Hummel-Fütterung?
Sollte man Wildtiere, die die Hummeln ja nun sind, füttern? Für den Imker ist die Antwort klar, schließlich bezweckt er eine große Honigernte, und dafür benötigt er große Völker. Der Hummelfreund betreibt Naturschutz, also braucht ihn kein Gewissen plagen, wenn er bei anhaltend kaltnasser Witterung seine "Schützlinge" nicht füttert: Die natürliche Auslese läßt die "stärksten" Völker überleben. Andererseits schadet es aber auch nicht, wenn er es unter ungewöhnlich ungünstigen Witterungsverhältnissen dennoch tut: Immerhin kann er ein Volk so in der kritischen Entstehungsphase im kühlen Frühjahr retten. Das Füttern mit einer Zuckerlösung selbst ist einfach:
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- Die Lösung sollte aus 1 Teil Fruchtzucker (Fructose), 1 Teil "normalem", also raffiniertem Zucker (Saccharose) und knapp 1,5 Teilen Wasser bestehen, was einem Verhältnis von 30:30:40 Prozent entspricht. Da man für Hummeln keine großen Mengen Zuckerwasser benötigt, sollte man sich zur genauen Abmessung z. B. aus dem Foto- oder Zoohandel ein Meßröhrchen oder einen Meßbecher besorgen, wie sie zur Filmentwicklung oder in der Aquarienchemie verwendet werden; aber auch ein Schnapsglas "tut" es. Die beiden Zuckerteile werden in warmem Wasser und mit einem Rührstäbchen aufgelöst, die Lösung ist nach kurzer Abkühlung einsatzfertig.
Vermutlich ist Traubenzucker (Glucose) ebenso geeignet wie Fruchtzucker (Fructose). Honig, der ja nur von Honigbienen produziert wird, besteht zu 35,3% aus Glucose, zu 37,4% aus Fructose (die aus Glucose entsteht und gelöst bleibt) und nur zu 3% aus Saccharose (einer Verbindung von Glucose und Fructose). Der geringe Raffinadezucker-Anteil scheint für eine reine Fruchtzucker- oder Traubenzucker-Lösung zu sprechen, diese hätte aber den Nachteil, zu schnell zu kristallisieren.
- Für die Fütterung eignen sich kleinste, aber möglichst schwere Gefäße, die man entweder direkt im Nistkasten zwischen Nest und (innerem) Flugloch oder im geschlossenen Vorbau plaziert. Eine hungrige Hummel wird diese Nahrungsquelle bald nutzen. Geeignete "Futtertröge" stellen z. B. umgedrehte Lego-Bausteinchen da, die in vielen Haushalten zu finden sind und mit den Näpfen im Inneren verhindern, daß eine klamme, ungeschickte Hummel sich den ganzen Bauch naßmacht und verklebt. Sie sind aber auch relativ leicht und können daher leicht umkippen und den Boden des Vorbaus oder die Polsterwolle verkleben.
Sicherer ist deshalb eine Kleinsäugertränke mit einem möglichst dünnen abgeknickten Röhrchen, das z. B. von außen durch ein kleines Loch in den Vorbau geführt werden kann.
- Wer keine Angst vor Hummeln hat, kann die Zuckerlösung auch direkt in die leeren Nahrungstönnchen spritzen, sofern solche schon vorhanden sind. Zu diesem Zweck zieht man das Zuckerwasser ohne Nadel auf eine Einwegspritze, wie sie in jeder Arztpraxis zu finden ist, und setzt die Nadel sogleich wieder auf. Dann öffnet man den Hummelkasten und teilt vorsichtig die Polsterwolle über dem Nest, bis man gerade ausreichend freie Sicht auf die Larvenbehälter, Kokons und oben offenen Futternäpfe hat; in einem frühen Entwicklungsstadium wird man davon nur wenige finden. Nach einer kurzen Beruhigungsphase für die Hummeln füllt man schnell die leeren Tönnchen und schiebt die Wolle über dem Nest wieder zusammen. Da Hummeln nach einigen Tagen in naßkalter Witterung etwas klamm und geschwächt sind, werden vermutlich keine auf- und wegfliegen: Eine Arbeiterin, die den Kasten noch nie von außen gesehen hat, würde nicht wieder zurückfinden!
Professionelle Hummelzüchter, die Gewächshäuser mit Hummelvölkern beliefern, legen diesen übrigens eine 2,5-Liter-Packung einer 78%igen Zuckerlösung in den Brutkarton.
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Bombus rupestris, W, Zuckerwasser trinkend · Solingen, 09.05.2003 |
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