Hummelnistkästen: Nistmaterial
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Käufliches Substrat: Sägespäne, Tiereinstreu aus Hanf, Polsterwolle |
Die diversen Hummelarten nutzen in ihren Habitaten unterschiedliche Niststandorte und Nistmaterialen: Ihre Nester werden im Moos und Laub, in Graskugeln, in Mäusekesseln und in Gebäuden selbst in alten Matratzen und alten Kleidungsstücken gefunden. Typisch für alle Nester ist, daß das vorgefundene Material innen feiner als außen ist.
Der Hummelfreund kann und sollte die natürlichen Nistsubstrate nachahmen: Je genauer er das Nestschema einer Hummelart trifft, desto eher zieht prinzipiell eine Hummelkönigin in seinen Nistkasten ein. Der große Erfolg von Hummelkästen im menschlichen Siedlungsbereich zeigt andererseits, wie wenig wählerisch viele der hier vorkommenden Hummelarten sind.
Nistsubstrat besteht aus (zwei oder) drei Schichten, die den Verhältnissen im Freiland entsprechen:
- Die mächtigste, unterste Schicht besteht in hohen Nistkästen aus grobem Material (Rindenmulch, Laub, grobe Tiereinstreu) und sollte bis fast zum Schlupfloch reichen. Deshalb empfiehlt sich diese Füllschicht vor allem, um den Abstand zwischen dem Boden und einem unnötig hoch angebrachten Schlupfloch in der Vorderwand zu überbrücken und die Kosten für feineres Material zu sparen. Das Substrat wird gleichmäßig bis in die Ecken verteilt, bevor man in die Mitte eine Nestmulde drückt.
Rindenmulch ist ein bewährtes "halbökologisches" Material, um Beete optisch gefällig abzudecken und den Aufwuchs von "Unkraut" zu verhindern. So wird immerhin der Einsatz wertvollen Torfes vermieden besser wäre natürlich, die Wild- und Trachtkräuter zuzulassen. Laub "fällt" in jedem Herbst kostenlos an. Es sollte in einem Korb oder Kübel locker geschichtet trocknen, bevor es im Frühjahr als unterste Schicht in den Hummelkasten kommt. Laub kann mit Rindenmulch gemischt werden, um diesen aufzulockern.
- Eine mittlere Schicht aus mittelgrobem bzw. mittelfeinem Material bewährt sich dann, wenn das unterste Substrat allzu grob ist. Das Material ist gleichmäßig über die unterste Schicht zu streuen, um die Mulde nicht aufzufüllen. In kleineren bzw. flachen Nistkästen ersetzt das mittelfeine Substrat die grobe untere Materialschicht.
Als sehr brauchbares, aber nicht ganz billiges Material hat sich Kleintierstreu aus Hanf erwiesen, das sich durch seine enorme Feuchtigkeitsaufnahme (über 500%) auszeichnet. Einstreu aus Mais und unterschiedlich grobe Späne verschiedener Holzsorten sind nicht ganz so aufnahmefähig. Die billigste Alternative sind die Sägespäne, die in fast jedem Supermarkt ebenfalls als Kleintierstreu gepreßt und eingeschweißt verkauft werden (siehe Foto oben); das Material ist nur mäßig entstaubt und backt bei Feuchtigkeit leichter zusammen als z. B. Hanfstreu. Kostenlos ist trockenes Heu, wenn man es nicht verpackt als "Alpenheu" für Kleintiere kauft, sondern auf der eigenen Blumenwiese selbst erntet; Voraussetzung ist nur, daß man auf einen Rasen (also vor allem regelmäßiges Mähen) verzichtet und das Gras trocknen läßt und kleinschneidet.
- Die oberste und wichtigste Schicht ist das eigentliche Nistmaterial, das eine Hummelkönigin zum Nisten animiert. Es füllt die Mulde auf und sollte die unter ihr liegende Schicht bis zum Schlupfloch bedecken. Sehr bewährt hat sich lange Zeit Polsterwolle, wie sie etwa in Autositzen verwendet wird; Hummelfreunde können oder konnten dieses Material aus verschiedenen Quellen ( Wildbienenschutz > WB-Adressen) beziehen. Neuerdings läßt die Qualität der Wolle zunehmend zu wünschen übrig, da sie immer mehr – und für Hummeln gefährliche – Kunststoffasern und sogar Metallfäden enthält. Also sollte man zu natürlichen Alternativen greifen:
Geeignet sind weiche Naturfasern wie etwa Flachs, Jute, Kapok oder Baumwolle, die der Zoofachhandel z. B. als Nistmaterial für Vögel verkauft in kleinen Portionen übrigens meist überteuert. Problematisch sind auch hier allzu feine Fasern: Hummeln können sich, wie man hört, darin verstricken, und feuchte Watte fällt und klebt leichter zusammen als grobe Fasern und verliert so seine isolierende Wirkung. (Wer unbedingt teure "Hamsterwatte" einsetzen will, sollte sich also auf wenige Gramm beschränken.)
Sehr billig oder gar kostenlos ist Schurwolle aus einem alten Oberbett, die man vielleicht auf dem Dachboden oder Flohmarkt entdeckt hat. Tierwolle entspricht im Prinzip den Haaren, mit denen Kleinsäuger ihre Nistkessel auskleiden. In einer mehrere Zentimeter dicken Lage saugt sie jedoch viel Feuchtigkeit auf, weshalb sie in nennenswerter Menge nur in garantiert trockenen Hummelkästen eingesetzt werden sollte. Frisch geschorene Schafwolle ist wegen ihres hohen Fettgehaltes im übrigen weniger empfehlenswert.
Es versteht sich von selbst, daß keine Kunststoffprodukte etwa Glaswolle oder Filterwatte aus der Aquaristik verwendet werden, aus dem sich eine Hummel nicht mehr befreien kann, und daß keines der Nistmaterialien mit bienengefährlichen Insektiziden behandelt ist.
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In große Nistkästen sollte trockener Rindenmulch als unterste Schicht eingebracht werden. |
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Kleine Blätter sind zu bevorzugen, größere Blätter sollte man kleinreißen oder -schneiden. |
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Einstreu für Kleintiere ist ein gutes Nistsubstrat, es bindet Gerüche und Feuchtigkeit und ist als untere wie mittlere Schicht einsetzbar. |
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Sägespäne kann man vom Schreiner und noch einfacher im nächsten Supermarkt als billige "Kleintierstreu" erwerben. |
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Heu eignet sich dann, wenn es nicht vom Rasen, sondern von einer Wiese stammt, getrocknet und kleingeschnitten ist. |
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Moos wird von vielen Hummelarten bevorzugt. Gut geeignet sind langstengelige Arten, wie man sie aus feuchtem Rasen ernten kann. |
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Polsterwolle, wie man sie vom Sattler oder Hersteller beziehen kann, ist unter Hummelfreunden das beliebteste Nistmaterial. |
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Schurwolle, hier aus einer alten Steppdecke, ist dann geeignet, wenn der Nistkasten vor Regen- und Kondenswasser geschützt ist. |
Auch wenn sich zum Nisten entschlossene Hummelköniginnen manchmal die "unmöglichsten" Standorte aussuchen: Man kann den Erfolg seiner Nistkästen noch steigern, wenn man neben geeignetem Nistmaterial auch für die richtige Neststruktur sorgt. Dazu stülpen manche Hummelfreunde einen Pappkarton mit seitlicher Öffnung über die Nistmulde und drücken zwischen der Öffnung und dem Schlupfloch des Nistkastens eine Rinne in das Substrat, das sie mit einem Pappstreifen abdecken und das die eindringende Königin zum Nistkessel leiten soll. Der Karton soll die beengten (positiv gewendet: kuscheligen) Verhältnisse eines Mäusekessels nachahmen und wird entfernt, wenn die ersten Arbeiterinnen ausgeflogen sind.
Wirklich nötig ist eine solche Hilfskonstruktion aber nicht: Entscheidend ist eher, daß die Nistwolle nicht einfach so in die Mulde gelegt wird, wie sie vom gekauften Ballen abgerissen wurde, vielmehr sollte man ein etwa DIN-A5 großes Stück der dicken Woll-Lage zunächst in dünne Lagen auseinanderziehen, diese dann fein zerzupfen und das lockere Material schließlich in drei Schichten in die Mulde legen: eine flache geschlossene und kreisrunde Bodenschicht, ein hohes mehrlagiges "Hufeisen" mit Öffnung in Richtung Schlupfloch und eine Dachschicht, die die kleine Nistkammer in der Mitte abdeckt. Die Bauweise ähnelt der eines Iglus. Die kurze Strecke bzw. hohle Gasse zwischen der Öffnung des "Hufeisens" und dem Schlupfloch des Nistkastens sollte ebenfalls mit einer dünnen Schicht Polsterwolle "gepflastert" werden.
Übrigens: Wenn man einen locker geschichteten Haufen Polsterwolle wiegt, kommt man je nach Kastengröße auf nur 1015 Gramm. Mehr benötigt ein Hummelvolk nicht. Man kann also durchaus sparsam mit feinem Nistmaterial umgehen Angaben von 20 oder gar 30 g sind übertrieben.
Hinweis: Quellen für den Bezug von Tiereinstreu und Polsterwolle finden sich auf der Adressen-Seite.
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