeus Fabricius 1793 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997), Westrich & Dathe (1997 & 1998) etc.
H. alpinus (Morawitz 1867)
H. angustatus (Schenck 1861)
H. annularis (Kirby 1802)
H. annulatus (Linnaeus 1758)
H. bifasciatus (Jurine 1807)
H. brevicornis Nylander 1852
H. cardioscapus Cockerell 1924
H. clypearis (Schenck 1853)
H. communis Nylander 1852
H. confusus Nylander 1852
H. cornutus Curtis 1831
H. crassanus (Warncke 1972)
H. difformis (Eversmann 1852)
H. dilatatus (Kirby 1802)
H. duckei (Alfken 1904)
H. euryscapus Förster 1871
H. gibbus Saunders 1850
H. glacialis Morawitz 1872
H. gracilicornis* (Morawitz 1867)
H. gredleri Förster 1871
H. hyalinatus Smith 1842
H. imparilis Förster 1871
Hylaeus incongruus Förster 1871
H. kahri Förster 1871
H. lepidulus* Cockerell 1924
H. leptocephalus (Morawitz 1870)
H. lineolatus (Schenck 1861)
H. meridionalis Förster 1871
H. moricei (Friese 1898)
H. nigritus (Fabricius 1798)
H. nivaliformis Dathe 1977
H. nivalis (Morawitz 1867)
H. pectoralis Förster 1871
H. pfankuchi (Alfken 1919)
H. pictipes Nylander 1852
H. pilosulus* (Pérez 1903)
H. punctatus (Brullé 1832)
H. punctulatissimus Smith 1842
H. rinki (Gorski 1852)
H. signatus (Panzer 1798)
H. sinuatus (Schenck 1853)
H. styriacus Förster 1871
H. taeniolatus Förster 1871
H. trinotatus (Pérez 1895)
H. tyrolensis Förster 1871
H. variegatus (Fabricius 1798)

Pro Spalte bis 16 Arten
*Synonyma: nach Müller et al. (1997), Westrich (1990), Westrich & Dathe (1997 & 1998) etc.:
  • Hylaeus cervicornis (Costa 1858) → Hylaeus annularis Kirby 1802
  • Hylaeus conformis Förster 1871 → Hylaeus pilosulus (Pérez 1903)
  • Hyleus dilatatus (Kirby 1802) → Hylaeus annularis (Kirby 1802) → Hyleus dilatatus (Kirby 1802)
  • Hylaeus gracilicornis (Morawitz 1867) → Hylaeus gracilicornis (Morawitz 1867)
        + Hylaeus lepidulus Cockerell 1924
  • Hylaeus spilotus Förster 1871 → Hylaeus annularis (Kirby 1802)
  • Bestimmungsliteratur:

    Falls am linken Bildschirm-Rand keine Verweisleiste zu sehen ist, klicken Sie bitte auf , um den gesamten Frameset anzuzeigen.

      Portrait: H. communis Nächste Gattung Wissensch. Gattungsnamen, alphabetisch Wissensch. Gattungsnamen, taxonomisch