Viele Solitärbienen sind schwer zu identifizieren ähnlich schwer wie Hummeln. Wie bei ihren sozialen Verwandten gibt es aber auch unter den Einsiedlern einige Allerweltsarten wie die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis, ehemals O. rufa) oder die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), die man beide aufgrund ihrer (lokalen) Häufigkeit relativ sicher an einer Nisthilfe bestimmen kann. Die meisten und selteneren Arten jedoch geben dem Laien Rätsel auf: Manche erinnern schon mit ihrer geringen Länge ab 2 mm eher an Ameisen auf dem Hochzeitsflug, andere sehen der Honigbiene auf den ersten Blick täuschend ähnlich, und wieder andere werden aufgrund ihrer schwarz-gelben Zeichnung eher für Wespen gehalten und manche der beobachteten Hautflüler sind tatsächlich Wespen, von denen es ebenfalls sehr viel mehr Arten gibt als jene zwei, die uns den Genuß des Pflaumenkuchens auf der Terrasse verleiden.
Dem Experten und kundigen Amateur stehen für eine Artbestimmung mehrere Kriterien zur Verfügung:
Dem Laien wird der Versuch einer direkten, anatomischen Bestimmung durch drei Faktoren erschwert:
Für den Laien gibt es aber neben Flugzeit, Fundort und Blüte eine weitere wertvolle "Erste Hilfe": die Bestimmung der häufigsten in Steilwänden, Gebäudewänden, Totholz und natürlich Nisthilfen nistenden Wildbienen- und Grabwespenarten (die ja auch als "Täter" in Frage kommen) anhand ihrer Nestverschlüsse :
Nestverschluß, Material |
Eingangs- weite Ø |
V | Insektengattung | Insektenarten | Körper- länge |
---|---|---|---|---|---|
zurückgesetzt, mit milchigem Häutchen |
1225 mm (innen 7–8) |
P N |
Pelzbienen | Anthophora plumipes | 1415 mm |
glatter Mörtel (evtl. mit Holzfaserschicht) |
37 mm | L | Lehmwespen | Ancistrocerus spec. | 815 mm |
Symmorphus spec. | 915 mm | ||||
rauher heller Mörtel aus Lehm (je nach Herkunft grau o. gelb) |
36 mm | S | Töpfer-Grabwespen | Trypoxylon spec. | 612 mm |
57 mm | P | Mauerbienen | Osmia rufa | 912 mm | |
610 mm | Osmia cornuta | 1015 mm | |||
sehr harter Mörtel (mit Steinchen) später schwarz |
35(6) mm | P | Scherenbienen | Chelostoma florisomne | 711 mm |
Chelostoma fuliginosum | 810 mm | ||||
Harz mit Steinchen | 2,54 mm | P | Löcherbienen | Heriades truncorum | 67 mm |
Harz, oft gelb, auch m. Spänen/Bohrmehl |
24(5) mm | B | Blattlaus-Grabwespen | Passaloecus spec. | (divers) |
Mörtel aus zerkauten Blättern: erst grün, dann dunkelbraun |
45 mm | P | Mauerbienen (siehe oben) |
Osmia caerulescens | 810 mm |
Blattstücke (selten Blütenstücke): erst grün, dann braun |
56 mm | P | Blattschneiderbienen | Megachile centuncularis | 912 mm |
6 mm | Megachile rotundata | 68 mm | |||
transpar.seidiges Sekret-Häutchen |
2,54 mm | PN | Ur- bzw. Maskenbienen | Hylaeus spec. | 57 mm |
transpar.seidiges Häutchen, ca. 15mm hinter der Öffnung |
56 mm | PN | Seidenbienen | Colletes daviesanus | 89 mm |
V = Nahrungsvorrat · B = Blattläuse · L = Larven · N = Nektar · P = Pollen · PN = Brei · S = Spinnen |
Niströhren bzw. Nestverschlüsse können, wie gesagt, sowohl von Bienen als auch von Wespen stammen, deshalb müssen hier beide Gruppen berücksichtigt werden, und die Liste ist nicht nach Gattungen der Bewohner, sondern nach den Verschlüssen sortiert. Da die Durchmesser der Gangöffnungen bei den verschiedenen Arten jeweils variieren können, ist das Verschlußmaterial das erste Kriterium.
Die zweite Tabelle nennt die häufigsten Parasiten, die wir an Nestern in Wänden, Totholz und unseren Nisthilfen beobachten können:
Aussehen | Loch-Ø | V | Parasitengattung (Wirtsgattung) |
Parasitenarten | Länge |
---|---|---|---|---|---|
braungelb mit beigen Flecken auf Tergiten |
1225 mm in Lehm |
P | Trauerbienen (Wirte: Pelzbienen) |
Melecta albifrons | 1217 mm |
schwarz mit weißl. Flecken, sehr selten! |
56 mm in Wänden |
P | Filzbienen (Wirt: wand- nistende Seidenbiene) |
Epeolus variegatus | 79 mm |
ähnlich der Taufliege, aber rote Augen |
2-mm-Loch in Lehm- verschluß |
P (L) |
Taufliegen (Wirte: Mauerbienen) |
Cacoxenus indagator | 34 mm |
leuchtend metallisch blau, grün und rot |
glatter und rauher Mörtel, 210 mm |
L | Goldwespen (Wirte: Lehm- & Grabwespen) |
Chrysis cyanea | 613 mm |
Chrysis ignata | |||||
keulenartig verdickte Hinterbeine |
transparent- seidig |
E (L) P |
Gicht- bzw. Schmal- bauchwespen (W.: vor allem Maskenbienen) |
Gasteruption spec. | 812 mm |
lang & schlank mit keulenartigen Fühlern |
Mörtel oder Harz mit Steinchen |
E P |
Keulenwespen (W.: vor allem Scheren- & Löcherbienen etc.) |
z.B. Sapyga clavicornis | 7,512 mm |
Sapygina decemguttata | 6,59 mm | ||||
schlank, gekrümter Hinterleib, sehr langer Legebohrer |
Mörtel auch mit Steinchen |
L | Schlupfwespe (W.: vor allem Scheren- & Mauerbienen etc.) |
Ephialtes spec. | ca. 12 mm |
V = Nahrungsvorrat · E = Ei · L = Larve · P = Pollen · W = Wirt(e) |
Wer anhand der Nestverschlüsse oder der eher spärlichen Literatur nicht zum Ziel kommt, könnte versuchen, einen Wildbienen-Experten zu kontaktieren, der die meisten Arten bestimmen kann; allerbestes Fotomaterial wäre dafür Voraussetzung. Solche Experten gibt es allerdings nicht viele, und die wenigen, die es gibt, haben nur selten Zeit für eine Bestimmung. Hilfe ist daher am ehesten im Internet zu erwarten, z. B. auf den folgenden Artenportraits oder auf einer der folgenden Websites:
Großaufnahme eines Männchens der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis/rufa, Solingen, Februar 2001) |
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Erste Gattung |