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Scherenbienen · Osmia (Chelostoma)
Artenportraits:  Osmia (Chelostoma)  campanularum ·  florisomne ·  rapunculi

Die "Scherenbienen" der Osmia-Untergattung Chelostoma wurden nach ihren auffallend großen, scherenartigen Mandibeln so genannt. Im Englischen heißen sie entsprechend "Scissor Bees". Die viertelkreisförmig gebogenen Oberkiefer lassen allerdings den Begriff Zangenbienen als mindestens so treffend erscheinen. In einigen Werken findet man sie noch als eigenständige Gattung oder mit der Löcherbienen-Gattung Heriades (= Eriades) vereinigt, neuere Werke – etwa das Verzeichnisses von Westrich & Dathe (1997) – zählt sie als Untergattung zur großen Gattung der Mauerbienen (Osmia). Diese Website beschreibt sie nur deshalb weiterhin getrennt von Osmia, weil sich mit der eingebürgerten deutschen Gattungsbezeichnung die Vorstellung kleiner und schlanker schwarzer Bienen mit zangenförmigen Mandibeln verbindet.
    Scherenbienen fliegen von Mai bis August, also später als "klassischen" Mauerbienen. Die Männchen erscheinen bis zu einer Woche vor den Weibchen (Proterandrie). Alle Arten bringen nur eine Generation im Jahr hervor.

Osmia (Chelostoma) florisomnis, M   Osmia (Chelostoma) florisomnis, W
Osmia (Chelostoma) florisomnis  · Solingen, 17.04.2011   Osmia (Chelostoma) florisomnis  an einer Nisthilfe · Solingen, 01.05.2012

Die Gattung ist in Deutschland nur mit vier oder fünf Arten vertreten, die alle kleiner, vor allem dünner als die meisten Mauerbienen der Gattung Osmia sind und sich – einmal abgesehen von den Größenunterschieden (4–12 mm) – in ihrer wenig behaarten schwarzen und schlanken Gestalt ähneln. Die Männchen lassen sich durch Wülste und Zacken auf der Unterseite des Abdomens und an seiner Spitze unterscheiden.
    Alle heimischen Arten sind zudem auf bestimmte Pflanzengattungen spezialisiert (Oligolektie) und auch dadurch bestimmbar:

Chelostoma-ArtLängePflanzengattungFlugmonateLand
C. campanularum4–6 mmCampanulaVI–IXA CH D
C. distinctum4–6 mmCampanulaVI–VII/VIIIA CH D
C. florisomnis7–11 mmRanunculusIV–VI/VIIA CH D
C. foveolatum?–? mm??–?A CH D
C. grande12–14 mmDipsacaceaeVI–VIIIA CH
C. rapunculi8–10 mmCampanulaVI–VIIIA CH D

Alle Scherenbienen nisten oberirdisch in vorhandenen röhrenförmigen Höhlungen, vor allem in Käferfraßgängen, aber auch in hohlen Stengeln. Im Siedlungsbereich kann man Ch. florisomne massenhaft in den Halmen von Reetdächern finden, von Käfern gelöchertes Totholz jedoch wird hier immer seltener. Die künstlichen Nisthilfen der Bienenfreunde werden deshalb "dankbar" angenommen; geeignet sind Schilfstengeln in einem Nistkasten und Hartholz-Nistblöcke mit Lochdurchmessern von 3 bis 5 mm.

Auch Scherenbienen werden parasitiert: Die Düsterbiene Stelis minima legt ihre Eier in die Nistzellen von Ch. campanularum, und die Larven von C. florisomne müssen regelmäßig ihren Nestproviant an die Einnister-Larven (Inquilinen) der Keulenwespe Sapyga clacocornis abtreten und werden deshalb von ihr getötet. Selbst die Puppen der Scherenbienen können im Spätsommer bis Herbst noch Schlupfwespen der Gattung Ephialtes zum Opfer fallen.

Die folgende Tabelle sortiert die Chelostoma-Arten nach Untergattungen. Um nach einer Gattung auch eine Untergattung zu nennen, wird diese mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben und eingeklammert; Beispiel: Chelostoma (Gyrodromella) rapunculi. Eine Untergattung, die den Gattungsnamen wiederholt, ist sensu stricto (s. str. = 'im engeren Sinne') zu verstehen; Beispiel: Chelostoma (Chelostoma) florisomnis.

Die Gattung Chelostoma
mit drei Untergattungen
("Scherenbienen", 7 Arten)

Chelostoma Latreille, 1809
C. (C.) emarginatum (Nylander, 1856)
C. (C.) florisomne (Linnaeus, 1758)
C. (C.) grande (Nylander, 1852)
 
Foveosmia Warncke, 1991
C. (F.) campanularum (Kirby, 1802)
C. (F.) distinctum (Stoeckhert, 1929)
C. (F.) foveolatum (Morawitz, 1868)
 
Gyrodromella Michener, 1997
C. (G.) rapunculi (Lepeletier, 1841)
 
Klassifikation in Anlehnung an Charles Michener (2007): The Bees of the World, der allerdings drei Gattungen postuliert.

Chelostoma Latreille 1809 bzw. Osmia Panzer 1806 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997), Westrich & Dathe (1997 & 1998)
Alte Gattung: Chelostoma
Ch. campanularum (Kirby 1802)
Ch. distinctum (Stoeckhert 1929)
Ch. florisomne (Linnaeus 1758)
Ch. foveolatum (Morawitz 1868)
Ch. fuliginosum (Panzer 1798)
Ch. grande (Nylander 1852)
Ch. handlirschi Schletterer 1889
Ch. ventrale Schletterer 1889
Neue Gattung: Osmia
O. campanularum* (Kirby 1802)
O. cantabrica (Benoist 1935)
O. florisomnis (Linnaeus 1758)
O. foveolata (Morawitz 1868)
O. rapunculi** (Lepeletier 1841)
O. grandis (Nylander 1852)
O. handlirschi Schletterer 1889
O. ventralis Schletterer 1889
Die Gattung Heriades wird heute überwiegend der Großgattung Osmia zugeordnet.

8 Arten
*Synonyma: nach Müller et al. (1997), Westrich (1990) sowie Westrich & Dathe (1997 & 1998):
  • Chelostoma florisomne auct. → Chelostoma campanularum (Kirby 1802)
  • Chelostoma fuliginosum (Panzer 1798) → Chelostoma rapunculi (Lepeletier 1841)
  • Chelostoma nigricorne (Nylander 1848) → Chelostoma rapunculi (Lepeletier 1841)
  • sowie weitere vom Gattungswechsel (ChelostomaOsmia) betroffene Arten
  • Bestimmungsliteratur:

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