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Imker-Märchen

Der folgende Presseartikel dokumentiert den Erfolg der seit Jahrzehnten verbreiteten Imker-Propaganda.

Artikel im Solinger Tageblatt, Samstag, 2. Juni 1990

Bienen
10 Millionen Blüten für ein Kilo Honig

(z) Wenn über Bienen gesprochen wird, dann ist allgemein bekannt, daß sie Honig erzeugen. Daß sie auch Wachs erzeugen und Pollen sammeln, wissen sehr viel weniger Menschen.
    Daß etwa 80%, im Frühjahr sogar 100% unserer Blüten durch Bienen befruchtet werden, wissen außer den Imkern nur wenige.
    Der Nutzen der Bienen für die gesamte Umwelt beträgt ein Vielfaches dessen, was sie dem Imker an Honig eintragen.
    Ohne Bienen würde es viele Pflanzenarten auf dieser Erde gar nicht geben, und die ganze Vegetation hätte ein anderes Aussehen.
    Im Frühjahr, zur Zeit der Obstblüte, gibt es nur wenige Hummeln und Wespen; es gibt nur einzelne Königinnen, die den Winter überlebt und nun erst ein Volk aufbauen müssen.
    Ganz anders unsere Honigbienen, die zu den staatenbildenden Insekten gehören. Sie überwintern mit etwa 20.000 bis 30.000 Arbeiterinnen und einer Königin als Volk — mit Unterstützung des Imkers.
    Dadurch sind sie im Frühjahr sofort einsatzbereit und vollziehen die gesamte Bestäubungsarbeit der Obstbäume und Beerensträucher. Später dann – während des gesamten Sommers – werden sie durch andere Insekten unterstützt.
    Dabei ist die Bestäubung der Wildpflanzen besonders wichtig, deren Früchte für unsere Vögel und wildlebenden Tiere als Sommer- und Winternahrung unentbehrlich sind.
    Während alle anderen Insekten von Blüte zu Blüte fliegen, um Nektar zu sammeln, gleich welcher Art, besucht die Biene stets nur eine Blütenart. Das heißt: Wenn zum Beispiel mehrere Obstarten beieinanderstehen und die Biene sammelt den Nektar von einem Apfelbaum, dann besucht sie nur Apfelblüten, bis dort nichts mehr zu holen ist.
    Erst dann wendet sie sich einer anderen Blütenart zu. Diese Blütenstetigkeit trägt ganz besonders zu einer vollkommenen Bestäubung bei, denn niemals könnte beispielsweise der Pollen einer Kirschblüte eine Apfelblüte befruchten.
    Welche ungeheure Bestäubungsarbeit die Bienen leisten, ergibt sich auch daraus, daß eine Biene, um 1 kg Honig zu erzeugen, 3 kg Nektar eintragen muß. Hierfür muß sie 10 bis 15 Millionen Blüten besuchen, denn die Honigblase einer Biene faßt nur 20 bis 40 mg Nektar.

Ob es nun auf die vorsätzliche Fehlinformation eines Imkerverbandes zurückgeht oder die Unwissenheit des Redakteurs: Der Artikel setzt einfach "Bienen" mit "Honigbienen" gleich und erwähnt die riesige Zahl der Wildbienen- bzw. Solitärbienenarten nicht einmal. Alle Behauptungen des Artikels lassen sich teils mit Fachkenntnissen, teils mit gesundem Menschenverstand widerlegen:

Die Behauptung ...... und die Widerlegung
"Daß etwa 80%, im Frühjahr sogar 100% unserer Blüten durch Bienen befruchtet werden, wissen außer den Imkern nur wenige." Außer den Imkern "wissen" das tatsächlich nur diejenigen, die diesen Unsinn glauben. Innerhalb der heimischen Insektenfauna gibt es weit über 500 Wildbienenarten (weltweit über 20.000), außerdem Wespen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Käfer. Alle diese Arten sollen also im Sommer nur ca. 20%, im Frühjahr gar um 0% unserer Blüten bestäuben — ob die Natur einer einzigen Art (noch dazu einem vom Menschen abhängigen Haustier) so viel ökologische "Verantwortung" aufgebürdet hat? Natürlich nicht!
    Nicht erwähnt wird dabei meist, daß in der Landwirtschaft auch Wildbienen gezielt und mit Erfolg eingesetzt werden – für Obstbäume, Klee, Platterbsen, Wicken z. B. Hummeln, die drei- bis fünffache Blütenzahl besuchen, sowie Blattschneider- und Mauerbienen. Wegen ihres großen Nutzens wurden sie sogar in anderen Erdteilen angesiedelt (was natürlich eine Faunenverfälschung ist).
"Ohne Bienen würde es viele Pflanzenarten auf dieser Erde gar nicht geben, und die ganze Vegetation hätte ein anderes Aussehen." Der Zeitungsartikel setzt wieder einmal "Bienen" mit 'Honigbienen' gleich. Der Zweck dieses Tricks: Da Bienen für die Pflanzenwelt wichtig sind, können nur Imker sie retten! Tatsächlich ist keine einzige unserer Blütenpflanzen von Honigbienen abhängig; ohne die Nutztiere des Imkers hätte nur die industrialisierte Landwirtschaft mit ihren großen Monokulturen Probleme. Vor der Entdeckung Amerikas gab es dort überhaupt keine Honigbienen; geschadet es der Natur dort offenbar nicht ....
"Im Frühjahr, zur Zeit der Obstblüte, gibt es nur wenige Hummeln und Wespen; es gibt nur einzelne Königinnen, die den Winter überlebt und nun erst ein Volk aufbauen müssen." Honigbienen haben im Frühjahr gegenüber Hummeln in der Tat einen Vorsprung, da ihre Völker bereits über Arbeiterinnen verfügen. Die Anzahl der Völker wie der Arbeiterinnen und somit der Vorsprung sind jedoch unnatürlich groß, da die Honigbienen des Imkers gefüttert werden und kaum den Unbilden des Winters ausgesetzt sind, während die meisten Hummelköniginnen den Winter nicht überleben.
    Nicht erwähnt werden die Millionen von Wildbienen, die als Ruhelarve oder im Puppenstadium überwintert haben und im Frühjahr schlüpfen. Absicht?
"Sie überwintern mit etwa 20.000 bis 30.000 Arbeiterinnen und einer Königin als Volk — mit Unterstützung des Imkers." Diese Zahlen sind maßlos übertrieben. Würden sie stimmen, wären unsere Wildbienen durch Honigbienen noch gefährdeter, als sie es schon sind. Eine schweizerische Studie (Wildbienen allgemein & Biologie --> Honigbienen-Literatur Honigbienen-Literatur: Imdorf et al., 2008) nennt als Durchschnitt eine Einwinterungspopulation von 8000–15000 und eine Auswinterungspopulation 5000–13000 Honigbienen.
"Dadurch sind sie im Frühjahr sofort einsatzbereit und vollziehen die gesamte Bestäubungsarbeit der Obstbäume und Beerensträucher." Obstbäume werden überwiegend von Wildbienen bestäubt. Das wissen auch Obstbauern, die Hummeln und Mauerbienen in großer Zahl einsetzen und dafür sogar kaufen. Hummeln haben zur Zeit der Obstblüte bereits Arbeiterinnen, und an Obstbäumen und Beerensträuchern lassen sich neben Mauerbienen auch viele weitere Solitärbienen beobachten, vor allem Sandbienenarten wie Andrena haemorrhoa, A. carantonica, A. fulva, A. nitida, A. tibialis etc.
"Dabei ist die Bestäubung der Wildpflanzen besonders wichtig, deren Früchte für unsere Vögel und wildlebenden Tiere als Sommer- und Winternahrung unentbehrlich sind." Natürlich ist die Bestäubung der Wildpflanzen besonders wichtig. Absurd, ja geradezu perfide ist jedoch die implizite Unterstellung, diese Bestäubung werde vor allem von den Honigbienen der Imker geleistet: Wildpflanzen sind nicht und waren nie von den Nutztieren des Menschen abhängig, sie werden seit Jahrmillionen von Wildbienen und anderen Tiergruppen bestäubt, sofern sie sich nicht vegetativ oder durch Selbst- oder Windbestäubung vermehren. Domestizierte Honigbienen haben vor allem den Effekt, einheimischen Wildbienen die Nahrung zu entziehen.
"Diese Blütenstetigkeit trägt ganz besonders zu einer vollkommenen Bestäubung bei [...]" "Blütenstetigkeit" gibt es nicht nur bei Honigbienen, auch z. B. die bekannte und häufige Mauerbiene Osmia bicornis zeigt sie in hohem Maße. Andere, oligolektische Solitärbienenarten haben sich auf eine einzige Blütenpflanzenart oder -gattung spezialisiert, tun also ihr ganzes Leben lang das, was Imker an ihren Haus- & Nutzinsekten so preisen. Worin soll also der Vorteil domestizierter Honigbienen liegen?
"Welche ungeheure Bestäubungsarbeit die Bienen leisten [...]. Hierfür muß sie 10 bis 15 Millionen Blüten besuchen [...]" Um die "ungeheure Bestäubungsarbeit" der domestizierten Honigbiene mit der Leistung der Wildbienen vergleichen zu können, müßte zunächst deren Zahl bekannt sein – bzw. deren potentielle Anzahl, wenn sie nicht unter der Zerstörung ihrer Nistplätze und dem Konkurrenzdruck domestizierter Honigbienen zu leiden hätten. Davon aber wollen Imker offenbar nichts wissen ...

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