Wildbienen-Nester
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Nest-Strukturen ·
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Nistmaterial
1. Neststrukturen
Ein Bienennest ist eine vorgefundene oder selbstgebaute Höhlung, in der selten eine, meist aber mehrere Brutzellen bzw. -kammern hergestellt werden, die voneinander durch Zwischenwände getrennt sind. In jede Zelle wird in der Regel ein Ei gelegt, die daraus geschlüpfte Larve wächst also isoliert auf. Nur bei dem Hummeln und der Mauerbiene Osmia brevicornis entwickeln sich mehrere Larven gemeinsam; mit zunehmender Reife erhalten aber auch Hummellarven eine eigene Kammer, in der sie sich schließlich verpuppen. Folgende Nesttypen lassen sich unterscheiden:
- Liniennester
- Mehrere Zellen bzw. Kammern werden in Pflanzenstengeln, Fraßgängen und anderen Röhren voreinander, also von hinten nach vorne (zum Eingang hin), angelegt: Der Deckel der ersten Kammer ist zugleich der Boden der zweiten Kammer, deren Deckel wiederum der Boden der dritten etc. Liniennester finden sich bei vielen bekannten Bienengattungen: Maskenbienen (Hylaeus), Seidenbienen (Colletes), Wollbienen (Anthidium), Blattschneider- und Mörtelbienen (Megachile), Löcher- (Heriades) und Scherenbienen (Chelostoma), die heute zu den Mauerbienen (Osmia) gerechnet werden, Pelzbienen (Anthophora), Keulhornbienen (Ceratina) und Holzbienen (Xylocopa).
- Zweignester
- Ein senkrechter Haupteingang im Boden verzweigt sich in mehrere (meist kurze) Seitengänge, die zu den Brutzellen führen. Zweignester findet man bei etlichen selteneren Gattungen, aber auch bei den häufigen Sandbienen (Andrena) und Furchenbienen (Halictus & Lasioglossum), den Hosenbienen (Dasypoda) und Langhornbienen (Eucera & Tetralonia).
- Haufennester
- Einige Mauerbienen (Osmia spec.) sowie die Mörtelbiene Megachile parietina errichten freistehende Zellhaufen an Steinen, bei der Harzbiene Anthidium strigatum sind es Zellreihen. Anthidium manicatum und die Hummeln (Bombus spec.) bauen Zellhaufen in Hohlräumen.
- Wabennester
- Eine Weiterentwicklung des Zweignests ist das Wabennest: Etliche aneinander liegende Brutzellen sind von einem gemeinsamen Hohlraum umschlossen. Die Furchenbiene Halictus quadricinctus z. B. gräbt Hohlräume im Boden und baut dort aus 15–20 Brutzellen bestehende Grabwaben; die Honigbiene fertigt Wachswaben in Hohlräumen.
![Holzbiene Xylocopa iris, Gelege Xylocopa iris, Gelege](e_xiri01.jpg) |
Xylocopa-iris-Gelege; die aus Mark gebauten Zwischenwände sind gut erkennbar, ebenso Pollenpakete und Kot · Montenegro, Skadarske jezero (Skadarsee) bei Godinje, 14.06.2011 (neu) |
2. Nestmaterialien
Wenn Bienenweibchen ein Nest bauen, haben sie zunächst mit anorganischem oder/und organischem Nistsubstrat zu tun, das manche auch als Baumaterial nutzen können:
- Im einfachsten Fall klebt das Weibchen sein Nest an Felsen bzw. Steine oder Holz (Baumstämme, Stengel). Diese Nistweise ist offenbar eine Anpassung an Biotope, in denen es an sicherem Bodensubstrat zum Graben mangelt. Bekannte "Freinister" sind z B. Anthidium strigatum, Megachile parietina und Osmia anthocopoides.
- Die Weibchen vieler Arten suchen und besiedeln vorhandene Hohlräume des Nistsubstrats: Meist sind es Käferfraßgänge in Totholz, die sekundär von Mauerbienen (Osmia bicornis, O. cornuta, O. caerulescens etc.), Blattschneider- & Mörtelbienen (Megachile spec.) und anderen Arten genutzt werden; allerdings können viele Totholz-Besiedler auch zufällige Hohlräume in Feld-, Löß- und Lehmwänden oder ehemalige Nester anderer Bienenarten in Steilwänden nutzen. Viele Hummelarten bauen ihre Nester in verlassenen Bauten von Kleinsäugern, deren Haare und eingetragenes Nestmaterial sie für ihr eigenes Nest verwenden.
- Die meisten Bienen graben sich ihre Hohlräume selbst, allen voran – mit ca. 73% – die Bodennister: Manche Arten benötigen ein sandiges, andere lehmiges oder humoses Substrat, es muß nur trocken und locker genug sein. Die Eingänge der Bodennester lassen sich meist einfach zuschaufeln oder werden durch Wind und Regen geschlossen. Nur wenige Arten (etwa Colletes daviesanus) werden auch mit härterem Substrat fertig, etwa weichem Sandstein mit lockerer Struktur, der aber kein Baumaterial bietet. Besser zum Graben eignen sich mürbes oder morsches Holz sowie markhaltige Stengel, und dort ergibt sich auch geeignetes Nistmaterial: Die "Wald-Pelzbiene" Anthophora furcata etwa baut mit dem anfallenden Mulm die Trennwände zwischen den Brutzellen und den Nestverschluß. Holzbienen (Xylocopa spec.) dringen mit ihren kräftigen Mandibeln auch in festeres, mürbes Holz ein und zerbeißen und nutzen dieses für den Nestbau; wenn sie Stengel besiedeln, bauen sie – ebenso wie andere Arten – mit dem zerbissenen Mark die Trennwände.
Das meiste Baumaterial stammt nicht von der Baustelle, sondern wird in einiger Entfernung vom Nest gesammelt oder von der Bienen selbst produziert:
- Bienenarten, die für ihre Nester Hohlräume graben oder ihre Nester frei an Gestein oder Totholz heften, nutzen zum Bauen Harz, mineralischen oder pflanzlichen Mörtel.
- Bienen, die Hohlräume in festem Totholz oder Gestein besiedeln, sammeln als Baumaterial Lehm, Harz, Sand oder kleine Steinchen, Laub- und Blütenblätter oder Pflanzenhaare.
- Hummeln und Honigbienen bauen ihre Zellen aus körpereigenem Wachs, das sie als Plättchen aus Hautdrüsen zwischen den Sterniten und Tergiten des Abdomens ausscheiden.
- Die meisten Arten kleiden ihre Brutzellen mit einem speziellen Sekret aus, das sie im Abdomen (in der sogenannten Dufour-Drüse) oder im Thorax (in einer Speicheldrüse) produzieren.
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