Künstliche Lehmwände ahmen mehr oder weniger vertikale Niststrukturen in der Natur und im Siedlungsbereich nach: natürliche Abbruchwände oder Prallhänge an Fließgewässern, regengeschützte Löß- oder Lehmwände in aufgelassenen Abbaugruben sowie alte, lehmverfugte Mauern und Wände traditioneller Wohn- und Wirtschaftsbauten aus Flechtwerk und ungebranntem Lehm oder Ton.
Pioniere solcher Nistplätze sind die Pelzbienen (Gattung Anthophora, vor allem A. plumipes), da sie Löcher in Lehmwänden und -fugen grabend vertiefen, um am Ende zweier oder dreier Seitengänge ihre mehrzelligen Nester anzulegen. Lehmwände zur Ansiedlung von Pelzbienen werden deshalb in Naturschutzkreisen auch als "Pelzbienenwände" bezeichnet. Die Nester dieser Bienen dienen allerdings in den Folgejahren oft auch anderen Solitärbienen und -wespen (z. B. Mauer-, Blattschneider- oder Furchenbienen) als Nistgänge.
|
|
|
Steilwand in einer Tongrube |
|
Künstliche (leider rissige) Lehmwand mit künstlichen Löchern |
In Anlehnung an ihre verschiedenen natürlichen und künstlichen Vorbilder sind verschiedene Modelle einer Pelzbienenwand entstanden:
|
Der Nachbau traditioneller Fachwerk-Wände und lehmverputzter Mauern setzt ein alte Tradition fort. Eine Fachwerkwand ist aber auch recht aufwendig und zeitigt erst langfristig Erfolge im Bienenschutz: Weidenzweige oder Staken im Inneren der Wand hindern ebenso wie das zur Stabilisierung untergemischte Stroh die Bienen am Graben. Außerdem verträgt sich der für eine schmucke Fachwerkwand typische weiße Putz nicht mit der Nutzung als Nistwand, und die Holzkonstruktion (Flechtwerk, Staken) im Inneren sieht man ohnehin nicht. Besser ist der Aufbau einer Wand aus ungebrannten Lehmsteinen. |
|
Wände aus lehmgefüllten Hohlsteinen stellen eine einfache Alternative zu lehmverputzten Mauern und Lehmziegelwänden dar: Aufwendige Maurer- und Holzarbeiten entfallen. Zu bedenken ist nur das Eigengewicht der Steine, das aber bei kleinen bis mittleren Pflanzsteinen sowie Eternitpflanzkästen und Weinlagersteinen noch erträglich ist. |
|
Wände aus Holzmodulen haben nicht nur den Vorteil geringeren Gewichts: Mit ihnen lassen sich leichter und schneller als auf traditionelle Weise hohe Lehmwände und attraktive Nistanlagen errichten. Allerdings: Holz ist vergänglich ... |
In vielen Gegenden läßt sich Lehm leicht beschaffen: in der Baugrube eines Neubaus, auf dem Friedhof etc. am besten nach Rücksprache mit dem Baggerführer, der Friedhofsgärtnerei etc. Damit die Bienen die Wand problemlos besiedeln, sollte man folgendes beachten:
- Der Lehm muß nach Möglichkeit steinlos sein und notfalls gesiebt werden: Trifft eine Biene auf einen Stein, war ihre ganze Mühe an dieser Stelle umsonst!
- Das Material sollte "schluffig" sein (Korngröße: 0,002–0,063 mm), also ausreichend bindig, damit es nicht erodiert. Andererseits würde ein zu feinkörniger Lehm zu dicht und hart, was einer Biene das Graben erschwert, da sie ihn erst aufwendig mit Wasser oder Nektar aufweichen muß; echter Ton (< 2 μm = 2 Mikrometer bzw. 0,000002 Meter oder 0,002 mm) ist aufgrund seiner geringen Korngröße sogar zu hart und somit ungeeignet.
- Erde im Lehm macht diesen zwar weicher, begünstigt aber durch ihre organischen Bestandteile in Kombination mit Feuchtigkeit die Verpilzung der Nistzellen.
- Die Beimengung feinkörnigen (Quarz)Sandes empfiehlt sich nicht: Sie würde allzu feinen Lehm zwar auflockern, zugleich aber wohl zu einer schnelleren Abnutzung der Mandiblen beim Schaben führen.
- Wer Probleme hat, an geeignetes Material zu kommen, kann auf Lehmprodukte aus dem Naturbaustoffhandel zurückgreifen: Der feinkörnige "Lehm-Oberputz" muß nur noch angerührt werden und schwindet durch Faserbeigaben kaum. Es ist allerdings nicht billig: Ein 30-Kilogramm-Sack kostet gut 20 €. Ebenso geeignet und teuer und aus derselben Quelle sind ungebrannte Lehmsteine, die es mit pflanzlichen Zuschlägen (als für unsere Zwecke ungeeignete "Leichtlehmsteine") und auch ohne, also als reine Baulehmsteine gibt: Mit diesen lassen sich nicht nur stabile Lehmwände mauern, sondern auch Hohlsteine füllen; die Lücken schließt man mit Lehmputz oder aufgeweichten (natürlich ungebrannten) Ziegelbrocken.
Falls am linken Bildschirm-Rand keine Verweisleiste zu sehen ist, klicken Sie bitte auf , um den gesamten Frameset anzuzeigen.