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Wildbienen: Flugdistanzen
Sammelflugdistanz & -dauer Sammelflugdauer & -dauer · Kleinräumigkeit Kleinräumigkeit der Landschaft · Distanz Wildbienen zu Honigbienen Wildbienen – Honigbienen

Eine Biene ist in ihrer kurzen Lebensspanne als geflügeltes Vollinsekt (Imago) vor allem mit dem Sammeln von Nektar und Pollen und Eintragen in seine Brutzellen beschäftigt: An ausreichend warmen, hellen (sonnigen) und trockenen Tagen verläßt ein befruchtetes Weibchen sein Nest, sonnt sich und fliegt dann zu "seinen" bevorzugten Futterpflanzen, auf die es sich vielleicht spezialisiert hat. Wenn es genügend Pollen in seiner Transporteinrichtung (Scopa, Corbicula etc.) angesammelt und auch genug Nektar als Energiequelle aufgenommen hat, fliegt es mit der Pollenladung zurück zum Nest. Nach mehreren Sammelflügen hat das Weibchen nachmittags oder abends hoffentlich so viel Pollen eingetragen, daß die Larve die für ihre Entwicklung optimale Nahrungsmenge vorfinden wird. Mit Glück erlebt das Weibchen während seiner Flugzeit so viele schöne Tage, daß es bis zu 30 Brutzellen verproviantieren kann. Theoretisch kann es also bis zu 30 Nachkommen haben – aber nur theoretisch:
    Nicht jeder Tag ist ein Sonnentag: Wolken, Regen und Kälte lassen die Weibchen in ihren Nestern ausharren und auf besseres Wetter warten. Dauert die Schlechtwetterperiode zu lange, kann eine lokale Population nicht genügend Nachkommen produzieren, um sich zu erhalten. Aber auch gutes Wetter garantiert noch nicht den Bruterfolg:
    Bienenweibchen können ihre Nester nur dort bauen, wo es artspezifisch geeignete Niststellen (geeignete Bodenverhältnisse, Totholz etc.) gibt, und Pollen finden sie nur dort, wo ihre artspezifisch geeigneten Blütenpflanzen wachsen – und beide Orte liegen nicht unbedingt nebeneinander. Bienenweibchen sind deswegen sogenannte Teilsiedler, sie müssen also täglich zwischen Nest und Futterpflanzen hin- und herfliegen. Diese Seite dient also nicht nur der Überleitung von den Futterpflanzen zu den Nistorten und Nisthilfen, sondern beleuchtet vor allem die auch von uns Menschen beeinflußten Entfernungen zwischen beiden Standorten und die Dauer von Sammelflügen und ihre Auswirkung auf Fortpflanzungserfolg und Arterhaltung:

Sammelflugdistanz & -dauer

Bienen gedeihen also um so besser, je geringer die Entfernungen sind, die Bienenweibchen täglich auf ihren Sammelflügen zurücklegen müssen. Folglich gedeihen Bienen besonders gut in einer kleinräumigen Landschaft, wie sie jahrhundertelang typisch für Mitteleuropa war und wo vielerlei Landschaftselemente, also auch Nistplätze und Futterpflanzen, eng verzahnt sind und einer Vielzahl von Bienenarten das Überleben sichern. Im Umkehrschluß bedeutet das: Bienen sind gefährdet, wenn die Sammelflugdistanzen länger werden, und sie werden länger, weil die beschriebene Kleinräumigkeit unserer Landschaft verlorengeht.


Kleinräumigkeit der Landschaft

Wenn die Diversität unserer Wildbienen von überwindbaren Sammelflugdistanzen abhängt, dann hängen diese von der Kleinräumigkeit unserer Landschaft ab; diese aber geht zunehmend verloren: Das traditionelle Mosaik eng verzahnter natürlicher Lebensräume war in Europa bis zum Zweiten Weltkrieg noch kaum gefährdet und wurde durch die Erfindung des Kunstdüngers erstmals in Frage gestellt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geriet die Kleinräumigkeit dann unter die Ketten der Bau- und Landmaschinen:

Solche Verluste wichtiger Landschaftselemente bzw. Nist- und Nahrungsflächen führen dazu, daß Bienenweibchen aufgrund zunehmender Entfernungen immer längere und gefährliche Sammelflüge in Kauf nehmen müssen. Die notwendige engräumige Vernetzung solcher Landschaftselemente ist leider Behörden und Planungsbüros, Naturschutzvereinen und Privatleuten zu wenig bewußt, müssen jedoch unbedingt berücksichtigt werden:


Wildbienen – Honigbienen

Ein besonderes Thema ist die Entfernung der (Futterpflanzen unserer) Wildbienen zu den domestizierten Honigbienen der Imker: Grundsätzlich ist das Verhältnis der vielen Solitärbienen, Furchenbienen und Hummeln zu Honigbienen natürlich unproblematisch, d. h. es war unproblematisch, solange auch Honigbienen noch Wildbienen waren: Ihre im Vergleich mit Hummeln und Furchenbienen relativ großen Völker haben die Vielzahl der (meist solitären) Wildbienenarten nie gefährdet, alle Bienen waren am biologischen Gleichgewicht, an der Biozönose Mitteleuropas beteiligt. Das hat sich bzw. wurde längst geändert:

Das Überleben unserer Wildbienen hängt also nicht nur von einer kurzen Entfernung von ihrer Blütennahrung zu ihren Nistplätzen ab, sondern auch von einer möglichst großen Distanz zu ihren massenhaften Konkurrenten: den domestizierten Honigbienen. Die bislang gewonnenen Erkenntnisse machen folgende Empfehlungen plausibel:

Literaturangaben zur Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen gibt es in der Wildbienen allgemein & Biologie --> Honigbienen-Literatur allgemeinen und Biologie-Sektion auf der vierten Literatur-Seite. Eine gute Zusammenfassung vieler Fakten und Argumente erschien Anfang 2018: Geldmann, Jonas & Juan P. González-Varo (2018): "Conserving honey bees does not help wildlife" in: SCIENCE, vol 359 (6374), pp. 392–393.


¹ LAVES – Institut für Bienenkunde Celle (2013): "Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen" in: Das Bieneninstitut Celle informiert (65). (Wildbienen allgemein & Biologie --> Honigbienen-Literatur Honigbienen-Literatur)

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