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Steinbienen · Lithurgus
Artenportrait:  Lithurgus  chrysurus

Der Gattungsname Lithurgus erinnert nicht zufällig an die Lithographie, den 'Steindruck' also: Das Wort leitet sich vom altgriechischen lithos ('Stein') ab und findet sich auch in der deutschen Übersetzung wieder. Das verwundert insofern, als die beiden mitteleuropäischen Arten (L. chrysurus und L. fuscipennis) nicht in oder an Gestein, sondern wie Xylocopa (Holzbienen) und auch Anthophora furcata und Megachile nigriventris in selbstgenagten Nestern in Totholz nisten. Hinsichtlich der Körperform und -haltung (Habitus) erinnert Lithurgus chrysurus tatsächlich an Megachile. Der wissenschaftliche wie auch deutsche Gattungsname könnte ein Hinweis auf die Fähigkeit der Steinbienen sein, ihre Nistgänge selbst in extrem (stein-)hartes Totholz zu graben. Nach S. J. Malyshev (1930, Literatur Nach außerhalb dieser Sektion) allerdings reflektieren diese Namen wahrscheinlich den beinahe kahlen und von oben glänzenden, an einen polierten Stein erinnernden Hinterleib.

Die honigbienengroßen Bienen sind auffällig gefärbt und weisen vor den Antennen einen horizontalen Stirnhöcker auf, der möglicherweise dem Feststampfen des Pollens dient.
    Unsere Lithurgus-Art, L. chrysurus, ist oligolektisch: sie sammelt Pollen nur auf bestimmten Korbblütlern (Asteraceae), nämlich Disteln und Flockenblumen (Cardueae). Zum Transport besitzen die Weibchen eine Haarbürste auf der Abdomen-Unterseite. Die Drohnen patrouillieren auf der Suche nach Weibchen an den Niststellen (Baumskeletten, Zaunpfählen etc.) und Trachtpflanzen.

Steinbienen sind Hochsommerbienen, die in einer Generation im Juli und August fliegen (univoltin). Sie nisten solitär, aber oft in kleinen Aggregationen in Totholz, in das sie mit ihren starken Mandibeln zunächst einen nur wenige Zentimeter kurze Hauptgang nagen. Dieser wird an seinem Ende meist entlang der Holzfasern nach oben und unten in mehrere Seitengänge verzweigt, in denen einzeln oder zu mehreren die Brutzellen gebaut werden; mehrere Zellen hintereinander werden kaum durch Holzspäne voneinander getrennt. Lithurgus-Weibchen legen ihre Eier typischerweise nicht erst nach, sondern schon während der Verproviantierung einer Zelle, wenn erst 20–25% oder 50% des Pollens eingetragen und festgestampft sind; dann füllen sie den Rest der Brutzelle bis auf eine kleine Hohlkammer für das Ei mit Pollen auf. Die Seitengänge werden schließlich bis zur Einmündung in den Hauptgang mit Holzspänen verfüllt.
    Die Larven fressen 3–4 Wochen lang vom Pollenvorrat und koten währenddessen. Dann drücken sie die Exkremente gegen die beiden Enden ihrer Zelle und spinnen einen dünnwandigen bräunlichen Kokon, der den gesamten Raum einnimmt, und überwintern als Ruhelarve. Auch Steinbienen werden parasitiert, Lithurgus chrysurus von der Kuckucksbiene Stelis simillima, einer Düsterbienen-Art.

Unsere Steinbiene ist sehr selten und konnte in Deutschland nur in Rheinland-Pfalz südlich von Mainz und in Hessen bei Münzenberg-Gambach nachgewiesen werden, in der Schweiz nur im Tessin und in Österreich nur ganz im Osten; zu suchen ist sie dort an sonnigen Trockenhängen an Disteln und Flockenblumen sowie an Totholz. Spätestens in den 1970er Jahren wurde die Art in die USA verschleppt: 1978 wurde sie in New Jersey entdeckt. Lithurgus chrysurus wird dort als schädlich eingestuft, da sie sich selbst durch Fassadenpaneele aus Vinyl beißen kann.

Lithurgus Latreille 1825 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997), Westrich & Dathe (1997 & 1998) etc.
L. chrysurus Fonscolombe 1834 L. fuscipennis ?
1 Art

Die Steinbiene Lithurgus chrysurus, W
Die Steinbiene Lithurgus chrysurus  · Rousson, Département Gard (F), 30.7.2016 (walAndere WebsiteAndere Website)

Bestimmungsliteratur:

Verweise / HyperLinks:

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