Handhabung/Pflege der Nisthilfen
Auf manche Fragen oder Probleme wird der erfahrene Bienenfreund erst dann aufmerksam, wenn Laien ihn unerwartet damit konfrontieren. Die Unkenntnis zu Nisthilfen geht so weit, daß mancher Naturfreund sie für Wohn- oder Übernachtungsgelegenheiten hält und im Winter reinigen möchte. Im folgenden werden daher einige der Fragen beantwortet, die gelegentlich zu selbstgebastelten oder gekauften Nisthilfen gestellt werden:
Wo sollte ich Nisthilfen aufhängen bzw. aufstellen?
Wie sollte man Nistblöcke befestigen? Darf ein Nistblock schwingen?
Wie schütze ich meine Nisthilfen gegen Ameisen?
Wie schütze ich meine Nisthilfen gegen Vögel?
Sollte oder darf man Nistblöcke im Herbst ins Haus holen, damit die Bienenbrut nicht erfriert?
Sollte oder darf man Holz-Nistblöcke anstreichen?
Sollte man für nachfolgende Bienen-Generationen die alten Nestverschlüsse entfernen?
Wann schlüpfen die jungen Bienen eigentlich?
Wenn Bienen an ungünstiger Stelle ihre Nester gebaut haben, kann ich sie dann umsiedeln?
- Aufstellen bzw. aufhängen Richtung Süden?
- Grundsätzlich ist es zwar richtig, einen Nistblock bzw. eine Lehmwand zur Sonne hin auszurichten, noch besser ist allerdings die Ausrichtung Richtung Südosten, um die manchmal allzu heiße Mittagssonne zu vermeiden; außerdem sind noch einige Details zu beachten:
- Die wichtigste Regel lautet: Eine Nisthilfe muß trocken aufgestellt bzw. aufgehängt werden: Lehm würde durch zu viel Feuchtigkeit schnell aufweichen, Holz würde faulen, und die Bienenbrut wurde verschimmeln.
- Wichtiger als eine exakte Ausrichtung nach Süden bzw. Südosten ist, daß die Front der Nisthilfe nicht zur sog. Wetterseite zeigt: Dem Wind und Regen ausgesetzte Löcher werden ungern besiedelt. Alle Himmelsrichtungen von Osten bis Südwesten sind daher in der Regel akzeptabel.
- Nisthilfen müssen durchaus nicht in der prallen Sonne hängen oder stehen: Eine halbschattige Stelle kann ebenso gut sein, Tonziegel werden heißer als Holz und sollten daher mit einem Dach auch gegen die Sonne geschützt werden, und eine Lehmwand wird von Pelzbienen sogar im ganztägig tiefen Schatten besiedelt.
- Anschrauben, aufhängen wackeln?
- Nistblöcke aus Holz, gebranntem Ton oder Holzbeton kann man anschrauben und auch aufhängen. Natürlich sollte die Nisthilfe nicht im Wind hin und her pendeln; wenn sie mit ihrer Rückwand auf einer Mauer aufliegt, wird das jedoch aufgrund ihres Gewichtes selbst dann nicht passieren, wenn sie nur mittels Bügel an einem Nagel oder Schraubhaken hängt. Außerdem sollten Nisthilfen nicht auf der dem Wind zugewandten Seite hängen.
Das Anschrauben des Nistblocks mit einer rostfreien Holzschraube (M5 oder M6) und einem Dübel hat den Vorteil, daß der Nistblock nicht von einer Windbö oder unachtsamen Person heruntergestoßen oder von unbefugter Hand quasi "im Vorbeigehen" allzu leicht entwendet werden kann. Zwei Methoden zum Anschrauben gibt es:
- Man bohrt ein 5 oder 6 mm weites Loch in der oberen Hälfte des Nistblocks durch das Holz (oder den Holzbeton) und bohrt dann von vorne mit mindestens dem Durchmesser des Schraubenkopfes noch einmal ein paar Zentimeter nach: Das spart den Aufhänger, hat aber den Nachteil, daß Holz dort, wo es auf der Mauer aufliegt, leichter fault, weil Nässe hier nicht schnell genug abtrocknet. Diese Methode eignet sich also allenfalls für Nistblöcke in absolut trockener Umgebung (etwa unter einem Balkon) und Holzbeton-Blöcke.
- Für einen Hartholzblock kann man sich einen rostfreien Aufhänger basteln: Man sägt sich aus Alu-Flachprofil (2,5–5 mm dick, 2030 mm breit) ein ca. 7,5 cm langes Stück und versieht es mit drei Löchern: Durch die ersten beiden wird der Aufhänger auf die Rückwand geschraubt und durch das dritte auf die Wand oder Gartenmauer gedübelt. Die Erfahrung zeigt allerdings, daß ein Hartholzblock dort, wo er an einer Mauer anliegt, mit der Zeit fault. Besser ist deshalb, ein langes Alu-Flachprofil oder eine Alu-Stange mit quadratischem Durchmesser über die ganze Länge eines Nistblocks auf diesen aufzuschrauben und mit dem oben (auf Wunsch auch unten) überragenden Abschnitt anzudübeln: So wird der Kontakt des Holzes mit der Mauer vermieden.
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Ein 5 mm dickes Flachprofil, auf eine gefaste Kante geschraubt, fixiert diesen Nistblock vor der Mauer; auch das Aluminium-Dach hält Abstand zum Holz |
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Dieser witterungsbeständige Nistziegel der Firma Fockenberg (hier mit selbstgebautem Regenschutz und Aufhänger) braucht nicht renoviert zu werden |
Wer seine Nistblöcke gegen eine Gartenmauer schraubt, hat immer dann ein Problem, wenn sich die Mauer leicht nach hinten neigt schließlich soll der Nistblock senkrecht hängen, damit die untere Teil nicht naß wird. Lösbar ist dieses Problem durch sogenannte Abstandshalter: im Baumarkt erhältliche Kunststoffringe, die man in der nötigen Länge oder/und Anzahl zwischen Dübelloch und Aufhänger positioniert. Statt mehrerer solcher Kunststoffringe eignen sich für diesen Zweck auch die modernen flexiblen und Kunststoff-ummantelten Heizungsrohre: Mit einer Eisensäge läßt sich ein Stück genau passender Länge abschneiden. Die Holzschraube muß lang genug sein, um das Distanzrohr zu überbrücken.
Noch ein Tip: Wenn die Umgebung des Dübellochs wie die ganze Mauer leicht schräg ist, kippen die Abstandsringe beim Anziehen der Schraube von einer waagerechten in eine leicht schräge Position, und der Nistblock hebt sich unten von der Mauer ab. Dies läßt sich vermeiden, indem man den hintersten Kunststoffring konisch anschleift, so daß er oben breiter ist als unten. Verwendet man ein Heizungsrohrstück, sorgt ein Schrägschnitt dafür, daß dieses nicht schräg, sondern waagerecht von der schrägen Mauer absteht.
- Wie schütze ich meine Nisthilfen gegen Ameisen?
- Ameisen-Arbeiterinnen können zwar nicht fliegen, erreichen aber dennoch fast alles, was ihnen eine lohnende Nahrungsquelle zu sein scheint. In einer Nistwand oder einem Nistblock können das der eingetragene Pollen und Nektar und schließlich auch das auf den Larvenproviant gelegte Ei sein.
Eine Lehmwand könnte man nur mit großem Aufwand schützen: Man müßte sie auf vier Stelzen ruhen lassen, die in Öl-gefüllten Gefäßen stehen. Da sie dafür vermutlich zu schwer ist, empfiehlt sich diese Methode eher für einen überdachten Stand, in den man verschiedene Nisthilfen hineinstellt. Einfacher lassen sich an einer Mauer montierte Nistblöcke schützen: Da eine frei schwingende Aufhängung siehe oben an einem langen Winkel nicht nur die Ameisen, sondern auch die Bienen behindern würde, bestreiche man die oben erwähnten Abstandshalter satt mit Pflanzenöl! Der Nachteil dieser Methode ist, daß dieser "Schutzanstrich" regelmäßig solange zu wiederholen ist, wie man Ameisen an der Wand entdeckt ...
- Wie schütze ich meine Nisthilfen gegen Vögel?
- Die meisten Nisthilfen bleiben von Vögeln verschont, besonders dann, wenn sie direkt an der Hauswand befestigt sind und der Standort gut frequentiert wird. Wenn aber erst einmal z. B. ein Schilfhäuschen von Meisen oder gar vom Specht entdeckt wurde, ist der Verlust oft beträchtlich. Was tun?
Natürlich wollen wir als Naturschützer keinem Vogel einen Vorwurf machen und ihm auch nichts antun. Dennoch gilt es, "unsere" Bienenbrut zu schützen. Den sichersten Schutz bietet ein Zaun, der die Bienen problemlos passieren läßt, die Vögel aber abhält – also etwa ein Stück besonders weitmaschiger (!) sechseckiger "Kaninchen-Draht" oder quadratisches punktgeschweißtes Gitter; geeignete Maschenweiten sind ¾ Zoll = 19 mm und 1 Zoll = 25 mm. Wenn das Geflecht weit genug von den Nestverschlüssen entfernt montiert wird, sind diese und die Brut dahinter für Meisenschnäbel nicht erreichbar. Statt eines käuflichen Drahtgeflechtes kann man sich auch einen passenden Holz- oder Metallrahmen basteln und diesen im Abstand von mindestens 5 cm mit senkrechtem farbigen Draht bespannen: Bienen können diesen noch bequemer passieren, und Vögel finden hier keinen Halt.
Die abgebildete Mini-Lehmwand war bereits stark beschädigt, so daß das Geflecht dringend erforderlich wurde.
- Überwintern im Keller?
- Mancher Bienenfreund meint es allzu gut und holt deshalb im Spätherbst lieber den Nistblock in den Keller, um seinen "Pfleglingen" den harten Winter nicht zuzumuten. Das traurige Ergebnis dieser Fürsorglichkeit ist jedoch oft, daß die Bienen im warmen Haus vorzeitig schlüpfen und dann mangels Nahrung oder, wenn sie nach draußen gelangen, dort durch die Kälte schnell zugrunde gehen. Das konterkariert den Naturschutz und verstößt gegen die Artenschutzgesetze.
Das Überwintern eines Nistblocks ist allenfalls in einem ungeheizten Außenschuppen sinnvoll, in den auch der Frost Einzug hält. Der Vorteil hier ist die trockene Aufbewahrung, ein möglicher Nachteil ist aber, daß man im März allzu leicht vergißt, den Nistblock rechtzeitig wieder draußen aufzuhängen. Viel besser ist es daher, Nistblöcke regengeschützt am Haus, auf dem Balkon oder an einem Gartenhäuschen oder einer Mauer anzubringen und dort ganzjährig zu lassen.
- Säubern und anstreichen?
- Je nach Standort kann sich das Aussehen eines Holz-Nistblock im Laufe der Monate und Jahre sehr ändern: Sonne und Regen erzeugen Ozon und lassen das ehemals frische Holz grau und rissig werden, Spritzwasser verschmutzt ihn unter Umständen, und Spinngewebe macht ihn für unsere Blicke und Schützlinge unzugänglich. Was also tun?
Grundsätzlich gilt: Alles vermeiden, was den Larven, Puppen und fertigen Insekten irgendwie schaden könnte. Das heißt:
- Wenn ein Nistblock dem Regen ausgesetzt ist, sollte er grundsätzlich durch ein kleines Dach aus Kunststoff, Alu-Blech oder Siebdruckplatte geschützt sein.
- Wer die natürlichen Nachteile von Holz nicht in Kauf nehmen möchte, sollte sich gleich gebrannte Nistziegel anschaffen ( zu kaufen).
- Soll das natürliche Altern des Nistholzes unbedingt verzögert werden, kann es vor dem Aufhängen geölt bzw. lasiert werden. In Frage kommen nur ungiftige Holzöle bzw. Lasuren auf Naturölbasis, die zudem gegen die UV-Strahlung farbig pigmentiert sein sollten. Lack kommt keinesfalls in Frage.
- Schmutz kann das Faulen des Holzes begünstigen, Spinngewebe ist für die Bienen gefährlich. Ein Nistblock sollte also bei Bedarf vorsichtig und trocken abgekehrt werden, um die Nistverschlüsse nicht zu beschädigen.
- Das nachträgliche Lasieren bzw. Ölen eines bereits belegten Holz-Nistblocks ist problematisch: Holzöl könnte leicht in die Nestverschlüsse einziehen. Wer eine Behandlung dennoch für notwendig erachtet, sollte bis zum Spätsommer oder Frühherbst warten, um die Larvenentwicklung nicht zu stören, und dann mit kleinem Pinsel eine Lasur dünn aufstreichen und -tupfen und die Nestverschlüsse dabei sorgfältig aussparen. Der Autor empfiehlt, darauf ganz zu verzichten und lieber auf einen trockenen Standort zu achten, der eine Holzbehandlung überflüssig macht.
- Säubern der Nistgänge?
- Manche Nestverschlüsse scheinen jahrelang nicht geöffnet zu werden, was den Verdacht nahelegt, daß sich hinter ihnen kein Leben mehr entwickelt. Tatsächlich kommt es regelmäßig vor, daß Bienen in einem ihrer Entwicklungsstadien sterben, den Nistgang also nicht mehr öffnen. Eine Langzeituntersuchung an Nistziegeln der Firma Fockenberg hat ergeben, daß erst nach ca. 10 Jahren etwa 50% der Nistgänge verschlossen bleiben; das heißt aber umgekehrt: Viele Jahre lang bleibt die Mehrzahl der Bruten intakt. Also sollte man die Verschlüsse grundsätzlich nicht aufkratzen oder aufbohren, um die Nistgänge zu reinigen:
- Die verschiedenen Arten schlüpfen zu unterschiedlichen Zeiten, es ist also gar nicht sicher, ob nicht im Sommer doch noch Insekten ausfliegen.
- Wer die Art kennt, die den Nestverschluß gebaut hat, kennt zwar den üblichen Schlupftermin dieser Art, Berufstätige etwa oder Wochenend-Ausflügler bekommen jedoch oft gar nicht mit, daß ein Nistgang geöffnet und schon kurze Zeit später wieder verschlossen wurde. Also sollte man nicht das Risiko eingehen, den Nachwuchs einer Art zu vernichten, sondern lieber eine weitere Nisthilfe bauen oder kaufen!
- Wenn die geschlüpften Bienen einen Nistgang geöffnet und verlassen haben, ist dessen Säuberung zwar eine kurze Zeitlang möglich, aber völlig überflüssig, da einige nestbauende Bienen die Reste vorjähriger Nester erst sorgfältig ausräumen, bevor sie neue Zellenwände bauen und Larvenproviant eintragen.
- Wer zwischenzeitlich feststellen möchte, welche Nester tot sind, kann im Herbst alle Nestverschlüsse mit einem dauerhaften Farbtropfen markieren bzw. versiegeln und im Folgeherbst kontrollieren: Hinter den intakten Siegeln müßten die Bruten abgestorben sein, also dürften diese Nistgänge im Prinzip aufgebohrt werden – im Prinzip deshalb, weil einige wenige Solitärbienen wie die Mauerbiene Osmia adunca als gelegentliche "Überlieger" ihre Diapause verlängern und erst im nächsten (oder übernächsten) Jahr ausfliegen.
- Sollten nach vielen Jahren so gut wie alle Nistgänge verschlossen bleiben, bleibt ein Trick, sie zu öffnen, ohne den Tod doch noch lebender Bienenbrut zu riskieren: Man setzt die Nisthilfe im Frühjahr in einen lichtdichten Kasten oder Karton, in den nur durch ein kleines (!) Loch noch Licht eindringt. Schlüpfende Insekten fliegen zum Licht und finden so den Weg nach draußen. Zwar könnten umgekehrt z. B. Mauerbienen durch das Lichtloch in den Karton eindringen, wenn jedoch die Nistlöcher von dem kleinen Lichtloch wegzeigen, ist eine erneute Besiedlung des Nistblocks so gut wie ausgeschlossen. Im Herbst kann dieser dann aufgebohrt und "generalüberholt" werden.
- Nistgänge zu reinigen, die im Herbst offen und durchgängig leer sind, läßt sich damit rechtfertigen, daß etwa die vielen Bienenfreunden bekannte Mauerbiene Osmia cornuta eindeutig frische Nistgänge bevorzugt und nur selten die Reste einer alten Brut des Vorjahres entsorgt. Geeignet für die Säuberung ist z. B. ein Pfeifenreiniger oder auch ein kleiner Akkuschrauber mit einem Holz- oder HSS-Bohrer.
- Wann schlüpfen meine Bienen?
- Grundsätzlich schlüpfen Solitärbienen und -wespen nur einmal im Jahr aus ihren Nistgängen, da die meisten Arten nur eine Generation pro Jahr hervorbringen. Manche Arten erscheinen schon im März etwa die Pelzbiene Anthophora plumipes, eine Lehmwandbewohnerin , andere fliegen später.
Die häufigen Mauerbienen Osmia cornuta und Osmia bicornis (ehemals Osmia rufa) beispielsweise schlüpfen je nach Witterung im März/April aus einem Kokon. Es folgen für die jeweilige Art maximal drei Monate bzw. sechs Wochen pro Weibchen, in denen sie sich fortpflanzen und schließlich sterben. Begonnen hat ihr Leben allerdings viel früher im Vorjahr: als Ei, aus dem im Mai/Juni eine Larve schlüpfte, die sich nach 35 Wochen einspann und verpuppte. Die schließlich fertig entwickelte Biene überdauerte dann einen ca. acht Monate währenden Winterschlaf.
- Bienennester umsiedeln?
- Zu diesem Thema gibt es eine eigene Seite!
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