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Wildbienen-Nahrung: Pollen, Öl, Nektar

Bienen und Blütenpflanzen haben eine lange gemeinsame Entwicklungsgeschichte, in der beide immer neue gegenseitige Anreize für die Differenzierung in immer neue Arten schafften:

Auf den Pollen kommt es an:

Zum Überleben benötigt eine Tierart eine miteinander vernetzte Mindestpopulation; wenn sich mögliche Geschlechtspartner nicht mehr finden oder/und die genetische Variabilität zu gering wird, stirbt die Art aus. Eine lokale Bienenpopulation benötigt für ihr Fortbestehen mindestens 10 Weibchen, sie ist allerdings mittelfristig auf einen Genfluß zu anderen Populationen derselben Art angewiesen. Eine Mindestpopulation fortpflanzungsfähiger Individuen erfordert natürlich eine Mindestmenge geeigneten Pollens zur richtigen, d. h. Flugzeit der Bienenart. Auch die Risiken ihres Überlebens haben folglich mit der Verfügbarkeit bzw. Erreichbarkeit von Blütenpollen zu tun:

Blütenarmut – Pollenarmut:

Das Pollenangebot ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark zurückgegangen, weil unsere Landwirtschafts- und Siedlungspolitik die Anzahl der Blütenpflanzenarten wie auch die absolute Menge der Blütenpflanzen verringert hat und weiter verringert. Drei Faktoren sind dafür verantwortlich, daß üppige Blumenwiesen vielerorts der Vergangenheit angehören:

  1. Die industrialisierte weil intensivierte, mechanisierte und chemisierte Landwirtschaft hat die Nahrungsproduktion enorm gesteigert, zugleich aber Überproduktion und Fehlernährung verursacht und in Natur und Landwirtschaft riesige Schäden angerichtet. Artenreichtum ist – anders als sich Laien das vorstellen – keineswegs das Ergebnis gut gedüngter, nährstoffreicher Wiesen und Felder – ganz im Gegenteil: Nährstoffarme Lebensräume wie Bergweiden (Almen), Kalkmagerwiesen, Streuobstwiesen und Feldraine sind, wie jeder Tourist aus dem Urlaub weiß, außerordentlich reich an Blütenpflanzen. Eine regelmäßige künstliche Stickstoffzufuhr von nur 50 kg pro Hektar und Jahr führt aber bereits zum Verlust von 6,5 Blütenpflanzenarten; in Deutschland dürfen bis zu 230 kg Stickstoff in Grünland eingebracht werden. Selbst der Stickstoffeintrag aus der Luft ist im Verlust von Pflanzenarten meßbar. Hinzu kommt der Biozideinsatz: Angeblich bekämpfen Fungizide, Herbizide und Pestizide nur Pilze und sogenannte Unkräuter und Schadinsekten, tatsächlich aber fallen jedes Jahr viele Millionen Honig- und Wildbienen der Giftwirtschaft zum Opfer, und dies keineswegs nur durch "unsachgemäße Anwendung".
        Die Lösung dieses Problems liegt natürlich in der ökologischen Landwirtschaft: Der Verzicht auf Kunstdünger und Biozide vergrößert zwar den Flächenbedarf und Arbeitsaufwand, fördert aber die Humusbildung und biologische Vielfalt und vermeidet den oft hohen Pflegeaufwand für stillgelegte Flächen.
  2. Die natürliche Sukzession verringert ebenfalls den Artenvielfalt der Blütenpflanzen: Wenn aufgegebene Flächen weder landwirtschaftlich genutzt noch als Landschafts- und Naturschutz-Maßnahme gepflegt (z. B. "entbirkt" oder beweidet) werden, verdrängt die zunehmende Verbuschung und schließlich Bewaldung schnell blütenreiche Kräuter- und Staudenfluren. (Deutschland wäre ohne Eingriffe des Menschen fast vollständig bewaldet.) Die Alternativen, nämlich menschliche Folgenutzungen, sind noch schädlicher weil meist unwiderruflich: Freizeitparks, Golfplätze, Pferdeweiden etc.
        Die für den Erhalt einer gewünschten Sukzessionsstufe nötigen Pflegearbeiten können beträchtlich sein und werden meist im Auftrag Biologischer Stationen und vom ehrenamtlichen Naturschutz erledigt; die Motivation naturschutzbegeisterter Mitbürger läßt sich steigern, wenn sie wissen und miterleben können, was sie schützen, wem die Biotoppflege zugute kommt. Wildbienen eignen sich dafür sehr gut: Die alljährliche Erfassung des Arteninventars der Blütenpflanzen und Bienen vermehrt die Artenkenntnis der Beteiligten – und ihren Stolz.
  3. Die Bodenversiegelung schädigt die Blütenvielfalt nicht nur durch ihren steigenden Anteil an der Gesamtfläche: Asphaltiert werden meist nicht artenarme Nutzflächen bzw. Monokulturen, sondern gerade naturbelassene und naturnahe Landschaftselemente, die nicht oder kaum gepflegt wurden und noch eine große Artenvielfalt aufwiesen: Brachen und Ruderalflächen, unbefestigte Feldwege, Felstreppen, kleine Gehölzgruppen etc.
        Verhindert werden kann auch die zunehmende Bodenversiegelung nur durch umweltpolitisches Engagement.
Maisfeld
Maisfelder: Mit ihrer Fläche wachsen Pestizideinatz & Erosion; Humus & Blütenreichtum aber schwinden ...

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