Xylocopa iris · valga · violacea
Holzbienen: Xylocopa violacea
Artname: |
Xylocopa violacea (Christ 1791) |
Volksmund: |
deutsch: "Blauschwarze Holzbiene", auch: "Große Holzbiene" · niederländisch: "Blauwzwarte
houtbij" |
Merkmale: |
ca. 2030 mm; Körper & Behaarung schwarz und Flügel metallisch blauschwarz schimmernd. W.: Fühlerunterseite meist teils gelb; außen auf den oberen ca. 60% der Hinterschiene 2 Zähnchen-Reihen; im Feld nicht von X. valga (vor allem in Österreich & Schweiz) zu unterscheiden. M.: Buckel (Scutum) mit schwarzen & grauen Haaren; Fühler am Ende gebogen, 5.–9. Glied nur unterseits, 10.–11. jedoch ganz gelblich bis orange, 3. Glied so lang wie 4.–6. zusammen; Hinterschiene außen mit 1 kleinen Zahn; Kopulationsapparat etwas größer als bei X. valga. |
Verbreitung: |
Süd- & Mitteleuropa, in Deutschland nordwärts seltener, aber dort in Ausbreitung; meist unter 500 m. |
Lebensraum: |
Warme trockene Landschaften, im Siedlungsbereich Streuobstwiesen, Parks & Gärten, sofern ausreichend Totholz zur Verfügung steht. |
Fortpflanzung: |
nistet ab Ende Mai in selbstgenagten Liniengängen in mürbem Totholz (Stämme & Äste, alte Pfähle & Balken, Stengel) sowie großen Baumpilzen und ähnlichem Material. |
Kuckuck: |
keine Kuckucksbiene; als Brutparasit die (schwarz-gelb gestreifte) Keulenwespe Polochrum repandum Spinola 1806. |
Nahrung: |
unspezialisiert (polylektisch); bevorzugt Schmetterlings- (Fabaceae) und Lippenblütler (Lamiaceae), Korbblütler (Asteraceae) und Rauhblattgewächse (Boraginaceae). |
Flugzeit: |
1 neue Generation im Jahr (univoltin): MärzEnde Oktober; Elterngeneration nach der Überwinterung bis Juli/August, neue Generation ab dem Spätsommer. |
Rote Liste: |
Kategorie V: Art der Vorwarnliste |
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Xylocopa violacea : Nektar-Diebstahl am Pfirsichsalbei · Jockgrim, 5.6.2011 (geb) |
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Die "Blauschwarze Holzbiene" ist in den wärmeren Regionen Deutschlands durchaus verbreitet und erobert zur Zeit den kühleren Norden, vor allem dort ist sie jedoch meist nur vereinzelt zu finden und wird oft für eine Hummel gehalten. Die Weibchen sind im Feld nicht von der ähnlich großen, bislang sehr seltenen Xylocopa valga (Süddeutschland, Österreich & Schweiz) zu unterscheiden, und wenn der direkte Vergleich fehlt, ist auch eine Verwechslung mit der bislang seltenen und nur bis 16 mm langen blau schimmernden "Kleinen Holzbiene" (Xylocopa iris) oder der ebenso seltenen bis 18 mm langen schwarzen Mörtelbiene Megachile parietina nicht ausgeschlossen; letztere ist allerdings noch kleiner, sie hat braunschwarze Flügel und eine Bauchbürste und mörtelt ihre Freinester an Steinen und Felsen (X. valga und X. violacea sammeln ihren Pollen in Bürsten an Hinterschiene und -ferse und graben ihre Nistgänge in Totholz). Immerhin ist die violacea-Drohne durch leicht geknickte und gelblich bis orange gebänderte Fühlerenden zu erkennen.
Die Fortpflanzungsbiologie von Xylocopa violacea ist verschiedentlich untersucht worden, u. a. 1986 bis 1995 in Süditalien von Salvatore Vicidomini (1996): Biology of Xylocopa violacea (Hymenoptera): In-nest ethology. Das Nestsubstrat war Pfahlrohr, also kräftige, bis 35 mm dicke Stengel des Riesenschilfs (Arundo donax), die Bauern parallel zum Boden in unterschiedlichen Höhen (60–250 cm) montieren, um angebaute Pflanzen zu stützen. Nach dem Aushöhlen des Schilfrohrs ließen sich vier Stadien feststellen:
- Polleneintrag & -anhäufung: Wenn ein Weibchen mit Pollen heimkehrt, robbt es nach unten ans Ende der Zelle und dreht sich kopfüber, so daß es wieder in Richtung Eingang schaut. Es putzt sich, speziell seine Hinterbeine, und streift dabei den Pollen ab. Diesen verfestigt es dann auf dem Boden mit Kopf und Mandibeln. Nicht selten wird der eingetragen Pollen nach dem ersten "Purzelbaum" nur teilweise freigegeben; in solchen Fällen dreht sich das Weibchen ein zweites Mal und lädt den verbleibenden Pollen dann auf dem zuvor abgeladenen ab; ein dritter Purzelbaum ist selten. Wenn das Weibchen mehr als einmal Pollen ablädt, kehrt es ihn mit Haaren zwischen den Augen unter seinem Thorax zusammen und fügt ihn dem schon abgelegten Pollen hinzu.
- Verarbeitung des Pollens zu Paste: Wenn mindestens die Hälfte des Pollens eingetragen ist, wird er zunächst ein paar Zentimeter nach oben umgelagert, dann Scheibchen für Scheibchen mit Honig vermengt und zu Paste verarbeitet, die in einem (parallel zum Nistgang stehenden) Zylinder wieder auf dem Boden deponiert wird. Die Oberfläche der Paste ist mit winzigen Kratern übersät, und ihre Färbung variiert mit dem von verschiedenen Blüten stammenden Nektar: Die meisten der kleinen Pasten-Zylinder (43,7%) waren in der Untersuchung in Italien braun, die zweithäufigste Farbe (37,9%) war dunkelrot, dunkelgrün waren nur wenige (17,6%), und nur 3 (0,8%) waren beige. Der Honig wird übrigens entweder zusammen mit Pollen oder separat im Kropf gesammelt und durch Hervorwürgen eingedickt. Da dieser Vorgang auch schon außerhalb der Reproduktionszeit beobachtet wurde, wird über eine thermoregulatorische Funktion spekuliert.
- Eiablage: Die riesigen, etwa 9–12 mm langen Eier werden auf die flache oder leicht konkave Oberfläche der Pollenpaste abgelegt. In der italienischen Studie wurden pro Nest im Durchschnitt 7,43 Eier gelegt, was eine geringe Fruchtbarkeit dieser univoltinen Holzbiene belegt.
- Bau der Zwischenwände: Um die Wände zwischen den Brutzellen zu bauen, nagt ein Weibchen von den Innenwänden Holzspänen oder Mark ab und vermischt dieses Material mit Speichel und evtl. auch Nektar. In der erwähnten Untersuchung waren die Zellen 14 bis 20 mm lang, wobei die erste Wand die kürzeste und die letzte die längste war. Zunächst baut das Weibchen einen ringförmigen Rand von 4–5 mm Dicke und dann in der Mitte eine nur 2 mm dicke spiralförmige Fläche. Auf der Innenseite ist die Zwischenwand rauh und flach, auf der Außenseite hingegen glatt und konkav, weil die Biene sie mit dem Kopf und den Außenseiten der Vorder-Tibiae und auch den Hinterbeinen glättet.
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Xylocopa violacea an einer Junkerlilie (Asphodelus luteus), einer 40–120 cm hohen Pflanze aus dem Mittelmeerraum |
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Fundort: Schwalheim (Bad Nauheim im Wetteraukreis), 01.06.2005 (eck) |
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Der Fotograf schreibt zum Fundort dieser thermophilen Bienenart, nämlich seinem Garten:
"Schwalheim gehört zur Stadt Bad Nauheim im Wetteraukreis (Kreisstadt Friedberg). Die Wetterau ist sozusagen das nördliche Ende des Oberrheingrabens. Westlich wird die Wetterau begrenzt vom Taunus, einem alten Quarzitgebirge nordöstlich vom Vogelsberg einem tertiären Schildvulkan, und östlich von den Ausläufern des Spessart (wesentlich Buntsandstein). Die Wetterau liegt klimatisch sehr günstig, hat einen Lößlehm- bzw. Basaltverwitterungsboden und wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Es gibt wenig Wald. Allerdings gibt es eine Reihe von Bach-Tälern die, aus dem Vogelsberg kommend, z. T. Feuchtbiotope sind, mit extensiv genutzten Wiesen und Baumbestand an den Bachufern." |
Xylocopa violacea ist auch in wärmeren Gebieten Deutschlands nicht übermäßig häufig. Der Grund für die Seltenheit der Holzbiene liegt vor allem in der Seltenheit bzw. unnötigen Vernichtung geeigneter Nistplätze in sonnigen Lagen: Immer noch wird Totholz in der Waldwirtschaft, in Parks und Gärten aus "guten" Gründen vernichtet: Mal gilt es auch an Waldrändern, den Borkenkäfer zu bekämpfen, mal muß Platz für neue Bäume geschaffen werden, und häufig ist es schlicht der menschliche Ordnungssinn, der es für ganz selbstverständlich erachtet, daß tote Stämme unnütze Stämme sind und zu fällen und bestenfalls noch als Brennholz brauchbar sind. Die Natur wird so allerdings in Unordnung gebracht.
Der Schutz unserer Holzbienen beginnt also mit dem Schutz des Totholzes unserer Gärten, Streuobstwiesen und Parks. Da diese meist sehr aufgeräumt sind, empfiehlt sich als weitere Schutzmaßnahme das Aufstellen oder Aufhängen toter Baumstämme und Äste: An Orten hoher Bodennässe sollte man Baumstämme auf einer Steinplatte aufstellen, die den Bodenkontakt verhindert, und sicher mit Draht anbinden; ein Abdeckplatte schützt die obere Schnittstelle. Auf trockenem, porösem Boden kann man Baumstücke auch auslegen. Äste sollten schräg an Bäume gebunden werden. Wenn in der Nähe unsere heimische Flora bis in den Hochsommer hinein blüht, hat die Holzbiene eine Chance ...
Nicht verschwiegen werden soll, daß dieser seltene Gast auch ein Ärgernis werden kann. Eine Leserin schrieb: "Wir haben in unserem Hof eine seltsame Hummel beobachtet (inzwischen sind es mehrere), sie ist circa 2 cm groß, schwarz und bohrt wie ein Holzwurm etwa 1,5 cm dicke Löcher in unsere Fachwerkbalken wie mit einem Bohrer, es ist fast nicht zu glauben; es fällt richtiges Sägemehl heraus, und das nicht wenig. Bitte, was ist das für eine Hummel? Was können wir dagegen tun?"
Altes Holz, das durch den natürlichen Alterungsprozeß mürbe wird, ist natürlich auch ein möglicher Nistplatz für Holzbienen. Ein Befall ist ein Indikator für das Altern. Man kann der Verwitterung und zugleich dem Befall vorbeugen, indem man unbehandeltes bzw. angewittertes Holz mit Lasuren oder Lacken streicht und Verletzungen der Holzoberfläche (Nagellöcher, Sägeschnitte) vermeidet, da Holzbienen dort gerne ansetzen. Haben sie ihr Werk schon begonnen, kann man das Holz abdecken und die Baumeisterinnen auf bzw. in große alte Obstbaum- oder Balkenstücke lenken, die man als Nistklötze ganz in der Nähe aufhängt.
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Die großen Zunderpilze sind das Nistsubstrat für Xylocopa violacea · Jockgrim, Rheinland Pfalz |
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X. violacea an einem Holzbalken · Jockgrim, Rheinland Pfalz, 02.05.2005 (geb) |
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Nisteingang von Xylocopa violacea im Zunderpilz · Jockgrim, 05.05.2005 |
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· Jockgrim, 05.05.2005 |
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Dieser Nesteingang wurde mit Styropor-Schnipseln verschlossen · Jockgrim, 05.05.2005 |
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Xylocopa violacea bei der Arbeit; Jockgrim, 20.05.2005 (Alle Fotos: geb) |
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Xylocopa violacea im Anflug auf eine Riesenflockenblume (Centaurea macrocephala) |
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Jockgrim in Rheinland Pfalz, 12.06.2005 (geb) |
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Xylocopa violacea : Paarung im Garten ... · Jockgrim (Rheinland-Pfalz), 16.03.2005, 11:44 Uhr |
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... mit lautem Brummen und Flügelschlagen · Jockgrim, 16.03.2005, 11:45 Uhr (geb) |
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Xylocopa violacea auf der Suche nach einem ... |
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... Winterquartier · Solingen, 23.10.2008 |
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Xylocopa violacea mit blauschillerden Flügeln |
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am Gitter einer Nisthilfe · Solingen, 23.10.2008 |
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Holzbienen können wie alle Bienen zwar stechen – |
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aber nicht die Männchen! · Solingen, 23.10.2008 |
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Xylocopa violacea an einer Junkerlilie im Größenvergleich zu einer Honigbiene · 24.05.2009 |
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Xylocopa violacea Junkerlilie (Gelber Affodil, Asphodelus luteus) · Botanischer Garten Bonn |
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Xylocopa violacea an Asphodelus luteus |
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Xylocopa violacea · Bonn, 24.05.2009 |
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Xylocopa violacea an Asphodelus luteus |
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Xylocopa violacea · Bonn, 24.05.2009 |
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Xylocopa violacea · Jena, 18.04.2016 (ric) |
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Xylocopa violacea · Oberbergen, 1.8.2015 |
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Xylocopa violacea · Oberbergen, 01.08.2015 |
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Xylocopa violacea · Bötzingen, 03.08.2015 |
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Xylocopa violacea · Bötzingen, 03.08.2015 |
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Xylocopa violacea · Bötzingen, 03.08.2015 |
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Xylocopa violacea · Bötzingen, 03.08.2015 |
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Xylocopa violacea · Burkheim, 06.08.2015 |
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Xylocopa violacea · Schweinfurt, 30.05.2021 (rit) |
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Xylocopa violacea · Schweinfurt, 31.05.2021 (rit) |
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Xylocopa violacea am Großen Löwenmaul (Antirrhinum majus) · Bonn, Botanischer Garten, 08.06.2024 |
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Xylocopa violacea · Bonn, Botanischer Garten |
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Xylocopa violacea · Bonn, 08.06.2024 |
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Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) in Antirrhinum majus · Bonn, Bot. Garten, 08.06.2024 |
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