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So nicht: ungeeignete Nisthilfen
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Untaugliche Bienen-Nisthilfen
Gut gemeint, schlecht gemacht: Bis auf die dünnen hohlen Stengel sind alle "Nisthilfen" untauglich!

Künstliche Nisthilfen können weder Bodennister noch Rote-Liste-Arten retten, hängt deren Überleben doch entscheidend von der Bewahrung ihrer Nahrungspflanzen und Nistorte ab. Dennoch sind Insekten-Nisthilfen nicht sinnlos: Wer sie richtig baut, wählt eine faszinierende Freizeitgestaltung und einen lehrreichen Einstieg in die Welt der Wildbienen. Aus Unkenntnis kann man Nisthilfen aber auch falsch bauen – und auch falsch kaufen. Das macht Verdruß, für Mensch und Biene. Die folgenden Bilder geben einige falsche, folglich zu vermeidende Beispiele:

1. Nisthölzer

Nicht alle Menschen haben zum Glück "zwei linke Hände", weshalb man in deutschen Gärten Nisthölzer für Totholz-bewohnende Bienen in vielerlei Formen und Größen findet. Wo aber viel gebastelt wird, entsteht auch manch Unbrauchbares.

Weichholz-Nisthilfe   Risse in einer Baumscheibe
Die Löcher sind zwar korrekt seitlich gebohrt, werden aber in Weichholz durch Späne blockiert   Mindestens 30 Löcher der großen Baumscheibe wurden bereits von Rissen erfaßt, die kleine Weichholz-Scheibe ist faserig
(Die Stengel oben links sind überwiegend zu groß)

2. Niststengel

Etliche Totholzbewohner nisten gerne in hohlen und markhaltigen Stengeln, aber nicht jeder Stengel ist für jede Bienenart geeignet:

Waagerechte Stengel mit Mark   Lochziegel ohne Stengel   Ungeschützte Bambusstengel
Waagerechte Stengel mit Mark werden garantiert nicht besiedelt. Ein Akku-Bohrer würde helfen.   Ohne (hohle) Stengel, ohne Sinn: Nur die quadratischen Löcher am Rande könnten besiedelt werden.   Ungeschützte Bambusstengel bekommen schnell Risse, die den Nachwuchs absterben lassen.

3. Schutz gegen Regen & Nässe

Ein weiterer Fehler ist mangelnder Schutz vor Regen bzw. Nässe: Dauerfeuchte führt unweigerlich zur Fäulnis und Zerstörung der Brut jener Bienen, die natürlicherweise in vorgefundenen Fraßgängen in trockenem Totholz nisten. Ein Balkon über der Nisthilfe oder ein eigenes weit vorragendes Dach kann Dauer- und Nieselregen abhalten, reicht aber nicht, wenn das Wasser "heimtückisch" seinen Weg von hinten an den Nistblock finden kann: Dauerfeuchte und Fäulnis entstehen immer dort, wo das Holz Dauerkontakt mit einer feuchten Mauer hat. Von dieser ist der Nistblock also zu isolieren.

Fäulnis an der Rückseite   Renovierter Nistblock auf einer Multiplex-Platte
Fäulnis am oberen Ende des Nistblocks. Das Wasser ist unter die Dachplatte und den Aufhänger gekrochen & hat das Holz dauerhaft durchfeuchtet.   Renovierter Nistblock, auf eine Multiplex-Platte geschraubt. Die Deckplatte wird in die Nut eingesetzt und auf die Schnittfläche geschraubt.

4. Faulholz für "Selbstgräber"

Manche Bienenfreunde möchten Niststrukturen auch jener kleinen Gruppe von Wildbienen anbieten, die nicht vorhandene Nistgänge in Totholz besiedeln, sondern sich diese selbst nagen. In großen Bienenständen sieht man daher immer wieder ungelochte Baumstammscheiben und Holzscheite, in die sich Bienen, wie die Erbauer der Nisthilfen glauben möchten, hineinnagen können. Anderes Totholz wird vollflächig auf den Boden gelegt, um es faulen zu lassen und "Selbstgräbern" dann in dem morschem Holz einen geeigneten Nistplatz anzubieten. Andere Bienenfreunde lassen einen abgestorbenen Baumstamm unbehelligt stehen und langsam verfaulen. Die meisten solcher Totholz-Objekte sind allerdings für "Selbstnager" ungeeignet:

"Würfelbruch": Braunfaules Holz   Von Braunfäule befallener Baumstamm   Weißfaules Holz für "Selbstgräber"
"Würfelbruch": Braunfaules Holz ist für "Selbstgräber" unbrauchbar, sobald auch die Außenhülle von Braunfäule-Pilzen befallen ist.   Von Braunfäule-Pilzen befallenes dauerfeuchtes Holz zerbröselt bald und wird so für "Selbstgräber" unbrauchbar.   Weißfaules Holz bewahrt lange eine für "Selbstgräber" ausreichende Festigkeit.

5. Kommerzielle Nisthilfen

Käufliche Nisthilfen werden in großen Mengen produziert, um den Trend zurück zur Natur wie auch zur Dekorierung des eigenen Gartens zu bedienen. Die in Baumärkten und Gartencentern angebotenen robusten Vogel-Nisthilfen aus Holzbeton sind meist gut für die Vogelbrut geeignet. Nisthilfen für Insekten hingegen sind oft nicht einmal das (billige) Material wert. Die integrierten Schlafplätze für Schmetterlinge und Florfliegen locken diese Insekten garantiert nicht an, vielleicht aber eine Spinne, und sollte ein Ohrenkneifer die Nisthilfe entdecken, so würde er auch an Bienenbrut Gefallen finden. Solche hat allerdings in (billigen) Weichholz-Baumscheiben keine Chance, da Bienenweibchen die rauhen Innenwände der faserigen Borlöcher meiden.

"Insektenhotel"   Dekoratives Insektenhaus
Die Holzstücke und Zapfen (hinter Gittern) sind ebenso nutzlos wie die zentrale Kammer mit Schlitz, die faserigen Bohrlöcher in Weichholz schrecken Bienen ab, nur die Pappröhrchen kleinen & mittleren Durchmessers sind geeignet.   Weder Schmetterlinge noch Florfliegen noch Ohrenkneifer noch Bienen finden hier eine Bleibe oder Wiege. Spätestens die Farbe verrät den eigentlichen Zweck des Artikels: Deko!

Die Supermarkt-Kette ALDI Süd bot am 05.03.2015 in zwei Versionen ein "GARDENLINE® Bienenhotel" für je 9,99 € an. Prospekt und Website des Konzerns zeigten beide Modelle an einem dünnen Baumstamm baumelnd und bewarben sie u. a. mit diesen Worten: "Dient als Bleibe für die Nacht, zum Brüten oder als Überwinterungshilfe. Auch für Insekten geeignet." Der Lieferant des "Bienenhotels" war die Bergland Creation GmbH in A-5020 Salzburg, die auf ihrer Website mit den Worten wirbt: "Für die Saisonen Weihnachten, Frühjahr/Ostern, Sommer, Herbst/Halloween aber auch für das ganze Jahr bieten wir hochwertige Dekorationsartikel an." Leider wiesen Deco-Produkt und Text fachliche Mängel auf:

Die Supermarkt-Kette LIDL zog am 09.03.2015 mit gleich drei Modellen des "FLORABEST® Insektenhotels" nach. Für 9,99 € bekam der Kunde jedoch weniger Bienentauglichkeit als beim ALDI-Produkt: Etliche der Bambusröhrchen waren für Bienen zu weit oder gar nicht oder nicht tief genug aufgebohrt. Noch weniger Eignung fand der Autor zeitgleich bei der Strauss Innovation GmbH & Co. KG: Deren "Insektenhotel" (Preis: 19,95 €) bot überwiegend Sägespäne und Tannenzapfen hinter Gittern und relativ wenige und oft zu weite Röhrchen oder faserige Bohrlöcher.
    Eine kaum bessere Bilanz bescheinigt der Autor dem stattlichen "Insektenhotel" der Firma memo: Nach dem Foto im memolife-Katalog zu urteilen sind die Löcher in den Baumscheiben zwar überwiegend offen und nur teilweise faserig, die vielen Stengel aber sind ganz überwiegend noch markhaltig, also verschlossen; der zentrale Hohraum mit Schlitz für Schmetterlinge und das große mit Koniferenzapfen gefüllte Fach für Florfliegen und Marienkäfer haben zudem erfahrungsgemäß keine solchen Gäste, sie machen die Konstruktion im Vergleich mit anderen nur sehr groß (B60 x T15 x H80 cm) und mit 59,95 € ungewöhnlich teuer.

6. Bienenstände / Bienenwände

Bienenstände bzw. Bienenwände werden auch als "Insektenhotels" bezeichnet, was allerdings ihre Funktion völlig verkennt: Solche Nisthilfe sollen ja keine Bleibe für ein, zwei Nächte bieten, sondern Niststrukturen, Möglichkeiten erfolgreicher Fortpflanzung; wollte man diese vermenschlichen, müßte man folglich von "Insektenwiege" sprechen. So falsch wie der Begriff des Insektenhotels ist oft auch die Ausführung: Ein Beispiel liefert die große, fünfspaltige Bauanleitung, die das Solinger Tageblatt am 16.09.2014 unter der Überschrift Insektenhotel leicht selbst bauen veröffentlichte. Einige der Aussagen (linke Spalte) beschreiben und empfehlen genau das, was seit Jahren immer wieder falsch gemacht wird, obwohl gute Bauanleitungen und Richtigstellungen (rechts) schon oft in den Medien publiziert wurden:

Ein erster Gast in unserem Hotel ist oftmals die Rote Mauerbiene, die wenig wählerisch ist und sich gern in Ziegelsteinen oder Holzlöchern einquartiert. Der erste Gast ist in den meisten Regionen Deutschlands die häufigere "Gehörnte Mauerbiene" (Osmia cornuta), die mindestens zwei Wochen vor der verwandten Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) fliegt. In Ziegeln ("Ziegelsteinen") nisten Mauerbienen nicht, wohl aber in hohlen Stengel Stengeln, die in Ziegeln stecken.
[...] und so besteht ein klassisches Insektenhotel aus vielen kleinen Nisthilfen. Dabei können verschiedenste Materialien zum Einsatz kommen: Rundhölzer stammen von alten Besen- oder Schaufelstielen, Holzklötzchen sind beim letzten Renovieren übrig geblieben, der Garten oder ein nahe gelegener Park liefert kleine Zweige. Unklar bleibt, welchem Zweck bzw. welchen Insekten (Bienen?) Rundhölzer von alten Besen- oder Schaufelstielen dienen könnten. Rundhölzer wären nur mit Bohrungen passender Durchmesser als Nisthilfen nutzbar. Die "kleinen Zweige" sollen wohl als optisch ansprechendes Füllmaterial einiger Fächer dienen; Nistmaterial sind sie weder für Bienen noch für andere Insekten.
Noch einfacher ist das Bohren kleiner Löcher in Lehmklötze. Das Material ist im Baumarkt erhältlich und problemlos zu verarbeiten. Durch das Beimischen von gehäckseltem Stroh wird die Schicht stabiler und in den noch feuchten Lehm werden mit Holzstäbchen Gänge mit einem Durchmesser von fünf bis acht Zentimeter gebohrt. Das Bohren in Lehm mag einfach sein, die Bohrungen sollten aber nur 1–2 cm tief sein, um Lehmbewohnern einen Anreiz zum Weitergraben zu bieten. Lehmklötze mögen mit Häcksel stabiler sein als ohne, für "Selbstgräber" sind sie jedoch die falsche Wahl: Sägespäne im Lehm bereiten den Mandibeln z. B. einer Pelzbiene ähnliche Probleme wie Zweige oder Steine.
Der Vorteil: Lehm ist gerade für Wildbienen auch als Baumaterial wichtig. Dünne Äste oder Reisig bieten einer Vielzahl von kleineren Insekten eine Zuflucht und machen sich auch optisch als Füllmaterial sehr gut [...] Lehm ist tatsächlich für einige Wildbienenarten wichtig, etwa für Mauerbienen, die die Zwischenwände und Verschlüsse ihrer Nester mit Lehm mörteln. Die beste Lehmgrube ist jedoch eine feuchte offene Stelle im Lehmboden. Das Reisig-"Füllmaterial" ist wirklich nur unnützes 'Füllmaterial', aber kein Nistmaterial.

Falsch konstruierte, nur eingeschränkt geeignete bis völlig untaugliche Bienenstände sind keine Ausnahmen, sondern eher die Regel; das folgende Beispiel hat zwei Seiten: Die robuste metallene Rahmenkonstruktion ist ebenso wie das Metalldach vorbildlich, und der weitmaschige "Kaninchendraht" ist so weit vor den Nisthilfen auf die Modul-Kanten gespannt, daß ein Meisenschnabel die Nisthilfen dahinter nicht erreicht. Die Nisthilfen aber sind kritikwürdig: Die Baumscheiben werden bald reißen, die (zu wenigen) Löcher wurden schlampig gebohrt, zwischen den Baumscheiben bröckelt Lehm heraus, und die Löcher in den beiden Lehmwänden sollten weniger tief sein, damit die Pelzbienen instinktgesteuert graben können.

"Bienenhaus"
Stabiles, wetterfestes Bienenhaus eines Imkers, installiert an einer Straße · 2022

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