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Gefahren für Hummeln

In unseren heutigen denaturierten Landschaften gibt es nur wenige Tierarten, die nicht durch den Menschen gefährdet sind. Zu den gefährdeten oder gar akut bedrohten Insekten zählen leider auch etliche Hummelarten, die Millionen von Jahren mit ihren natürlichen "Feinden" zusammen überlebten, deren Schicksal aber nun zweifelhaft geworden ist. Alle Wildbienen, also auch die Hummeln, stehen unter Natur- bzw. Artenschutz. Dieser Schutz steht aber meist nur auf dem Papier.

Zerstörung der Lebensräume

Erst die dramatischen Landschaftseingriffe der letzten Jahrzehnte haben den Wildbienen das Überleben so schwer gemacht: Die rücksichtslosen Flurbereinigungen, die Intensivnutzungen von Feldern, Wiesen und Weiden mit ihren Monokulturen, die Rodungen der angeblich nutzlosen Hecken, das Abbrennen von Getreideflächen und ähnliche Maßnahmen haben zugleich die Profite der Landwirtschaft wie auch ihre Überschüsse maximiert und die Überlebenschancen der lebendigen Natur minimiert. Hinzu kommen die Auswüchse pervertierter "Ordnungsliebe": Kleine Böschungen werden eingeebnet, "Löcher" zugeschüttet, Wiesen regelmäßig "kurzgehalten"; Hummelnester werden so zerstört oder zugemäht oder können in der "aufgeräumten" Landschaft gar nicht erst entstehen. Auch das extrem dichte Verkehrsnetz führt zu hohen Opferzahlen: Eine überfahrene Hummelkönigin bedeutet den Verlust eines ganzen Volkes.

Vernichtung der heimischen Pflanzenmenge & -vielfalt

Die Vielfalt wilder Blütenpflanzen, die viele Urlauber etwa in Bergen und Naturparks in Entzücken versetzt und attraktive Fotomotive hergibt, wird oft als "Unkraut" vernichtet: Das Auge akzeptiert in Mitteleuropa oft genug nur das, was nicht aus Mitteleuropa kommt: fremdländisch muß es sein, mindestens aber gezüchtet. Die riesigen Monokulturen (etwa Rapsfelder) der industrialisierten Landwirtschaft ziehen zwar manchen Fotografen und noch stärker Hummelarbeiterinnen an, diese bestäuben dadurch jedoch Wildpflanzen schlechter als unter natürlichen Umständen – so die Ergebnisse einer großen Freilandstudie der Universitäten Würzburg und Göttingen sowie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig/Halle auf 67 Flächen in der Region um Göttingen. Die Echte Schlüsselblume (Primula veris) z. B. produziert bereits 20 Prozent weniger Samen, wenn Rapsflächen lediglich 15 Prozent der umgebenden Landschaft ausmachen.

Gefährdung durch Gifte

Die Landwirtschaft ist es auch, die die Wildbienen durch den massiven Einsatz von Herbiziden und Insektiziden indirekt (durch Vernichtung von Trachtpflanzen) oder ganz direkt vernichtet. Der von Kleinflugzeugen versprühte Giftnebel z. B. driftet oft über die landwirtschaftlichen Flächen des Auftraggebers hinaus und vernichtet die Insektenfauna auch in angrenzenden Flächen. Leider sind es auch Privatpersonen, die ihren Sinn für die belebte Natur so weit eingebüßt haben, daß sie Hummeln, die sich an oder in menschlichen Bauten angesiedelt haben, mit Gift vernichten.

Gefährdung durch Tiere

Natürliche "Feinde" der Hummeln sind viele Fleisch- und Insektenfresser wie Fuchs, Marder (z. B. Dachs), Igel, Maulwurf, Ratten, Mäuse etc., die aber nur gelegentlich ein paar Wildbienen erbeuten und daher dem Hummelbestand niemals gefährlich werden können. Das gilt auch für ihre viel gefährlicheren Gegner aus dem Reich der Insekten:

Ärgerlich für jeden Hummelhalter sind vor allem die Wachsmotten, deren Larven etwas an Mehlwürmer erinnern. Wachsmotten gehören zu den Schmetterlingen (Familie der "Zünsler") und kommen in Mitteleuropa in acht Arten vor. Auffällig sind die großen vorgestreckten Lippentaster (Labialpalpen) vor den Komplexaugen der weiblichen Falter. Bekannt sind bei uns vor allem die Kleine (Achroea grisella) und die Große Wachsmotte (Galleria mellonella) sowie die Hummelwachsmotte (Aphomia sociella). Bei der großen Wachsmotte sind die Vollkerfe (Imagines) in Ruhestellung ca. 10–14 mm lang (bzw. 8 mm bei A. grisella); die Raupen werden 24 bis 28 mm lang (bzw. ca. 16 mm), die Puppen sind 8–10 mm lang (ca. 6 mm) und die Kokons etwa 16 mm (ca. 9 mm). Die Hummelwachsmotte ähnelt der Großen Wachsmotte in Größe und Färbung.
    Durch ihren Geruchssinn geleitet, suchen Wachsmotten Bienennester auf, um dort ihre Eier abzulegen und für die nach wenigen Tagen schlüpfenden Raupen Nahrung zu finden: Pollenreste und Wachs. Das Zerfressen der Waben zerstört die Ei- und Larvenwiegen, so daß ein starker Befall durch diese Parasiten ein Bienen- bzw. Hummelvolk in seiner Entwicklung ganz erheblich schädigen oder gar auslöschen kann. Wenn in einem Hummelkasten erst die festen Gespinste gefunden werden, ist es meist zu spät.

Steinhummel mit Milbenbefall Immer wieder lassen sich im Frühjahr auch Königinnen mit einem dichten Milbenpolster auf Thorax und Abdomen (Brustkorb und Hinterleib) beobachten; ist das Insekt nicht stark genug, kann es an diesem Befall zugrunde gehen. Mit Geschick und Erfahrung und einer Pinzette lassen sich diese Plagegeister entfernen, wenn sich die Königin einfangen läßt.

Interessanterweise gehören auch Hummeln zu den Hummelschädlingen: Gemeint sind damit nicht die sogenannten Kuckucks- bzw. Schmarotzerhummeln, die ihre Eier in die Nester bestimmter, manchmal sehr ähnlich aussehender Hummelarten legen, diese aber aufgrund ihrer gemeinsamen Entwicklungsgeschichte niemals gefährdet haben; gemeint sind – wie könnte es anders sein – Bastarde, also künstliche Kreuzungen einheimischer mit ausländischen Arten, die zur Blütenbestäubung in Gewächshäusern eingesetzt werden und oft genug in die freie Wildbahn gelangen, was natürlich gegen die Naturschutzgesetze verstößt.

Schädlich für Hummeln und andere Wildbienen ist schließlich auch eine zu große Konkurrenz durch die Honigbiene: Es ist der zweifelhafte "Verdienst" der Imkerei, unsere wildlebende mitteleuropäische Honigbiene, die Dunkle Honigbiene bzw. "Nigra" (Apis mellifera mellifera), durch gezielte Domestikation und Zucht süd- und südosteuropäischer Unterarten ersetzt und schließlich fast vollständig ausgerottet zu haben; die domestizierten Südländer sind in Mitteleuropa völlig vom Menschen abhängig und können auch andere Wildbienen gefährden: durch massenhafte Nahrungskonkurrenz oder durch Übertragung von Krankheiten: das "Krüppelflügelvirus" (DWV = Deformed Wing Virus) und der parasitäre Pilz Nosema ceranae, beide unter Honigbienen weit verbreitet, infizieren auch Hummel-Arbeiterinnen. Das hindert manche Imker nicht daran, weiter das Märchen der allein nützlichen Honigbiene zu verbreiten.

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